Infos zum Spielzeitbeginn 2018/19

Yes but no

Yes but No von Yael Ronen & Ensemble | Foto: Esra Rotthoff

Mit zwei neuen Stücken von Yael Ronen und Suna Gürler eröffnet das Maxim Gorki Theater die kommende Spielzeit. Die beiden Theatermacherinnen gehören zu einer Reihe weiterer Autorinnen und Regisseurinnen, die mit ihren Handschriften und Arbeitsweisen den Anfang der sechsten Gorki-Spielzeit von Shermin Langhoff und Jens Hillje prägen: darunter sind Gorki-Hausautorin Sasha Marianna Salzmann, die preisgekrönte Nachwuchsregisseurin Nora Abdel-Maksoud und Regisseurin Marta Górnicka. Weitere Arbeiten der Spielzeit stammen von Sebastian Baumgarten, Ersan Mondtag und dem Zentrum für Politische Schönheit. Die neue Saison beginnt am 23. August mit der Wiederaufnahme von A Walk on the Dark Side von Yael Ronen und Ensemble. Die beiden ersten Uraufführungen finden am Freitag, 7. September statt.

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Wie Suna Gürler nimmt auch Yael Ronen die #MeToo-Debatte als Ausgangspunkt für ihr Stück YES BUT NO, das am 7. September um 20.00 Uhr Uraufführung feiert. Zusammen mit den Schauspieler*innen Riah May Knight, Lindy Larsson, Svenja Liesau, Orit Nahmias, Taner Şahintürk ergründet sie das eigene Begehren und fragt, wie sich eine feminisierte Welt auf unsere Sexualität auswirken würde. Begleitet von neuen Songs des bekannten israelischen Singer-Songwriters Shlomi Shaban suchen sie nach neuen Formen eines Umgangs miteinander.

Zuvor zeigt am selben Tag die junge Regisseurin Suna Gürler, die für ihr feministisches Stück STÖREN bereits mit mehreren Nachwuchspreisen ausgezeichnet wurde, eine neue Arbeit im Studio Я. Für YOU ARE NOT THE HERO OF THIS STORY hat sie gemeinsam mit fünf Schauspieler*innen, darunter Künstler*innen aus dem Exil Ensemble, und dem Autor Lucien Haug heutige Männerpositionen erforscht. Basierend auf Interviews mit echten Männern gehen sie deren Ängsten, Wünschen und Hoffnungen auf den Grund. (Uraufführung am 7. September um 18.00 Uhr im Studio Я).

Regisseur Sebastian Baumgarten gestaltet die dritte September-Premiere zur Saisoneröffnung und befasst sich mit Albert Camus‘ existentialistischem Klassiker DIE GERECHTEN. Basierend auf einem realen Kriminalfall, dem Anschlag einer Gruppe von Terroristen auf den russischen Großfürsten Sergei im Jahr 1905, befasst sich Camus mit der Frage: Ist der bewaffnete Widerstand gegen einen Autokraten gerechtfertigt oder überwiegt die Schuld, einen Menschen ermordet zu haben? Nach seiner Brecht-Neuinterpretation Dickicht sucht Baumgarten in der russischen Geschichte nach einem Verstärker, der die aktuellen Kollisionen erfahrbar macht. (Premiere am 29. September, 19.30 Uhr)

Gorki-Hausautorin Sasha Marianna Salzmann hat in ihrem vielbeachteten Romandebüt AUSSER SICH die Reise ihrer Hauptfigur Ali auf der Suche nach ihrem Zwillingsbruder durch eine opulent geschilderte Landschaft von Figuren und Geschichten beschrieben. Nun adaptiert Sebastian Nübling Salzmanns komplexe Erzählung für die Bühne, in der mögliche Bruchstücke von Identität immer wieder neue Anordnungen suchen. AUSSER SICH feiert am 12. Oktober Uraufführung und ist der Abschluss der Festivalreihe Almanya, die sich bereits in der aktuellen Spielzeit mit dem deutsch-türkischen Verhältnis befasst hat.

3.-27. Oktober: Festival War or Peace
Das Erbe des ersten Weltkriegs aus marginalisierten und postkolonialen Perspektiven


Ebenfalls im Oktober widmet sich das Gorki 100 Jahre nach dem Ende des 1. Weltkriegs in einem politischen Festival den Auswirkungen der geopolitischen Neuordnungen, die bis heute Zündstoff für aktuelle Konflikte sind. Für WAR OR PEACE - Crossroads of History 1918/2018 lädt das Gorki internationale Künstler*innen nach Berlin ein, um in Theater, Lecture Performances und Diskurs die heutigen Verwerfungen und ihre Ursprünge in der Geschichte multiperspektivisch zu beleuchten. Die Theatermacher*innen aus Deutschland, Georgien, Singapur, Tansania, Kroatien, Frankreich, Slowenien, Argentinien, Türkei, Bulgarien, Griechenland, Schweiz, Israel, Ukraine, Iran und Kurdistan machen mittels einer Vielzahl von Geschichten marginalisierte und post-koloniale Positionen sichtbar, um gängige Narrative aufzubrechen.

Spektakulärer Auftakt des Geschichtsfestivals wird die Inszenierung GRUNDGESETZ – EIN CHORISCHER STRESSTEST der polnischen Regisseurin Marta Górnicka vor dem Brandenburger Tor sein. Im Umfeld der Symbolik des Tages der Deutschen Einheit wird sie am 3. Oktober mit einem Chor aus 50 Berliner*innen das Grundgesetz nach einem von ihr entwickelten Libretto in Szene setzen. Nach mehreren Koproduktionen, die am Gorki bereits gezeigt wurden, erarbeitet Marta Górnicka diese Inszenierung erstmals vor Ort: Die Bürger*innen aus unterschiedlichsten Bereichen der Zivilgesellschaft werden das deutsche Grundgesetz im europäischen Kontext befragen, in Spannung versetzen und aufzeigen, dass die Verfassung kein Projekt einer homogenen Gruppe ist, sondern das einer sehr vielfältigen Gemeinschaft von Einzelnen.
Im weiteren Verlauf des Geschichtsfestivals gastieren international gefeierte Produktionen auf der Gorki-Bühne: Aus Paris kommt MEMORIES OF SARAJEVO des Ensembles Le Birgit, das Mladinsko Theaters aus Ljubljana gastiert mit DAMNED BE THE TRAITOR OF HIS HOMELAND! von Oliver Frljić. Die argentinische Regisseurin Lola Arias stellt in einem Filmscreening ihr preisgekrönten Projekt TEATRO DE GUERRA mit Veteranen des Falklandkrieges, das Film, Theater und Essay vereint.

Überdies sind Arbeiten von GalataPerform aus Istanbul, The Red House Centre for Culture and Debate in Sofia und der Experimental Stage/-1, Athen zu sehen. Weitere Lecture Performances und Stücke stammen von Hans-Werner Kroesinger & Regine Dura (Berlin), Kathleen Bomani (Dar-es-Salam), Data Tavadze (Tiflis), Daniel Kok (Singapur), Rojava Film Commune (Rojava), Ebru Nihan Celkan (Istanbul), Sivan Ben Yishai (Berlin/Tel Aviv), Anastasya Kosodyi (Saporischschja) und Mehdi Moradpour (Berlin)

Das Festival findet parallel und in Kooperation zum Geschichtscampus der Bundeszentrale für politische Bildung statt, für den 300 junge Geschichtsinteressierte aus ganz Europa zu Workshops und Austausch nach Berlin kommen. Das künstlerische Programm ist eine Kooperation mit der Kulturstiftung des Bundes mit Unterstützung des Auswärtigen Amts.

Neue Arbeiten von Nora Abdel-Maksoud und Ersan Mondtag ab November

Regisseurin Nora Abdel-Maksoud, die 2017 mit ihrem Stück The Making-of einen Überraschungserfolg landete und dreifach ausgezeichnet wurde, zeigt im November im Studio Я eine Fortschreibung. Auch THE SEQUEL ist eine bissig-böse Abrechnung zum Stand der Gleichberechtigung, das sie im verzweifelten Film-Setting eines Blockbusters ansiedelt: Hier will es die ehrgeizige Regisseurin Gordon mit dem Tugendterror dieser Tage aufnehmen, ausgerechnet anhand eines Remakes von George Orwells 1984. (Uraufführung am 23. November, 20.30 Uhr)
Ebenfalls für November ist eine Zusammenarbeit des Gorki mit dem Zentrum für Politische Schönheit geplant. Wie immer wird das ZPS die neue Aktion kurzfristig ankündigen.
Im Dezember arbeitet Regisseur und Bühnenbildner Ersan Mondtag erneut am Maxim Gorki Theater: Nach seiner Ödipus-Inszenierung setzt er sich mit einer weiteren mythischen Figur auseinander: Salome. Auch diesmal ist der Schauspieler und frisch ernannte Alfred-Kerr-Preisträger Benny Claessens dabei.

Die weitere Spielzeit gestalten Regiearbeiten von Hakan Savaş Mican mit Die Nacht von Lissabon, Oliver Frljić, Yael Ronen und Nurkan Erpulat. Rimini Protokoll zeigt im März eine neue Arbeit zu Kuba. In Koproduktion mit dem Schauspielhaus Zürich inszeniert Gorki-Hausregisseur Sebastian Nübling Necati Öziris Überschreibung der Kleist-Novelle Die Verlobung in St. Domingo, die im April in Zürich Uraufführung feiert und in der Spielzeit 19/20 ins Gorki-Repertoire kommt. Das ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Modellprojekt des Exil Ensembles, welches mit Mitteln aus der Kulturstiftung des Bundes und der Lotto-Stiftung ermöglicht wurde, läuft demnächst aus. Ayham Majid Agha, der in den vergangenen Spielzeiten als Co-Initiator und Oberspielleiter das Exil Ensemble Projekt begleitet und aufgebaut hat, hat sich entschieden, als freier Künstler seine künstlerischen Projekte zu verfolgen. Ihm gilt besonderer Dank für seine Arbeit in der Anfangszeit, die er als außerordentlich vielseitiger Künstler maßgeblich mitgeprägt hat. Die Produktionen, die währenddessen entstanden sind, werden weiter im Repertoire der kommenden Spielzeit gezeigt: Die Hamletmaschine von Heiner Müller (Wiederaufnahme am 30.8.), Elizaveta Bam von Daniil Charms (WA am 4.9.) sowie Winterreise رحلة الشتاء von Yael Ronen (WA 15.9.) und Skelett eines Elefanten in der Wüste (WA 1.9.), das Ayham Majid Agha geschrieben und inszeniert hat.

Das Gorki Ensemble und Exil Ensemble wachsen zusammen 

2019 geht das Exil Ensemble in die nächste Projektphase, diesmal mit der Unterstützung des Landes Berlin: Vier Schauspieler des Exil Ensembles werden zunehmend in die bestehende Struktur des Gorki eingebunden: Mazen Aljubbeh, Maryam Abu Khaled, Karim Daoud und Kenda Hmeidan spielen bereits zu Saisonbeginn in den Inszenierungen Die Gerechten, You are not the Hero of this Story und Ausser sich. Die anderen Schauspieler*innen des Exil Ensembles begleitet das Gorki auf ihrem künstlerischen Weg zu Engagements an anderen deutschen Theatern. Berlin bleibt ein Zufluchtsort für Künstler*innen im Exil, weswegen das Maxim Gorki Theater weiter am Exil Ensemble Projekt arbeiten wird und an Förderungsmöglichkeiten sowie Kooperationen, die dieses Modell am Haus langfristig sichern.

Neben den Kolleg*innen aus dem Exil Ensemble bekommt das Gorki Ensemble weiteren Zuwachs: Abak Safaei-Rad wird Ensemble-Mitglied. Ab Dezember arbeitet sie fest am Haus und wechselt dafür aus Stuttgart nach Berlin. Als Gastschauspielerin war sie bereits vergangene Spielzeit in Sebastian Nüblings Inszenierung von Sibylle Bergs NACH UNS DAS ALL zu sehen.

Gorki Forum: Navid Kermani spricht bei Berliner Korrespondenzen 

Das Gorki Forum ergänzt weiterhin das Gorki-Programm mit Gesprächsformaten und Gästen aus Wissenschaft und Bereichen der Zivilgesellschaft, die sich mit den gesellschaftlich-politischen Themen, welche auf der Bühne verhandelt werden auf diskursiver Ebene auseinandersetzen. Für die Etablierung des Gorki Forums hat die bisherige Leiterin, Esra Küçük mit großer Expertise und Kreativität in der Vernetzung gesorgt. Das Gorki dankt ihr dafür und gratuliert Esra Küçük, die demnächst die Leitung der Allianz-Kulturstiftung übernimmt. Das Theater freut sich auf eine weitere Zusammenarbeit an den gemeinsamen Themenfeldern Kultur und Europa und auf zukünftige Impulse. Das Gorki Forum wird weitergeführt und weitergedacht von den Dramaturg*innen des Hauses. Einen Schwerpunkt in der kommenden Spielzeit bildet die Reihe Berliner Korrespondenzen, welche nunmehr in der dritten Saison internationale Denker*innen nach Berlin einlädt. In der ersten Veranstaltung der Saison spricht Navid Kermani am 23. September, um 12.00 Uhr über die Auflösung der Weltordnungen in unserer Zeit. Esra Küçük wird die Veranstaltung moderieren.

Dank an Geschäftsführer Jürgen Maier

Zu Beginn der kommenden Spielzeit übergibt Jürgen Maier die Geschäftsführung des Maxim Gorki Theaters an Marcel Klett. Jürgen Maier gilt besonderer Dank für fünf Spielzeiten vertrauensvoller und äußerst erfolgreicher Zusammenarbeit und nicht zuletzt dafür, dass er für eine nahtlose Übergabe gesorgt hat.

Bildmaterial zur Ankündigung der einzelnen Produktionen finden Sie im Pressebereich des Gorki 
Pressekontakt: Xenia Sircar sircar@gorki.de Tel. 030 20221

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