Yael Ronen und das unerschrockene Ensemble nehmen die Nachwirkungen von #MeToo in ihrer neuen Stückentwicklung Yes but No persönlich: Sie begegnen sich selbst als Opfer und als Täter, sprechen über Übergriffe, über sexuellen Missbrauch, erforschen Begehren und Grenzen, gehen Ängsten und Mindfucks auf den Grund und suchen nach aufrichtiger Kommunikation in Schamregionen.
Das Wichtigste ist, dass man ehrlich ist, oder? Wir können doch offen über alles sprechen? Oder nicht? Aber man sollte genau wissen, wo die Grenze zwischen Ehrlichkeit und Belästigung ist, was angemessen ist, was man sagen darf und was nicht. Vor allem sollte man wissen, wie man das alles herausfindet.
Wenn Fantasie und Realität, Ausnahmezustand und Alltag, Begehren und Angst vor dem Verletzen zusammentreffen, kommt die Sprache an ihre Grenzen und es wird schwer, »darüber zu reden«. Und wenn gesprochen wird, dann oft als Zuruf auf der Straße, als Bemerkung auf der Arbeit, stets den Linien des Patriarchats von oben nach unten folgend. Aber wie verändert sich der Umgang mit Scham, Angst und Lust offline in Zeiten der Online-Revolution von #MeToo?
Und obwohl das Theater die Konflikte liebt und zur Analyse von gesellschaftlichen Strukturen einlädt, riskiert das Ensemble in diesem Stück etwas Ungewöhnliches: Visionen. Sie brechen auf, um neue Formen von zwischenmenschlicher Kooperation zu erproben – auch mit dem Publikum. Und wo die Sprache versagt, beginnt die Musik mit eigens komponierten Songs des israelischen Superstars und Experten für Beziehungsfragen Shlomi Shaban.
Triggerwarnung: Dieses Stück thematisiert u.a. Missbrauch und sexualisierte Gewalt.
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Uraufführung: 7. September 2018
Foto: Esra Rotthoff
»[E]s ist vielleicht das Beste, was einem Theater zum Spielzeitbeginn passieren kann: zum sozialen Ort werden.«
»Yael Ronen [ist] mit ihrem Talent für biographisches Andocken, ihrer Tanzsicherheit zwischen Satire, Scherz und tieferer Bedeutung sowie ihrer krampflösenden Unverschämtheit prädestiniert für das Thema.«
»[D]er Abend hinterlässt ein deutliches Gefühl, Inspiration und Denkanstöße. Vor allem sendet er ein Signal: Bitte weiterdenken und weitermachen – jetzt. Über den Hashtag hinaus.«
»Wie immer jagt Ronen unter komischem Hochdruck ihre Schauspieler aufeinander, bis sie unvermittelt zu Schmerzpunkten vordringen.«
»Für Momente wie diesen muss das Theater irgendwann einmal erfunden worden sein.«
»Wie so häufig bei Ronen entfaltet dabei das unauflösliche Oszillieren zwischen Spieler-Autobiographie und geformter Frauenrede eine emotionale Dringlichkeit, die unmittelbar berührt.«
»Hier fällt die Kunst krachend hinein in die Wirklichkeit, ein wahrhafter, sich selbst infrage stellender, unmittelbar angreifender Theatermoment.«
»[E]in Saisonauftakt, der sagt: Wir mögen im sechsten Jahr sein, aber wir treiben die gesellschaftliche Diskussion vor uns her wie an Tag 1. Und das ist auch verdammt gut so.«