Eine junge Frau erzählt: »Ein älterer Typ nimmt mich über eine Mitfahrgelegenheit nach Berlin mit. Unterwegs fragt er, ob ich Lust hätte, ein bisschen im Wald spazieren zu gehen …«
Wie kommt es, dass wir meinen, das Ende der Geschichte zu kennen? Was ist das für ein Narrativ, das davon ausgeht, dass man als Frau vergewaltigt, belästigt, begrapscht wird? Ein Narrativ, das den Beginn vorwegnimmt, sobald auf dem nächtlichen Nachhauseweg der Schlüssel als Waffe unbewusst in der Hand liegt, man nicht in die bis auf einen Mann leere U-Bahn einsteigt oder doch nicht die kurze Hose anzieht.
Ist es unaufhaltsam, das alte Spiel? Man hat einen Körper und das Leben ist so oder man hat einen anderen Körper und das Leben ist anders, arrangier dich bitte damit. Und dann kommt die Silvesternacht 2016 in Köln und plötzlich gilt es »unsere Frauen« zu beschützen. Aber: Welche Frauen sind damit gemeint und wem gehören die nochmal?
Regisseurin Suna Gürler begibt sich mit sechs jungen nicht-professionellen Schauspieler*innen auf die Spur vermeintlich allgemeingültiger Vorstellungen und Verabredungen, die sich um Geist, Körper und Daseinsberechtigung von Frauen ranken. Draußen auf der Straße wie beim Surfen im Internet lauert eine Gefahr nach der anderen, es gilt vorsichtig zu sein, zu lächeln, nicht anzuecken. Danke für die Tipps, aber sind wir noch nicht weiter?
Eine rhythmische Suchbewegung über die Frage, wie viel Raum Frauen in unserer Gesellschaft eigentlich zusteht, wo dieser zu finden ist und warum er immer noch nicht selbstverständlich geworden ist.
Triggerwarnung: Die Inszenierung enthält Szenen, die sich mit sexualisierter Gewalt, Hatespeech und Rassismus auseinandersetzen.
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Premiere am 19/Oktober 2016
Eingeladen zu Radikal jung 2017 - Das Festival für junge Regie
Eingeladen zum Theatertreffen der Jugend 2017
Einzelne Szenen entstanden unter Verwendung von Textauszügen von Lena Dunham, Pola Oloixarac, Laurie Penny, Auszügen aus Jean Kilbournes Film Killing Us Softly IV und Blogs aus dem Internet.
Im Kontext der Inszenierung Stören bietet Gorki X ein umfangreiches Vermittlungsprogramm für Schulen, Bildungsträger und Vereine an.
Mehr Informationen: x@gorki.de
STÖREN wird gefördert durch die Stiftung Mercator. Eine Produktion des Maxim Gorki Theater.
Hinweis: Bei dieser Inszenierung ist leider kein Nacheinlass möglich für Zuschauer*innen, die verspätet kommen. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel
»Dem zuzuschauen macht Spaß, weil Soraya Reichl, Zeina Nassar, Sezgi Ceylanoğlu, Mariette Morgenstern-Minnemann, Nathalie Seiß und Julian Süss erstaunlich selbstbewusste Performer*innen sind, die sich mit all ihrer Körperlichkeit in ihre Rollenspiele werfen.«
»Ihr Umkreisen von Selbstbestimmtheit, Selbstverwirklichung und Geschlechterklischees ist unterhaltsam, anregend und hervorragend rhythmisiert.«
»[S]ehr wertvolles Theater. Man muss wirklich keinen Augenblick darüber nachdenken, sondern kann sofort mit dem Nicken anfangen.«
»Gleichwohl lässt die rasante Inszenierung keine Larmoyanz aufkommen, so selbstbewusst und kraftvoll sind diese jungen Frauen. Eine Wucht.«
»Stören ist eine 75-minütige Tour de Force durch die Abgründe alltäglicher Welterfahrung, der Frauen und Mädchen jeden Tag ausgesetzt sind, unbemerkt zuweilen gar von sich selbst und fast immer von denen, die sie umgeben, die ihnen einreden wollen, es läge an ihnen, etwas dagegen zu tun. Der Abend ist ein Erkenntnislabor, ein Akt des Widerstands, ein trotziges Aufbäumen widerspenstiger Selbstbehauptung.«