»Es gibt einen Schiffbruch, Zwillinge werden getrennt, die Schwester legt die Kleidung des verschollenen Bruders an und geht als dieser Bruder in ein unbekanntes Königreich, um diesen Bruder zu suchen. Sie findet ihn in sich. Das ist so ziemlich das, was in Außer sich passiert.«
Sasha Marianna Salzmann
Alis Zwillingsbruder Anton ist verschwunden. Nach Jahren kommt eine Postkarte ohne Absender ins Haus, beschriftet nur mit dem Wort »Istanbul«. Ali stürzt in die Wirrnisse dieser Stadt: Die Straßen biegen sich, Farben und Konturen verschwimmen. Ali fängt an zu vergessen, warum sie gekommen war und was sie sucht. In einem Club lernt sie Katho kennen, der sie durch die Nachtszene Istanbuls führt. Sie begegnet Aglaja, die zur Symbolfigur der Gezipark-Proteste wird. Und irgendwo in Spiegeln von Bars und um die Ecke biegend, erahnt sie Anton und rennt ihm nach.
In Sasha Marianna Salzmanns gefeiertem Debütroman AUSSER SICH versucht Ali Geschlecht, Sprache, Länder hinter sich zu lassen, bis sie versteht: es geht nicht weiter, wenn sie nicht weiß, was vorher war. Sie entschließt sich, wieder zurückzugehen und das zu tun, wovor sie immerzu weggelaufen ist: Ihre Familie zu befragen. Warum sind wir so oft gegangen? Was ist dieses Rennen in uns? 100 Jahre jüdische Familiengeschichte entspinnen sich über Odessa, Czernowitz, Grosny, Wolgograd, Moskau, Deutschland, Deutschland, Deutschland und dann Istanbul am Hafen, wo Katho von Odessa erzählt.
Hausregisseur Sebastian Nübling betritt mit dem Ensemble diese opulente Landschaft von Figuren und Geschichten. Eine Odyssee der Wandlungen und Umbrüche. Was bedeutet es heute, »Ich« sagen zu können? Mögliche Bruchstücke von Identität suchen immer wieder neue Anordnungen.
Premiere 12. Oktober 2018
TRAILER ANSEHEN
Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main
Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel
»Spannend sind […] die Passagen in Istanbul, die den Status des Dazwischen der Protagonisten thematisieren, spannend ist die Aufteilung der Figur Alissa/Ali auf Kenda Hmeidan und Sesede Terziyan, spannend ist die Bühne Magda Willis, ein ortloser Durchgang in ein Spiegelkabinett […]«
»Nübling hat sich als Regisseur nach und nach zur Allzweckwaffe entwickelt, der Klassiker ebenso routiniert inszeniert wie Zeitgenössisches und Projekthaftes.«
»Mal wabert alles vor entgrenzter erotischer Energie wie in einem aufgeregten Bienenstock, mal scheint die Zeit still zu stehen: rasender Stillstand.«