Die Hamletmaschine

آلية هاملت

Dein für immer, meist geliebte Frau, solang diese Maschine zu ihm gehört. Hamlet.
Shakespeare, Hamlet

Mit diesen Worten endet Hamlets berühmter Brief an Ophelia, in dem er versucht, dem einzig geliebten Menschen seinen Ausstieg aus dem System der Norm anzukündigen. Das Wort »machine« taucht bei Shakespeare nur ein einziges Mal auf. Es bezeichnet den Körper, der in der barocken frühaufklärerischen Zeit oft als Maschine, als aus vielen Teilen zusammengesetztes Wunderwerk, bezeichnet wurde. Shakespeares Stück selbst ist eine solche Theaterzaubermaschine. Eine Reflexion über Tod und Religion, über Norm und Wahnsinn, über Macht und Ohnmacht. Und neben all dem auch ein großer Text über das Theater selbst.

1977 schrieb Heiner Müller mit Die Hamletmaschine eine Adaption, die die Maschine im Titel führt. Das Exil Ensemble ist seit der Spielzeit 2016/17 Teil des Gorki. Die sieben Schauspieler*innen spüren mit Sebastian Nübling diesem und anderen Texten nach und forschen in dem ergebnisoffen angelegten Projekt nach der eigenen Position. Sie folgen mit Hamletmaschine dem Dramatiker, der die Position des Intellektuellen in einer Welt, die aus den Fugen geraten ist, radikal in Frage stellt, sezieren Müller folgend Shakespeare und setzen die verbleibenden Fragmente wieder zusammen.


TRAILER ANSEHEN

 

Premiere am 24/Februar 2018



Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel

 

Ein Projekt des
Exil Ensemble
Unter Verwendung von Texten von
Ayham Majid Agha

Team

Ausstattung

Musik

Dramaturgie

Besetzung

Maryam Abu Khaled

Mazen Aljubbeh

Karim Daoud

Osama Hafiri

Tahera Hashemi

Kenda Hmeidan

Kinan Hmeidan

Pressestimmen

»Wohl keine Inszenierung kann den kondensierten Horror dieses knappen, nur neun Druckseiten umfassenden Textes aus dem Jahr 1977 einholen. Nun aber ist Sebastian Nübling […] mit dem Exil-Ensemble aus geflüchteten Schauspielern am Berliner Maxim-Gorki-Theater eine frappierend schlüssige Aufführung gelungen. Statt des zum Scheitern verurteilten Versuchs, den Text zu illustrieren oder psychologisch-realistisch bewältigen zu wollen, setzt er auf artistische Verfremdung und belässt ihn in genau dieser Fremdheit und Kälte.«

 

»Dem Schwergewicht des Textes ist wohl auch nur mit der Leichtigkeit des Spiels beizukommen.«

 

»Zwischengeschaltet sind neue Texte des syrischen Regisseurs, des hier mitspielenden Autors Ayham Majid Agha […]. Krieg und Ruinen sind hier keine Metaphern, sondern bilden Alltagsrealität ab, die literarischen Bilder knüpfen direkt und zwingend an Müllers Allegorien an […].«
 

Sueddeutsche Zeitung, Peter Laudenbach

»Ein Buchstaben-Altar, der die bitteren, nihilistischen, blutvergossenen Müller-Worte heiligt. Die sieben Spieler des im Gorki beheimateten Exil-Ensembles, das Schauspieler mit Fluchterfahrung versammelt, treten als tanzende Zirkusnummern parodierende Horrorclowns in Jumpsuits und Halskrausen auf, zur krachbunt lackierten Dekoration des postmortalen Textes.«

 

»Sehr unbehaglich, viel Applaus.«
 

Berliner Zeitung, Ulrich Seidler

»So wird ein Text, der im hiesigen Theaterdiskurs fast nur noch im Aggregatszustand des eingefrosteten Kanons vorkommt, aus einem höchst gegenständlichen Blickwinkel neu lesbar.«

Tagesspiegel, Christine Wahl

»[C]horeografiestark wie schon seine gefeierten Sibylle-Berg-Abende hier am Haus.«

 

»Man spürt die Reibung […], auch die Lust an diesem Text.«
 

Berliner Morgenpost, Georg Kasch

»Und so packt einen der Verfremdungseffekt bei den Lachmuskeln und zugleich an der Gurgel, denn Sebastian Nübling inszeniert ›Die Hamletmaschine‹ von Heiner Müller mit dem Exil Ensemble des Maxim Gorki Theaters als Horrorclown-Show.«

 

»Geschickt platziert das Gorki Theater hier einen Stoff und seine Umsetzung mit zeit- wie kulturübergreifenden Bezügen: So öffnet sich mit der ›Hamletmaschine‹ ein Assoziationsraum, der dem Abend trotz der grell-distanzierenden Form und Spielweise und des ein oder anderen laienhaften Moments eine die Eingeweide umwühlende Relevanz verleiht.«
 

nachtkritik.de, Elena Philipp

»Als intellektuelles Gedankenspiel ist das anregend und lädt dazu ein, den Fährten und kulturgeschichtlichen Bezügen nachzuspüren […]«

daskulturblog.de, Konrad Kögler