Premiere: 16.01.2015
Letzte Vorstellung: 04.05.2017 (Derzeit keine Tickets verfügbar)
Als tot geglaubter Held der Revolution kehrt der Schlosser Gleb Tschumalow 1920 nach drei Jahren an der Front in sein Heimatstädtchen zurück. Doch statt einer sozialistischen Gesellschaft im Aufbau trifft er auf Hunger, Angst und Resignation. Der Zweifel der Arbeiter und der Rost der Maschinen fressen gleichermaßen am Zementwerk. Glebs Frau Dascha, inzwischen Funktionärin der Partei, kämpft verzweifelt gegen Hunger und Depression der revolutionsmüden Bevölkerung. Sie hat schlicht keine Zeit für den Heimkehrer. Nach dem Krieg wartet auf Gleb Tschumalow die härteste aller Prüfungen: die Arbeit des Helden an einer Welt, die Helden wie ihn nicht mehr braucht.
Heiner Müllers Zement entstand 1972 in der DDR. In der bleiernen Zeit der militanten Radikalisierung des linken Aufbruchs (West) und der Betonierung der Verhältnisse (Ost) gräbt Müller Fjodor Gladkows gleichnamigen Revolutionsroman von 1925 aus und bringt ihn mit der Antike in Kontakt. Sein Vers sprengt nicht nur ideologische Gewissheiten, sondern auch die Form der Erzählung. Zement wird so zu einer großen Tragödie über den Widerstand gegen die Vergeblichkeit.
»[...] [E]ine knallbunte Revolutionsanekdote [...].«
»Baumgarten mit seinem frappant-intelligenten »Zement«-Parcours schiebt so wie nebenbei auch den Riegel vor jede Art blind machende Selbstgefälligkeit: »Die Geschichte der Bundesrepublik ist noch nicht geschrieben worden.«
»Jetzt könnte man Baumgartens Gesamtkunstwerk sezieren. Interpretieren. Verstehen wollen. Besser ist: wirken lassen! Als großen Abend eines geschlossenen Ensembles mit komischen Spitzenleistungen Thomas Wodiankas als Badjin und einer beängstigend glaubhaft vom Leben durchgerüttelten Sesede Terziyan als Dascha.«
»Gläubige Heiner-Müller-Puritaner werden diese Inszenierung hassen. Heiner Müller hätte vermutlich grimmiges Vergnügen an ihr gehabt.«
»Ein spannendes, gerade bezüglich grauenvoller Aktualitäten gespenstig wirkendes Denk- und Lehrstück.«
»Ein furioser Kraftakt, vehement theatralisch, huch durch das stark spielerische, dabei hoch konzentrierte Ensemble. Großes, komplexes, also überhaupt nicht plakatives politisch philosophisches Theater über die Tragödie des Menschen aus rotglühender Weltverbesserungssehnsucht und blutgetränkter Vergeblichkeit.«
»Theater von Regisseur Sebastian Baumgarten über unsere gespenstische Gegenwart, eingeklemmt zwischen den Zeiten, festgefroren zwischen Her- und Zukunft. Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?«