Das Revuetheater ist wieder da! Fast schien es, als hätten die Nazis gesiegt. Das Revuetheater, jene queere Mischung aus Operette, modernem Boulevard, politischem Kabarett, Jazz und neuer Musik war das Genre, das wie kein anderes das Bild der »Goldenen Zwanziger« in Berlin prägte. Doch diese hohe frühpostmoderne Unterhaltungskunst fiel den Nazis und ihrem antisemitisch-homophobem Hass zum Opfer. Die Künstler*innen mussten emigrieren, ihre Werke verschwanden und mit ihnen auch das Genre.
Alles Schwindel, 1931 uraufgeführt, ist eine echte Wiederentdeckung. Was wie eine klassische Boy-meets-Girl-Story beginnt, wird zu einem aberwitzigen Parcours durch die Scheinwelten der späten Zwanziger Jahre und damit einer Zeit, in der »Tempo« das entscheidende Wort war und »Schritt halten« den Rhythmus vorgab. Die Musik des später nach London emigrierten Mischa Spoliansky kann neben Größen wie Kurt Weill bestehen.
Christian Weise hat als Regisseur einen riesen Spaß an solchen Stoffen, von Spoliansky inszenierte er bereits die Operette Wie werde ich reich und glücklich. Er wirft sich mit dem Gorki-Ensemble in den Strudel einer großen Berliner Zeit, die in ihrem Flimmern, aber auch in ihrer bedrohlichen Fragilität politisch und hedonistisch zarte Ähnlichkeiten zu der Stadt hat, wie sie heute zu erleben ist.
Ein rasanter Kostüm-, Musik und Tanzabend mit Songs, die im Ohr bleiben und einer verwirrend aktuellen Story.
Premiere: 17/Dezember 2017
Bühnenfotos: Ute Langkafel