M(other) Courage

Ein Chorstück

Die polnische Regisseurin Marta Górnicka hat sich dem Chor verschrieben. Sie will ihn für das Sprechtheater zurück gewinnen. Hatte in der antiken Tragödie der Chor ein Gegenüber, so steht der Chor bei Górnicka im Zentrum, also allein auf der Bühne. Wobei ›allein‹ in diesem Fall heißt, dass sie für ihre Inszenierung Chöre aus über 20 Menschen zusammenstellt.

Ihren Arbeiten liegt stets ein eigenständiges Libretto zugrunde, welches sie ausgehend von einem literarischen Text um verschiedene Perspektiven und Themen erweitert, bearbeitet und collagiert. Für ihr Braunschweiger Stück lässt sich Górnicka vom Motiv der geschäftstüchtigen Mutter, die im Krieg ihren Profit macht, aber auch ihre Kinder darin umkommen sieht, aus Bertolt Brechts Mutter Courage anregen und untersucht es für unsere Gegenwart: Wer profitiert heute vom Krieg? Welcher Preis ist dafür zu zahlen? Ihr Chor repräsentiert viele Stimmen und hinterfragt die Stereotypen von Gruppen, denen wir angehören oder denen wir gegenüber stehen. Der Chor zitiert Stimmen von Müttern und Kindern, Demonstrant*innen und Gegendemonstrant*innen, Wutbürger*innen, Kämpfer*innen und Fans. Bekannte Formeln, Sprüche werden skandiert, verfremdet, ironisiert. Sie erleben garantiert nicht Brecht, aber einen Chor, der Kraft hat, überwältigend, aggressiv, überraschend und immer wieder
wunderschön ist.

Die Regisseurin und Sängerin Marta Górnicka ist Absolventin der Fakultät für Regie der Theaterakademie Aleksander Zelwerowicz, der Musikhochschule Frédéric Chopin in Warschau, der Warschauer Universität und der Staatlichen Schauspielschule in Krakau. Für ihre Arbeit M(other) Courage wurde sie für den FAUST Preis 2016 in der Kategorie Regie Schauspiel nominiert.

 

Wir danken dem Polnischen Institut für die Unterstützung des Gastspiels M[other] Courage im Rahmen des Festivals Uniting Backgrounds – Theater zur Demokratie.
 

Team

Konzept + Skript/ Regie

Choreografie

Bühnenbild

Ausstatter

Licht

Dramaturgie

Pressestimmen

Die Inszenierung zieht ihre Kraft allein aus dem gesprochenen, gesungenen, geschrienen und geflüsterten Wort, aus dem klugen hin und her, dem Miteinander und Gegeneinander des Chores. [...] Gleichzeitig ist die Inszenierung aber auch mit einfachen Mitteln gewaltig, schlicht durch die genaue Choreographie und die dichte Wort- und Sprachinszenierung. [...] Besser geht es kaum. Knallt. Ganz gewaltig.

nachtkritik

Manchmal genügen 45 Minuten, um dem Publikum so viel Wind entgegenzublasen, dass diesem schier schwindelig wird. Marta Górnicka, der Preisträgerin des Regiefestivals ›Fast Forward‹ von 2012, gelingt mit der Uraufführung ihrer Chorarbeit ›M(other) Courage‹ nicht weniger als dies. [...] ›M(other) Courage‹ ist eine physisch mächtige, [...] radikale wie mutige und angenehm unpädagogische Produktion, die bei ihrer Premiere verdientermaßen kräftig beklatscht wird.«

neue Braunschweiger

»Górnicka selbst steht während der ganzen Aufführung auf einem Sockel in der Mitte des Parketts und dirigiert. Man muss sie nur ansehen, um ihre Kraft zu spüren. [...] Bang. Bang. Bang. Und so dicht und zwingend erscheint auch das Ergebnis auf der Bühne.«

Theater heute

»›M(other) Courage‹ ist vor allem ein akustisch-sinnlicher Genuss, die [...] Regisseurin eingeschlossen, die ihre Choristen inmitten der Zuschauer stehend dirigiert [...]. In solchen Momenten, wenn Choreographie, Sprache und Sinn sich gegenseitig verstärken, ist Górnickas Chortheater ganz stark. [...] Eine erfrischend andere Theatererfahrung.

Braunschweiger Zeitung

» [...] die [Inszenierung] ist sowas von fast forward, dass man es kaum in Worte fassen kann: nur 45 Minuten lang, aber mit einem solchen Feuerwerk an gedanklichen und ästhetischen Brüchen, wie sie andere Regisseure kaum in einem Lebenswerk zusammenbekommen. Ganz weit vorn ist sie damit auch in der Entwicklung einer neuen Form von großem avantgardistischem politischem Theater. [...] Marta Górnicka beweist, dass sie eine der spannendsten neuen Stimmen in der europäischen Theaterlandschaft ist.«

Theater pur