Ein Jahrhundert nach Ende des Ersten Weltkriegs wird die Geschichte dieses Krieges noch immer vor allem aus europäischen Blickwinkeln erzählt: das globale Ausmaß des Konfliktes wird verschwiegen, die Erlebnisse seiner nichteuropäischen Akteure bleiben verborgen, als wären es vier Jahre Gemetzel gewesen, die nur den Frieden Europas gestört haben. Der multimediale Vortrag What Happened Here der Künstlerin Kathleen Bomani untersucht die Geschichte und die anhaltenden Auswirkungen des deutschen Kolonialismus und des Ersten Weltkriegs in Afrika. Mit Hilfe von Archivbildern und aktuellen Filmaufnahmen sowie hundert Jahre alten Arbeitsliedern und weiteren Medien veranschaulicht ihr Vortrag auf lebendige Weise vier Jahre Recherche (2014–2018), die das herkömmliche Narrativ des Ersten Weltkriegs in Frage stellen und das unbekannte Blutvergießen des deutschen Kolonialismus aus dem Schatten hervorholt. Der Ostafrikafeldzug, der 1917 zu Ende ging, war mit Abstand eine der längsten und tödlichsten Serien von Schlachten, die den Kontinent heimsuchten: Deutschland, Großbritannien, Portugal und Belgien kämpften gegeneinander, zum Großteil mit Hilfe versklavter afrikanischer Soldaten. Kathleen Bomani gräbt dieses Erbe aus, nicht um dessen Ende zu gedenken, sondern um seine heutige Bedeutung zu verdeutlichen.
Wilde, Räuber, Lumpen: Wie Soldaten aus den Kolonien im Ersten Weltkrieg in Europa kämpften von Pankaj Mishra | Textauszug lesen
Performance im Rahmen des Festivals
War or Peace - Crossroads of History 1918 / 2018