FESTIVALREIHE AM MAXIM GORKI THEATER ZU DEUTSCH-TÜRKISCHEN BEZIEHUNGEN
25 - 27/Mai
Leopardpanzer in Afrin, eine Bundeskanzlerin, die Erdoğan im Wahlkampf unterstützt, der zynischer Weise so genannte »Flüchtlingsdeal« – die aktuelle türkische Politik ist auf vielfache Weise mit der deutschen verknüpft, und das nicht erst seit heute. Der Titel Almanya 2018, unter dem das Gorki eine Reihe von Theateraufführungen, Diskussionsveranstaltungen und Performances zusammenfasst, die sich mit dem deutsch-türkischen Verhältnis und seiner Geschichte befassen, verweist auf diesen Zusammenhang: »Almanya« ist das türkische Wort für Deutschland.
Die deutsche Tradition, von einem vorgeblich erhabenen moralischen Standpunkt aus mit dem Zeigefinger auf andere Staaten zu verweisen, soll am Gorki nicht ungebrochen fortgeführt werden. Im Gegenteil geht es darum, die deutsche wie die türkische Verantwortung für politische Verwerfungen aufzuspüren. Die Festivalreihe Almanya 2018 am Maxim Gorki Theater versucht die deutsch-türkische Geschichte über das Netz persönlich-politischer Geschichten zu formulieren und so Zusammenhänge jenseits der offiziellen Postulate sichtbar zu machen. Das Gedenken an den Völkermord an den Armenier*innen im Ersten Weltkrieg und die deutsche Mitverantwortung an den Verbrechen hat am Gorki bereits Tradition. Dieses Mal sind armenische Künstler*innen aus der Türkei beteiligt, die – wie Hayko Bağdat – im Exil in Deutschland leben und auch hier nicht sicher vor ihren Verfolgern sind.
Die Geschichte der deutsch-türkischen Community in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wird in der Aufführung Lö Grand Bal Almanya unter den Vorzeichen des vor 57 Jahren geschlossenen Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und der Türkei spielerisch und musikalisch unterwandert. Die Premiere am 25. Mai rahmt ein Schwerpunktwochenende, das mit einer Sonderausgabe der Berliner Korrespondenzen mit Aslı Erdoğan (einer von vielen prominenten Exilant*innen), dem Gastspiel des in der Türkei zensierten Stücks Sadece Diktatör / Nur Diktator und einer türkischen Folge der Reihe Mythen der Wirklichkeit unter dem Titel Süleymankurt, eine inhaltliche Plattform zur Diskussion der aktuellen Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland bietet.
Den Blick in die Zukunft für eine translokale Auseinandersetzung zwischen Berlin und Istanbul bildet die Theaterproduktion nach dem Roman Außer sich von Sasha Marianna Salzmann, bearbeitet von Sebastian Nübling im Oktober als Abschluss der Festivalreihe.