Im Jahr 2022 ist das Recht zu entscheiden, wann und wie man Mutter wird, immer noch ein umstrittenes. Vielerorts wird für eine legale Abtreibung gekämpft, während mancherorts das Gesetz rückgängig gemacht werden soll. Der Diskurs polarisiert sich um zu hohe oder zu niedrige Geburtenraten, um künstliche Befruchtung, die Legalisierung der Leihmutterschaft, die Adoption durch Alleinstehende und homosexuelle Paare. Mutterschaft ist politisch. Geschrieben aus den Erzählungen von Müttern mit Migrationsgeschichte, von Transvätern, von heterosexuellen Müttern, die auf künstliche Befruchtung zurückgreifen, von schwulen Vätern mit Kindern, von Frauen, die abgetrieben haben, von Frauen, die keine Kinder haben wollen.
Mother Tongue ist eine Enzyklopädie der Reproduktion im einundzwanzigsten Jahrhundert. In einem hybriden Raum zwischen Bibliothek und Kuriositätenkabinett, in dem Dokumente, Filme und Musik ausgetauscht werden, rekonstruieren die Performer*innen die Vergangenheit und diskutieren die Zukunft.
Auf Deutsch, Englisch und Französisch
Premiere am 11/September 2022
Die erste Ausgabe des Stücks wurde von ERT Emilia Romagna Teatro produziert und hatte 2021 im Teatro Arena del Sole (Bologna) Premiere. Die zweite Ausgabe wurde vom Centro Dramático Nacional (Madrid) und dem Teatre Lliure (Barcelona) koproduziert und 2022 in Madrid uraufgeführt.
Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Aufführungsrechte: Verlag der Autoren, Frankfurt am Main
Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel
»Oft sieht man in feministisch gelabelten Bühnenperformances Schauspielerinnen, die sich an kanonischen Frauenfiguren abarbeiten, indem sie wortreich erklären, warum sie nicht Ophelia sein wollen (…) Sicher richtig, nur bleibt die feministische Selbstkonstitution dort immer eine ex negativo: Frau definiert sich darüber, was sie nicht ist; aus dem Paradigma ausgestiegen wird so allerdings nicht. Lola Arias geht darüber hinaus, und in dieser Hinsicht ist ›Mother Tongue‹ echte Pionierinnenarbeit.«
»Es ist ein kraftvoller, sympathischer, tief ins Herz fahrender und auch humorvoller Dokumentartheaterabend, bei dem man, wie schon so manches Mal im Gorki und insbesondere bei der argentinischen Theater-, Filme-, Bücher- und Musikmacherin Lola Arias, etwas vom Empowerment-Schwung abbekommt und in aktivistische Mittäterschaft gezogen wird.«
»Aus queerfeministischer und migrantischer Perspektive werden die bürokratischen Hürden aufgezählt, die das deutsche Familienrecht in all seinen Verästelungen den Kinderwünschen entgegenstellt, die nicht der Norm der Bilderbuchfamilie entsprechen.«
»Das Publikum der Premiere freute sich über die Inszenierung […] Es spiegelte damit, dass es um Ermutigung und Ermächtigung geht, solche alternativen Familienentwürfe offen zu leben und dafür zu kämpfen, dass sie einen besseren Weg zur rechtlichen Gleichstellung erhalten.«