»Gewalt lagert sich im Körper ab und lässt sich nicht auslöschen! Sie steckt weiter dort«, sagt ein zehnjähriges Mädchen im Stück. Und eine ältere Frau fügt hinzu: »Selbst das Opfer kann nicht glauben, was geschehen ist, so unglaublich ist das Geschehene, das Opfer ist sich selbst ein Ding der Unmöglichkeit.«
Nichts verdeutlicht diesen Sachverhalt besser, als die noch immer aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängte Geschichte der sexuellen Versklavung von Frauen durch das nationalsozialistische Deutschland. In Konzentrations- und Arbeitslagern war Sex mit Prostituierten im Lagerbordell die raffinierteste Form, Häftlinge zu noch größerer Produktivität anzutreiben. Diese Gewalt wurde nie öffentlich, geschweige denn wiedergutgemacht. Frauen als Kosten wurden ein für alle Mal aus dem kollektiven Gedächtnis über die nationalsozialistische Todesindustrie getilgt. Hat sich seit den Zeiten von Buchenwald etwas geändert?
Die in ganz Europa und der Welt wiedererstarkenden Nationalismen und faschistischen Auswüchse instrumentalisieren den Körper der Frau und des Kindes, missbrauchen ihn im politischen Kampf. Die totale Verfügungsgewalt über den weiblichen Körper ist das Fundament jedes nationalistischen Populismus.
Seit Anbeginn der kapitalistischen Akkumulation ist der Körper der Frau eine auf brutale Weise kolonialisierte Ressource. Sie entfremdete sich von ihrem Körper und von ihrer »Arbeit«. Die Räder des Kapitalismus und des Nationalismus greifen ineinander und rasten über dem Körper der Frau ein. In Jedem das Seine betrachte ich den Körper als einen Ort, an dem Faschismus wiederersteht und fortdauert.
Marta Górnicka
Mit Liliana Barros, Yasin Boynuince, Serena Buchner, Caroline Corves, Leonard Dick, Carmen Engel, Dana Greiner, Marta Górnicka, Maya Haddad, Thekla Hartmann, Antonia Hoffmann, Marion Hollerung, Stacyian Jackson, Gro Swantje Kohlhof, Laura Kupzog, Kim Nguyen, Moritz Ostruschnjak, Gina Penzkofer, Susanne Popp, Melanie Pöschl, Corinna Quaas, Anne Ratte-Polle, Theresa Schlichtherle, Samantha Schote-Ritzinger, Zoë von Weitershausen, Gülbin Ünlü
Foto: David Baltzer
In Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen