Fotos: Jürgen Graetz

Screening: Im Glanze dieses Glückes

Film-Screening & Gespräch

Am 9. November überlagern sich mehrere Ereignisse der deutschen Geschichte. 1848 scheitert die Märzrevolution. 1918 wird die erste deutsche Republik ausgerufen. 1923 putschen Hitler und Ludendorff. 1938 kommt es in der Nacht vom 9. auf den 10. November zu antisemitischen Pogromen. 1989 fällt die Berliner Mauer. Das ist jetzt 35 Jahre her. Das Gorki zeigt an diesem 9. November den Film Im Glanze dieses Glückes. Anfang 1990 gedreht, geht er bis zur ersten und einzigen freien Volkskammerwahl am 18. März 1990. Ein Team aus Ost- und Westdeutschen Filmemacher*innen hatte sich vorgenommen, den vielleicht zehnjährigen Prozess hin zur deutschen Wiedervereinigung zu begleiten. Es kam anders. Der Film legt in scharf kontrastierenden Montagen die Widersprüche und problematischen Seiten der staatlichen Einigung offen. Er zeigt auch eine Kundgebung auf dem Leipziger Augustusplatz. Tausende rufen »Helmut, Helmut!« und wählen am 18. März die Parteien, die einen schnellen Weg zur D-Mark versprechen. Die Bilder zeigen Jugendliche mit einer Deutschlandfahne auf der »Deutschland einig Vaterland« steht. Deutschland ist dick umrandet. Die ehemaligen Gebiete im Osten sind auch zu sehen. Es ist klar, wohin die Reise geht. Als es brenzlig in der Menge wird und man erste Hitlergrüße sieht, bricht die Kamera ab. Alles ist sofort wieder da, ja war nie weg, weder im Osten noch im Westen.

Im Anschluss an das Filmscreening werden sich die Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe und Johann Feindt, einer der Regisseure des Films, über den Film und die in ihm festgehaltenen Ereignisse 1989/1990 unterhalten. 

Max-Film, Deutschland, 1990, 85 min

Fotos: Jürgen Graetz