Premiere am 3/Mai in Zenica sowie am 5/Mai in Sarajevo
Es ist kalt in Deutschland, aber in Bosnien, in Bosnien ist es kälter, aber es ist nicht das Wetter. Die grüne Weite dieses Landes sticht in allen seinen Farben. Es brennt, wenn man versucht weiter zu sehen, deshalb hat man den Blick oft unten.
Es sollte eine Jagd werden. Dazu hat man sich auf die Lauer gelegt, sich heimlich in dunklen Ecken mit Informanten getroffen, oder versucht die Tochter von Radovan Karadžić im Parlament der Republika Srpska anzurufen. Ihre Nummer steht sogar im Telefonbuch. Das war der Plan. Am Ende ihrer Reise durch Bosnien hatten Vernesa Berbo, Moritz Sauer und Stephanie Zurstegge doch nicht mit den Kindern von Kriegsverbrechern des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995 gesprochen. Viel mehr hörten sie auf ihrer Reise im Herbst 2017 »ganz normalen« Leuten zu, Überlebenden des Konflikts, denn »die anderen« normalen Leute, die Täter, die sprechen leider gar nicht mit einem. In Hauptsache sie schießen nicht (Samo da ne pucaju) versammeln sie Stimmen des Krieges und des Landes, das daraus hervorgegangen ist. Was bedeuten den Bosnier*innen Schuld, Rache und Sühne? Obwohl niemand gerne Opfer in der Gegenwart ist, wären viele gerne Opfer in der Vergangenheit gewesen. Wann und wie ist das Sprechen über das Erlebte möglich, nötig und richtig, und – wie sag ich’s meinen Kindern? Was bleibt wahr, wenn man sich selbst und andere durch Geschichten und nicht durch Fakten erschafft?
Berliner Premiere: 30./31. Mai 2018
Ein Projekt von Vernesa Berbo und Moritz Sauer, koproduziert vom Studio Я / Maxim Gorki Theater in Kooperation mit dem International Theater Festival MESS/Scene MESS, und dem bosnischen Nationaltheater Zenica, gefördert durch Szenenwechsel, einem Programm der Robert Bosch Stiftung und des Internationalen Theaterinstituts (ITI), sowie die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa und die Heinrich-Böll-Stiftung Bosnien und Herzegowina.
Foto: © Esra Rotthoff