Celan mit der Axt und Valeska Gert - The Animal Show im Doppelpack
Paul Celan ist kein Dichter. Paul Celan ist ein jüdischer Forrest Gump, eine Chiffre der deutschjüdischen Nachkriegsgeschichte. Wie war das noch mal bei der Gruppe 47? Hat Thomas Brasch bei der Übergabe des bayrischen Filmpreises eigentlich die Kettensäge rausgeholt? Schoß Ignaz Bubis nicht mit Goldzähnen, nachdem Walser seine Paulskirchenrede gehalten hatte? Und wer ist dieser Amichai Süß, der halb Frankfurt aufkaufte um sich an den Deutschen zu rächen? Nehmen wir an, Celans Feldzug ist siegreich, nehmen wir an, die jüdische Emanzipation ist geglückt. Ein Blick in eine Zukunft, die wie der Griff nach dem Licht der Vergangenheit ist.
Valeska Gert - The Animal Show von und mit Marina Frenk
Valeska Gert, gebürtig Gertrud Valesca Samosch, wurde 1892 in Berlin geboren. In den 1920er Jahren war die jüdische Schauspielerin eine der wichtigsten dadaistischen Tänzerinnen Berlins. Nach der Machtübernahme durch die Nazis wurde Gerts Kunst als entartet bezeichnet, weshalb sie das Land verließ. In den USA als »Schande für die gesamte Emigration« verschrien, taumelte die ewig Desintegrierte zwischen Exilstationen und blieb
wortwörtlich unfassbar. Als Remigrantin kehrte sie nach dem Krieg nach Berlin zurück. Die personifizierte Entgrenzung Marina Frenk tanzt und erzählt Gert aus ihrem pinken Sarg wieder heraus auf die Bretter, in unsere post-post-post-dadaistische Zeit.
Die Inszenierungen entstanden im Rahmen der Radikalen Jüdischen Kulturtage 2017 (gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa)
Fotos: Stefan Loeber