Der Nubische Steinbock lebt in felsigen Wüstenregionen. Und genau hierhin hat sich auch Elinor zurückgezogen. Denn nachdem sie ein Leben lang am Rande des Abgrunds tänzelte, dabei gelassen und standhaft blieb, bringt eine erschütternde Information sie nun zum ersten Mal aus dem Gleichgewicht. Nahe des Toten Meeres, zeltet sie in der Wüste und brütet über ihr Leben.
Als Elinor ihre Tochter zu sich bestellt, weiß sie nicht, dass diese längst zu ihr unterwegs ist und mit einer ehemaligen und dem aktuellen Geliebten Elinors nach ihrer Mutter sucht …
Ein scharfzüngiges Kammerspiel in Yael Ronens bewährtem Dramedy-Stil über die abgründige Liebe über in Elinors Beziehungen: zu Tochter Luna, zur langjährigen Partnerin Gabriella und zum kurzzeitigen Geliebten Greg.
Mit einem besonderen Interesse für weibliche Rollen(-zuschreibungen) entwickelten Yael Ronen und Orit Nahmias dieses neue Stück unter dem Arbeitstitel Blue Monkey, Dirty Money.
Die Migrationsgeschichte der Hauptfigur ist ihr Vibrationshintergrund und prägt das Stück in der mehrsprachigen Kommunikation Elinors. Ebenso selbstverständlich ist die queere und intensiv gelebte Sexualität einer über 50-jährigen Frau. In den Vordergrund rücken aber die emotionalen Verwerfungen: Als mentale Gesundheit zum prägenden Thema wird und auch Suizid-Gedanken verhandelt werden, gerät das ohnehin schon komplizierte Fürsorge-Geflecht der Figuren zusätzlich unter Druck.
In Deutsch und Englisch
Uraufführung am 20/November 2022
Besonderer Dank an Taner Şahintürk und Jonathan Gat.
Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel
»Blood Moon Blues ist eine Komödie über den Umgang mit einer schweren psychischen Störung. [...] Ronen und ihre Co-Autorin Orit Nahmias suchen die Balance zwischen der Härte und dem Schmerz, den das Thema mit sich bringt, und dem befreienden Witz, der sich ihm abringen lässt.«
»Es ist ein ungeheuer süffig und clever geschriebenes Stück. [...] Da gibt es Auseinandersetzungsszenen zwischen den Darstellerinnen, die wahnsinnig unter die Haut gehen und gleichzeitig aber sehr lustig sind, und tiefe und unbequeme Wahrheiten über das Verhältnis von Eltern und Kindern, insbesondere von Müttern und Töchtern, beinhalten. Es ist konventionell, aber gar nicht sentimental und kitschig.«
»[…] das Astrologische durchzieht das Stück genauso wie die bipolare Störung der Protagonistin Elinor, genannt Eli, die die beiden Autorinnen als eine ›Schriftstellerin in ihren 50ern‹ angeben. Das allein schon macht diese Frau zu einer im Theater seltenen Heldin, denn in dieser Altersklasse gibt es ja kaum welche, schon gar nicht so ambivalent schillernde wie diese Eli.«
»Die Screwball-Pointen sitzen, aber umso besser knallen auch die Absturzmomente der Rührung, die von den vier Schauspielern aus dem Stand gesprungen werden.«
»Der subtile, Levante-inspirierte Soundtrack von Yaniv Fridel und Ofer Shabi schiebt den Wortwechseln summende Nuancen von Bedrohlichkeit oder Sehnsucht unter. Die abstrakte Felsenbühne von Wolfgang Menardi wird mit der Nachtlichtlampen-Videokunst von Stefano di Buduo zum Leben erweckt.«