Durch die »grünen Korridore«, Fluchtkorridore für die Zivilbevölkerung, machen sich vier Frauen aus Charkiw, Tschernihiw, Butscha und Kyjiw auf den Weg nach Europa. Mit viel schwarzem Humor und brutaler Ehrlichkeit porträtiert die vielfach ausgezeichnete ukrainische Dramatikerin Natalka Vorozhbyt Menschen auf der Flucht und verarbeitet darin ihre eigenen Fluchterlebnisse zu Beginn des großangelegten Krieges Russlands gegen die Ukraine.
Die Inszenierung, geleitet von der ukrainischen Regisseurin Tamara Trunova, zeigt die komplexen Schicksale von Menschen im Transit, die Zerstörungen, Vergewaltigungen und Tod erlebt haben und nun versuchen, ein Leben in einem scheinbar sicheren Europa aufzubauen.
Parallel zu den Schicksalen von vier geflüchteten Frauen entfaltet sich in Green Corridors auch die Geschichte der Ukraine durch verschiedene historische Einblendungen. In dieser Erzählung wird der koloniale Schatten Russlands sichtbar, der sich als unaufhörlicher Fluss von Unterdrückung und Gewalt zeigt. Dieser Fluss prägt nicht nur individuelle Schicksale, sondern auch kollektive Identitäten und manifestiert einen schwer zu durchbrechenden Kreislauf von Traumata.
Das Stück reflektiert sowohl das Schicksal der geflüchteten ukrainischen Frauen als auch die Standpunkte der Aufnahmegesellschaft. Diese wird durch unterschiedliche Charaktere in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen dargestellt – vom Sozialamt bis zur Filmproduktion. Sie verstricken sich in ihren Bemühungen zu helfen, fühlen sich jedoch nicht für den Krieg verantwortlich und möchten nicht, dass dieser und die Zuflucht suchenden Menschen ihren Frieden und ihr gewohntes Leben stören.
Die szenische Lesung von Tamara Trunova thematisiert die Realitäten des Krieges, die uns näherkommen, als wir bereit sind zu akzeptieren.
Ukrainisch mit deutschen Übertiteln
Produziert von Fem.Cultural Network & EMI e.V.
Die szenische Lesung von Green Corridors, die im Rahmen des Fem*ArtWeekends unter dem Label Fem*Bridging Cultures die Sichtbarkeit kulturschaffender Frauen* aus Belarus und der Ukraine fördert, wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Civil Society Cooperation Programms unterstützt.