Sehr geehrte Journalist*innen,
wir freuen uns, Sie bei unseren November-Vorstellungen und Sonderveranstaltungen zu begrüßen! Am 6. November feiern wir die Premiere von SLIPPERY SLOPE. Regisseurin Yael Ronen, Komponist Shlomi Shaban und das Ensemble untersuchen mit diesem englischsprachigen Play with Songs lustvoll den Wunsch nach einfachen Wahrheiten und das Manipulationspotential einer guten Erzählstrategie – eine bitterböse musikalische Revue über Kunst und Macht in einer postfaktischen Gesellschaft. Nach der Premiere steht die Produktion noch dreimal (7., 9., 10. November) auf dem November-Spielplan.
Am 12. November und 13. November zeigen wir das Remake von ES SAGT MIR NICHTS, DAS SO GENANNTE DRAUSSEN von Sibylle Berg in der Regie von Sebastian Nübling, das von der Fachzeitschrift Theater heute zum deutschsprachigen Stück des Jahres 2014 gewählt wurde und seitdem nichts an Relevanz verloren hat. Das Quartett aus Maryam Abu Khaled, Yanina Céron, Aysima Ergün und Hanh Mai Thi Tran erobern und erfinden diesen Gorki-Klassiker aufs Neue.
Am 13. November präsentiert unser Gastkolumnist Can Dündar sein neues Buch Erdoğan, in dem das Leben der Titelfigur, die seit mehr als 18 Jahren an der Macht in der Türkei ist, zum ersten Mal als Graphic Novel erscheint. Bei der Buchvorstellung spricht Dündar mit dem ägyptischen Zeichner Mohamed Anwar, der das Werk illustriert hat. Am 12. November, einen Tag zuvor, wird das Zentrum für Politische Schönheit, das selbst bei den Machthabern in Ankara für Aufregung sorgte, das Buch REAKTION präsentieren, in dem die Intervention in Istanbul und unzählige Projekte der vergangenen 12 Jahre vorgestellt werden.
Ein besonderer Programmpunkt im November bleibt die am 1. Oktober eröffnete Ausstellung Offener Prozess in der Reihe 5. Berliner Herbstsalon, die sich mit der Aufarbeitung des NSU-Komplexes beschäftigt und Werke von Künstler*innen wie Harun Farocki, Pınar Öğrenci, Ulf Aminde und der Recherchegruppe Forensic Architecture beherbergt. Diese Ausstellung, die durch verschiedene Städte bundes- und europaweit wandert, ist bis zum 12. Dezember zu Gast am Gorki.
Begleitet wird die Ausstellung durch das von den Gorki Dramaturg*innen kuratierte Rahmenprogramm ’61 – ’91 – ’21: Immer wieder Deutschland. Zu den November-Veranstaltungen gehören u.a. die Rassismus- und Antisemitismus-kritischen Stadtspaziergänge durch Berlin Mitte Rechte Räume, Lesungen aus Stücken, in denen der rassistische Brandanschlag von 1993 in Solingen (türken, feuer) und der Mordanschlag von 2020 in Hanau (Fokus Hessen) thematisiert werden, sowie Diskussionen zu Themen wie Rap und Feminismus (Rap, (post-)migrantisches Leben und Deutschland) und die doppelte Unsichtbarkeit von Ostdeutschen of Color (Our Legacy).
Zuletzt noch eine besondere Nachricht: Ab November steht wieder die volle Bestuhlung zur Verfügung. Die 3G-Regel bleibt aber weiterhin in Kraft – bringen Sie daher bitte einen aktuellen Negativ-Test, einen Impfnachweis oder einen Genesenennachweis zur Vorstellung mit. In allen Räumen des Maxim Gorki Theaters müssen Sie auch während der Vorstellung eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und Ihre Berichterstattung!
Im Folgenden finden Sie eine Vorschau auf das Monatsprogramm.
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Premiere
SLIPPERY SLOPE
6. November 2021, 19:30 Uhr, Bühne
A Play with Songs von Shlomi Shaban und Yael Ronen
In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Regie Yael Ronen Komposition Shlomi Shaban Bühne Alissa Kolbusch Kostüme Amit Epstein Musik Yaniv Fridel, Ofer Shabi Video Stefano Di Buduo Dramaturgie Jens Hillje, Clara Probst
Mit Emre Aksızoğlu, Anastasia Gubareva, Riah Knight, Lindy Larsson Forss, Vidina Popov
Ein Musiker feiert nach einem »Cancelculture«-Skandal sein Comeback und will seine Geliebte vor einem gierigen Produzenten retten. Eine vielversprechende Newcomerin startet ihre verdiente Solokarriere und klagt ihren Ex-Partner an, sie manipuliert und ausgenutzt zu haben. Eine unbestechliche Redakteurin setzt sich mit ihrer feministischen Zeitung selbstlos für die Rechte Unterdrückter ein. Und eine junge Journalistin bringt furchtlos die Wahrheit ans Licht und die Bösen hinter Gitter.
Es scheint alles ganz eindeutig: Sie sind die Guten, die den ihnen zustehenden Erfolg entweder bereits ausleben, oder nach erfahrenem Unrecht dabei sind, die Täter*innen zu stellen und sich aus der Opferrolle nach oben (zurück) zu kämpfen. Aber kann es wirklich so einfach sein? Schließlich erscheint noch ein PR-Experte, der das Narrativ einer Person von der verfolgten Unschuld inszenieren und verkaufen soll...
Wer hat in dieser Geschichte also wen benutzt, ging es wirklich um Liebe und die Suche nach der Wahrheit oder immer nur um Ruhm und Macht? Was war emanzipatorische Aneignung, was ausbeuterische Enteignung, und wo genau verläuft die Grenze? Wer profitiert von welchem Narrativ am meisten – und wessen Erzählung setzt sich letzten Endes durch?
Weitere Vorstellungen:
7. November, 18:00 Uhr, 9. und 10. November, 19:30 Uhr, Bühne
Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.
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Wiederaufnahme
ES SAGT MIR NICHTS, DAS SOGENANNTE DRAUSSEN (REMAKE)
12. November, 19:30 Uhr, Bühne
Von Sibylle Berg
Regie Sebastian Nübling Choreographie Tabea Martin Raum Magda Willi, Moira Gilliéron Kostüme Ursula Leuenberger, Moira Gilliéron Choreographieassistenz Miki Shoji Dramaturgie Katja Hagedorn, Valerie Göhring
Mit Maryam Abu Khaled, Yanina Cerón, Aysima Ergün, Hanh Mai Thi Tran
Abends, eine junge Frau allein in ihrer Wohnung. Freundinnen kontaktieren sie per Skype und per Chat, Kurznachrichten treffen ein, die Mutter ruft an. Einige Stockwerke tiefer im Keller: ein gefesselter und geknebelter Mann…
Sibylle Berg hat eine Textfläche für die Choreographin Tabea Martin, den Regisseur Sebastian Nübling und vier Schauspielerinnen des Maxim Gorki Theaters geschrieben. Von den Medien und der Werbeindustrie produzierte Frauenbilder, der Imperativ eines erfolgreichen Lebensentwurfs und eigene Ängste und Sehnsüchte schlagen sich in den Leben der jungen Frauen nieder: nächtliche Prügeltouren durch die Stadt, Körperkult und Fitnesswahn, Shoppingexzesse zwischen den BWL-Vorlesungen und der Vertrieb von selbstsynthetisierten Drogen über das Internet. Daneben stehen Fragen danach, wie die Frauen leben wollen und wo sie die Ursachen für ihre Orientierungslosigkeit suchen. Die wütende, beißend-komische Bestandsaufnahme einer jungen Frau, die sich selbst und andere Frauen in ihren Reaktionen auf die Welt befragt.
Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen ist ein Gorki-Klassiker, der nichts an Relevanz verloren hat. Und weil das so ist, gibt es ein Remake mit vier neuen Schaupielerinnen aus dem festen Gorki-Ensemble: Maryam Abu Khaled, Yanina Céron, Aysima Ergün, Hanh Mai Thi Tran.
Es sagt mir nichts, das so genannte Draußen wurde von der Fachzeitschrift Theater heute zum deutschsprachigen Stück des Jahres 2014 gewählt
Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen - von Sibylle Berg. Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters in Kooperation mit dem jungen theater basel. Aufführungsrechte beim Rowohlt Theater Verlag, Reinbek bei Hamburg.
Weitere Vorstellung:
13. November, 18:00 Uhr, Bühne
Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.
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WEITERE VERANSTALTUNGEN
ZENTRUM FÜR POLITISCHE SCHÖNHEIT
Buchpräsentation: »Reaktion«
12. November, 20:00 Uhr, Container
Mit Philipp Ruch u.a.
Nach ihrer neuesten Aktion, die Werbelandschaft für die Bundestagswahlen aufzumischen, widmet das Zentrum für Politische Schönheit diesen Abend dem Rückblick. Oder wie ihr Chefunterhändler Philipp Ruch sagt: »Die Macht der Kunst ist, Verzweiflung über ihre Gegner zu bringen!« Den Aktionen folgt auf dem Fuß die Reaktion. Sind die Reaktionen überhaupt Bestandteil der Aktion? Nach 12 Jahren und 21 Aktionen erscheint pünktlich zum Herbst das 900 Seiten starke Buch REAKTION. Ein Abend mit Musik von Ausklang.
CAN DÜNDAR
Buchpräsentation: »Erdoğan«
13. November, 20:30, Bühne + Stream
Mit Can Dündar, Mohamed Anwar u.a.
Das Leben von Recep Tayyip Erdoğan erscheint zum ersten Mal als Graphic Novel. Der Text stammt aus der Feder des türkischen Autors Can Dündar, die Zeichnungen dazu sind vom ägyptischen Zeichner Mohamed Anwar. Mit noch nie veröffentlichten Details erzählen sie von der Kindheit und dem Weg zur Herrschaft des mächtigsten Mannes der Türkei. Bei der Buchvorstellung sprechen Dündar und Anwar über das Buch Erdoğan und dessen Protagonisten.
Verlag: #ÖZGÜRÜZPress
Offener Prozess
Ausstellung zur Aufarbeitung des NSU-Komplexes
1. Oktober bis 12. Dezember 2021
Öffnungszeiten:
Mo - Fr: 16:00 - 22:00
Sa - So: 12:00 - 22:00
Studiofoyer im Studio Я, Kiosk, Palais am Festungsgraben
Eingang: über Studio Я, Hinter dem Gießhaus 2
Eintritt frei
Kurator*innen Ayşe Güleç & Fritz Laszlo Weber Kuratorische Beratung Gorki Erden Kosova Szenografie Pia Grüter Ausstattung Jeeyoung Shin Dramaturgie Gorki Edona Kryeziu Künstlerisches Projektmanagement Elena Sinanina Produktionsleitung Alexa Gräfe Technische Leitung Joachim Hering
Die Ausstellung Offener Prozess entwirrt die komplizierte Hintergrundsituation, die den Serienmorden der rechtsextremen Terrorgruppe NSU zwischen 2000 und 2006 den Weg ebnete. Das Projekt hinterfragt das offizielle und gängige Narrativ, das die Gräueltaten weiterhin als Einzelfälle von ideologischem Fanatismus definiert, und zeigt verschiedene Ebenen des institutionellen Rassismus auf, der offen oder latent in die Arbeitsweise der Staatsapparate und das tägliche Leben eingeflossen ist. Im Gegensatz zur lähmenden Zuschreibung der Opferrolle an diejenigen, die ihr Leben verloren haben, geben mehrere Arbeiten in Offener Prozess deren Verwandten und Gemeinschaften eine Stimme, die sich dem ihnen auferlegten Schweigekonsens widersetzen.
Künstlerische Beiträge von Harun Farocki, Pınar Öğrenci, belit sağ, Želimir Žilnik, Ulf Aminde und Forensic Architecture u.a. widmen sich den Lebensrealitäten von Gastarbeiter*innen, Migrationsgeschichten, dem Alltag in Deutschland und der rechtsterroristischen Gewalt wie dem Alltagsrassismus.
Es werden 2x wöchentlich Führungen auf Deutsch, Englisch und Türkisch angeboten. Die Termine dazu finden Sie im Spielplan. Die Teilnahme an einer Führung erfordert vorab eine Online-Anmeldung unter presse@gorki.de.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit Offener Prozess (www.offener-prozess.de), ein Projekt des ASA-FF e.V.
Der Berliner Herbstsalon wird gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Pressebilder zur Ankündigung finden Sie hier.
’61–’91–’21: IMMER WIEDER DEUTSCHLAND
Rahmenprogramm zur Ausstellung Offener Prozess
Kuratiert von Yunus Ersoy Mitarbeit Kuration Edona Kryeziu Ausstattung Jeeyoung Shin Produktionsleitung Lucia Leyser, Johanna von Rigal, René Dombrowski Dramaturgieassistenz Ivo Dreger Technische Leitung Etienne Arnaud Kuratorische Beratung Kein Schlussstrich! – Bundesweites Theaterprojekt zum NSU-Komplex
’61–’91–’21: Immer wieder Deutschland wird gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa
GET DEUTSCH OR DIE TRYIN’
Szenische Lesung
4. November, 20:00 Uhr, Container
Mit Necati Öziri Einrichtung Isabella Sedlak
Über sechs Jahre nach der Premiere als Theaterstück, berichtet der Autor in einer szenischen Lesung, vom Schreibprozess und blickt auf die politische Entwicklung seither – in der Türkei wie in Deutschland, den Spielorten des Stücks, das einen Bogen von Anwerbeabkommen bis zu den Gezi-Park-Protesten spannt.
In Get Deutsch Or Die Tryin’ geht es um Momente, in denen alles zusammenkommt. Zum Beispiel Ardas 18. Geburtstag. Ohne Plan, aber mit seinen Jungs Bojan, Danny und Savaş. Auf einer Parkbank ohne Park am Bahnhof: rechts die Glatzen, links die Bullen und in der Mitte die Musik. Es gibt Momente, in denen jemand deine Sprache versteht, ohne dass du viel erzählen musst. Momente, an denen jener Punkt auf deiner zerknitterten biografischen Landkarte auftaucht, an dem du den letzten Sommer deiner Kindheit verbringst, kurz bevor deine Freunde verschwinden und du plötzlich merkst: Du bist allein in einem Land, das dich einen Fremden nennt. Also steh auf! Renn so schnell du kannst und noch schneller! Denn wenn keiner wissen will, wer du bist, musst du es selbst herausfinden. Arda Yılmaz sucht atemlos nach den Bruchstücken einer Sprache, die an eine Kindheit in Almanya erinnert. Vor allem aber sucht Arda einen unbekannten Vater, mit dessen gescheiterter Revolution er irgendwie verwandt ist, ohne sie je geträumt zu haben. Es entsteht eine deutsch-türkische Familiengeschichte in den Wirren der »Gastarbeit« und des türkischen Putsches. Wo ist das Land der Desintegrierten? Wer singt die Lieder alleinkämpfender Mütter? Wie klingt der Chor derer, die ewig fliehen und niemals ankommen? Es gibt Momente, in denen all diese Fragen aufblitzen, bevor sie verschwinden wie im fade-out des letzten Tracks auf der Platte deines Lebens.
Der Text entstand 2016 im Rahmen der Literaturwerkstatt »Flucht, die mich bedingt« des Neuen Instituts für dramatisches Schreiben (NIDS) in Zusammenarbeit mit Gorki und Studio Я.
RECHTE RÄUME
Kritische Stadtspaziergänge durch die Berliner Mitte
6., 7., 13.,14. November, 11:00 Uhr, Start am Gorki Kiosk
Von und mit Philipp Krüpe, Stephan Trüby & vielen weiteren Expert*innen
Das bereits in mehreren Städten erprobte und stetig weiterentwickelte Konzept der Rassismus- und Antisemitismus-kritischen Stadtspaziergänge geht in eine neue Runde.
Ausgehend vom Maxim Gorki Theater wird in mehreren Ausgaben Berlins Mitte erkundet: Auf dem Programm stehen beispielsweise das Berliner Stadtschloss, das Marx-Engels-Forum, oder das Landgericht Berlin. Neben der Thematisierung identitärer Erinnerungsarchitekturen und kolonialer wie nationalsozialistischer Spuren soll auch der Frage nach »Rechten Tatorten« im Stadtraum nachgegangen werden.
Gemeinsam wird die Geschichte, Gegenwart und Zukunft dieses stadtzentralen Bereichs betrachtet und kontextualisiert. Dabei wird auf eine Fülle von architektonisch-urbanistischen, stadtgeschichtlichen und wissenschaftlichen Positionen zurückgegriffen. Auf den Stadtspaziergängen kommen Expert*innen, Künstler*innen und Bündnisse aus Berlin zu Wort, die die verdrängten, vergessenen und überbauten Geschichten in Erinnerung rufen oder überhaupt erst sichtbar machen.
Die Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse findet am 10. Dezember um 20:00 Uhr im Gorki Kiosk statt.
Rechte Räume ist ein Projekt von Philipp Krüpe / Stephan Trüby (IGmA, Universität Stuttgart) und Theater findet Stadt e.V. in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater. Es ist Teil der Initiative DRAUSSENSTADT, gefördert vom Berliner Projektfonds Urbane Praxis sowie von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
RAT FÜR DESINTEGRATION
Diskurs & Performance
9. November, 20:00 Uhr, Container + Stream
Mit Max Czollek, Idil Baydar u.a.
Jenseits von Versöhnung, Normalisierung und der Erfindung einer guten Nationalgeschichte ist in den letzten Jahren eine plurale Erinnerungskultur entstanden. Sie findet statt an Theatern, im Internet, über neu geformte Netzwerke und auf der Straße. Und sie fragt danach, wie Erinnerung sich in der pluralen Gesellschaft verändern muss, damit alle an ihr teilhaben und nicht nur manche.
Am vielschichtigen Jahrestag der Pogromnacht und des Mauerfalls, veranstalten Max Czollek, Idil Baydar und weitere Gäste einen Abend über einen Stand der Debatte und das Theater, über die Wut, die Traurigkeit und das Lachen.
INVENTUR 3.0
Inventur – Metzstrasse 11 (1975) und Inventur 2.0 (2021)
Screenings & Gespräch
13. November, 20:00 Uhr, Container
Mit Pınar Öğrenci
1975 schuf der jugoslawische Regisseur Želimir Žilnik mit Inventur - Metzstraße 11 ein wertvolles Werk migrantischer Erinnerungskultur. Žilnik interviewt darin südeuropäische Gastarbeiter*innen und lässt sie in einem Münchner Treppenhaus von ihrer Lebenssituation berichten. Mit Inventur 2.0 (2021) nimmt Pınar Öğrenci Bezug auf dieses Werk und aktualisiert es ins Heute: In einem Chemnitzer Treppenhaus erzählen Menschen vorwiegend aus dem Nahen Osten und Asien hier ihre Geschichten.
Im Anschluss an die Screenings der beiden Filme blickt Pınar Öğrenci im Gespräch auf die Veränderungen zwischen den Filmen und seither.
RAP, (POST-)MIGRANTISCHES LEBEN UND DEUTSCHLAND
Podium
14. November, 17:00 Uhr, Container + Stream
Mit Nashi44 & Gästen
Feministische Perspektiven auf Rap und (post-)migrantisches Leben in Deutschland. Gemeinsam blicken sie nicht nur auf aktuelle Zustände, sondern auch in die Rap-Geschichte.
OUR LEGACY
Migrantische und migrantisierte Geschichten, Erfahrungen und Perspektiven zwischen Ost- und Westdeutschland
Polyphoner Gesprächsabend
14. November, 20:00 Uhr, Container + Stream
Von und mit Katharina Warda & Gästen
Ich habe 36 Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass ich nicht allein bin. Dass wir viele waren und sind. Denn meine Leute sind die Unsichtbaren dieser Gesellschaft: Jenseits der »doppelten Unsichtbarkeit« von Ostdeutschen of Color stecken reiche Geschichten. Es gab und gibt schon immer Migrant*innen und migrantisierte Personen, also deutsche PoC. Bloß sind sie und ihre Geschichten meist unsichtbar. Der Live-Essay Our Legacy erweckt sie polymedial zum Leben und schreibt deutsche Geschichte. Katharina Warda spricht mit Gästen über die Wendezeit, den Osten, Rassismus, Rechtsextremismus und Subkulturen. Der Abend schreibt mit an der legacy der Unsichtbaren, von der Betroffene selbst bisher zu wenig wissen.
PODIUM: SCHWARZER BLOCK
21. November, 20:00 Uhr, Bühne
Mit Kevin Rittberger, Garip Bali
Ausgehend von Kevin Rittbergers Theaterstück Schwarzer Block und der Inszenierung Sebastian Nüblings – zu sehen am 20. und 21. November auf der Bühne – sprechen die Gäste darüber, wie Theater als antifaschistische Praxis gedacht werden kann. Leitend im Gespräch sind Fragen über den Zusammenhang von Klasse und Rassismus, andererseits zur Verbindung von Aktivismus und künstlerischem Ausdruck, und ganz generell die nach Solidarität und Allyship.
FAHRRÄDER KÖNNTEN EINE ROLLE SPIELEN
Lesung & Gespräch
26. November, 20:00 Uhr, Container + Stream
Von und mit Deniz Utlu
Im November 2012 wurde Fahrräder könnten eine Rolle spielen am Ballhaus Naunynstraße uraufgeführt. Darin pendelt der schlecht bezahlte Leiharbeiter Andreas kreuz und quer durch Deutschland und nimmt unterwegs so allerhand auf. Denn: Andreas leidet an einer seltenen psychischen Anomalie, dem absoluten Gedächtnis. Informationen und Eindrücke, die anderswo im Schredder landen oder verdrängt werden, bleiben für immer abrufbar in seinem Kopf gespeichert. Als seine Freundin Lea ihm einige national gesinnte Bekannte vorstellt, schmieden sie gemeinsam Pläne, um an das große Geld ranzukommen. Doch Andreas’ totales Wissen bringt alle in einen wahnwitzigen Strudel.
Neun Jahre nach Uraufführung erzählt Deniz Utlu Andreas’ Geschichte in einer Lesung erneut und diskutiert im Gespräch über den Schreibprozess und gesellschaftliche Entwicklungen damals wie heute.
TÜRKEN, FEUER
Lesung & Gespräch
27. November, 20:00 Uhr, Container + Stream
Mit Özlem Özgül Dündar
Ein Wohnhaus geht in Flammen auf. Fünf Menschen sterben, drei Kinder und zwei Frauen. Jugendliche aus der Nachbarschaft haben das Feuer gelegt. Über den Fall wird geschrieben, die kleine Stadt ist plötzlich bekannt, dann wendet man sich anderen Themen zu. Aber für die Überlebenden und die Toten des Anschlags vergeht diese Nacht nicht. Die Mutter, die mit ihrem Kind aus dem Fenster sprang und versuchte, das Baby mit ihrem Körper zu schützen, erzählt immer wieder von ihrem Sprung und dem Moment ihres Todes. Die Mutter eines der Täter berichtet vom Schweigen, das in ihrer Wohnung lastete, dem Wissen, dass etwas passiert war, den Zweifeln an seiner Schuld. Die Angehörige, die den Brand überlebt hat, sieht noch täglich die Flammen vor sich, spürt die Hitze, riecht den Rauch. Jede bleibt in ihrem Erleben, ihrem Schmerz gefangen – und doch suchen sie nach Austausch, nach Begegnung, nach der Möglichkeit eines Gesprächs.
Der Brandanschlag von Solingen 1993 ist der Ausgangspunkt für türken, feuer. Abseits der medialen Aufmerksamkeits- und Verwertungslogik sucht Dündar behutsam und genau nach einer Sprache für das Geschehene, die alle Perspektiven zu ihrem Recht kommen lässt und gerade dadurch schmerzliche Aktualität behält.
türken, feuer war Hörspiel des Jahres 2020.
Die Autorin liest aus dem Text und spricht im Anschluss über ihre Recherche und persönliche Auseinandersetzung.
FOKUS HESSEN
Lesung & Gespräch
28. Novemebr, 19:00 Uhr, Container + Stream
Mit Tuğsal Moğul u.a.
Der Theatermacher liest einen Auszug aus seinem neuen Stück, in dem er sich des Mordanschlags von 2020 in Hanau annimmt. Sein NSU-Stück Auch Deutsche unter den Opfern (2015) ist dabei die Kontrastfolie. Im anschließenden Gespräch gerät Hessen in den Fokus, wo neben Halit Yozgat auch Walter Lübcke von Nazis ermordet wurde und der sogenannte »NSU 2.0« scheinbar verortet werden kann.
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In eigener Sache möchten wir Sie an dieser Stelle darauf hinweisen, dass Wolfgang Kaldenhoff seit 1. Oktober der neue Pressesprecher und Leiter der Kommunikation im Maxim Gorki Theater ist. Aus seinen früheren Tätigkeiten am Hebbel-Theater/HAU, Staatsballett Berlin und zuletzt am SchauSpielHaus Hamburg ist er Ihnen schon bekannt. Gemeinsam mit der Pressereferentin Anna Laletina steht er Ihnen für die Reservierung von Pressekarten, die Organisation von Interviews oder weitere Informationen zu Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Laletina und
Wolfgang Kaldenhoff