»Man schreibt sich seine Realität, man schreibt sich seinen Ort, man mißt ihn für sich aus und schafft ihn, indem man ihn besiedelt mit Figuren« Thomas Brasch.
Sakko und Oi begegnen sich durch Zufall. ...
»Man schreibt sich seine Realität, man schreibt sich seinen Ort, man mißt ihn für sich aus und schafft ihn, indem man ihn besiedelt mit Figuren« Thomas Brasch.
Sakko und Oi begegnen sich durch Zufall. Beide haben Zeit – zu viel Zeit, die sie sich die beiden Außenseiter*innen mit dem Fantasieren und Träumen in andere Lebensrealitäten vertreiben. Mit Mercedes hat Thomas Brasch ein Stück geschaffen, das im Leerlauf kreist. Lena Brasch sprengt diese Versuchsanordnung mit einer weiteren rätselhaften Figur, die so gar nicht in den Rahmen passen will. Gemeinsam erschaffen sie eine eigene Mythologie. Denn wo sonst die Herrschenden die Mythen bestimmen, werden bei Thomas Brasch die am Rand stehenden zu Held*innen. Neben Sakko und Oi gilt das zum Beispiel auch für die junge Lisa aus Braschs Film Domino. »Das neue geht nicht und das Alte auch nicht« – es ist der Ausruf einer Schauspielerin auf der Suche nach dem utopischen Potential von Kunst inmitten einer Welt, die nach festgefahrenen Regeln zu funktionieren scheint. Diese Suche war für Thomas Brasch ebenso prägend wie die Stadt Berlin, ein poetischer Ort, den seine Figuren bevölkern. Die Regisseurin Lena Brasch betrachtet durch einen musikalisch kraftvollen Zugang sein Werk. Sie schaut auf ihr Berlin und das ihres Onkels – von damals bis in die Gegenwart und darüber hinaus.
Premiere 21/Februar 2025
Foto: Esra Rotthoff
Bühnenfotos: Ute Langkafel
»Erfreulicherweise hat Lena Braschs sehr lässige, kluge und persönliche Inszenierung im Gorki Studio („Brasch – Das Alte geht nicht und das Neue auch nicht“) in keiner Sekunde den unangenehmen Beigeschmack parasitärer Nachruhm-Verwertung der Legende vom wilden DDR-Beatnik. Das liegt unter anderem daran, dass man bekannte Brasch-Zeilen („vor den Vätern sterben die Söhne“, „und über uns schließt sich ein Himmel aus Stahl“) hier wie zum ersten Mal hört. Sie klingen an diesem Abend, als kämen sie direkt aus der Gegenwart [...].«
»Ohne die gewöhnlich gewordenen drastischen Brechungen, stattdessen mit sanfter Übertragungshoffnung inszeniert die Regisseurin Lena Brasch eine knapp siebzigminütige Hommage an ihren 2001 verstorbenen Onkel. Nicht das „als ob“ bestimmt das Geschehen, sondern das „und wie“.«
»Jetzt zeigt sie im Berliner Maxim-Gorki-Theater ein Stück, das just den Titel «Das Alte geht nicht und das Neue auch nicht» trägt und sich als ungemein sympathische Hommage auf Brasch erweist. Es handelt sich um eine familiäre Spurensuche ebenso wie um eine Verbeugung vor der Sprachmacht des Dichters und seiner strikten humanistischen Haltung.«