Jedes Jahr am 19. Januar, dem Tag seiner Ermordung im Jahr 2007, erinnert das Gorki an den politischen Einsatz des Journalisten Hrant Dink, der sich zeitlebens für eine nachhaltige armenisch-türkische Annäherung eingesetzt hat. Nachdem sein Mörder im November 2023 nach 16 Jahren Haft vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde, richten wir in diesem Jahr den Blick auf die juristischen Komplikationen im Zusammenhang mit der Gedanken- und Meinungsfreiheit in der Türkei. Arrested Justice vereint die Lebenswelten von Hrant Dink, dem Schriftsteller Doğan Akhanlı und dem inhaftierten Philanthropen Osman Kavala in Form von zwei Inszenierungen, einer Präsentation und einem Panel. Das Projekt zeigt auf, wie eng ihre Biografien im Kampf um die Meinungsfreiheit miteinander verbunden sind.
Spiegelungen
Von Miraz Bezar Regie Miraz Bezar
In der Kurzproduktion Spiegelungen inszeniert der Regisseur Miraz Bezar ein fiktives Gespräch zwischen Opfer und Mörder. Durch die Einbeziehung von Zitaten aus dem Verhör mit Dinks Mörder Ogün Samast, der zur Tatzeit erst 16 Jahre alt war, verwandelt Bezar den Text in eine intensive Performance, die die widersprüchlichen und endlosen juristischen Prozesse um das Mordkomplott widerspiegelt.
Mit Saro Emirze & Doğa Gürer
Verhaftung in Granada
Von Doğan Akhanlı Regie Nuran David Calis
Der im deutschen Exil lebende Schriftsteller Doğan Akhanlı wurde während eines Urlaubs im spanischen Granada auf Betreiben der Türkei per Interpol-Fahndungsaufruf festgenommen. In seinem Roman Verhaftung in Granada berichtet Akhanlı nicht nur von diesem verhängnisvollen Sommer, sondern auch von früheren, teils langjährigen Inhaftierungen. Doğan Akhanlı starb 2021, ohne den Abschluss des Gerichtsverfahrens gegen ihn zu erleben. Der Regisseur Nuran David Calis bringt seine Bearbeitung vom Schauspiel Köln nun als szenische Einrichtung auf die Bühne des Studio Я.
Mit Taner Şahintürk, Sesede Terziyan & Daron Yates
Inszenierungen im Rahmen von Arrested Justice