Mit
Primož Bezjak, Olga Grad, Uroš Kaurin, Boris Kos, Uroš Maček, Draga Potočnjak, Matej Recer, Romana Šalehar, Dario Varga, Matija Vastl
Jugoslawien wurde vom Bürgerkrieg verschlungen und in eine Handvoll verwundeter Nationalstaaten zerhackt. Oliver Frljić führt ein humanistisches Plädoyer über Liebe und Hass für das Theater und präsentiert ein Manifest, das private und historische Dramen miteinander verwebt. Dies ist ein Theater des Kampfes, ein Ritual, in dem sich die Toten türmen; eine klare Erinnerung daran, dass das Land noch immer nass von dem Blut tausender Opfer ist.
Das Stück Damned be the traitor of his homeland! ist mit seinem Ensemble aus verschiedenen Regionen des Balkan ein eindringlicher Blick auf persönliche Verantwortung. Extremer Schmerz und Leiden, ungehemmte Freude, ungezügelter Hass, maßlose Tränen – alles wird erhöht. Doch die Seele des Stückes ist weniger schauspielerische Illusion als schonungslose Klarheit. Die Schauspieler*innen nutzen die Kriegszeit und politische Erschütterungen, um universelle Fragen zu stellen: über die Grenzen der künstlerischen und sozialen Freiheit, über individuelle und kollektive Verantwortung, über Toleranz und Stereotype.
Frljićs »Theaterrealität« zitiert Vorurteile und Verallgemeinerungen der jüngeren Geschichte und nimmt Vorstellungen von Identität und Zugehörigkeit mitsamt ihrer Klischees ins Visier. Er legt die die Vieldeutigkeit offen, die im Herzen der kollektiven Erinnerungen nistet, irgendwo zwischen Realität und Fiktion. Mit dieser kraftvollen Darstellung der jugoslawischen Tragödie – einer politischen Farce, die hinter Musik und leichter Unterhaltung mit bitterem Humor die Verwundung offenlegt – hält Frljić seinen Schauspieler*innen, seinem Publikum und dem Theater selbst einen verstörenden Spiegel vor.
Mit freundlicher Unterstützung des Slowenischen Kulturzentrums Berlin
Festival: War or Peace - Crossroads of History 1918 / 2018
Fotos: Nada Žgank, Žiga Koritnik