Maxim Gorki Theater im Mai: Eröffnung 6. Berliner Herbstsalon LOST mit einem Prolog im Frühling: GEZİ – TEN YEARS AFTER +++ OPENING FORUM & INTERVENTION +++ EVICTION – AN ACTION BY OMER KRIEGER (Tel Aviv) +++ ALLES WIRD SCHÖN SEIN. von Hakan Savaş Mican (Berlin) +++ GOODBYE ERDOĞAN von und mit Betal Özay (Amsterdam)
Ausserdem im Mai:
+++ Buchpräsentation Ukraine Pressefreiheit im Krieg – zum Tag der Pressefreiheit am 3. Mai +++ Lesung mit Herta Müller u.a. – zum 90sten Jahrestag der Bücherverbrennungen 1933 am 7.Mai +++ Buchpräsentation »Zeitgenoss*in Gorki. Zwischenrufe« im Dussmann Kulturkaufhaus am 11. Mai
Sehr geehrte Journalist*innen,
im Mai möchten wir Sie zur Eröffnung des 6. Berliner Herbstsalons LOST mit einem Prolog im Frühling einladen: GEZİ – TEN YEARS AFTER.
Am ersten Abend des Festivals (26. Mai) laden wir Sie, nach dem OPENING FORUM mit Zehra Doğan, Aslı Erdoğan, Can Dündar, Peter Steudtner, Deniz Yücel u.a., zur performativen Aktion mit Publikumsbeteiligung EVICTION – AN ACTION BY OMER KRIEGER und der anschliessenden Uraufführung von ALLES WIRD SCHÖN SEIN. von Hakan Savaş Mican ein.
Eine herzliche Einladung gilt ebenfalls für weitere Veranstaltungen im Rahmen unseres GEZİ – TEN YEARS AFTER-Programms (26. Mai bis 25. Juni), wie die Dokumentarfilmreihe GEZINEMA, die LIBRARY OF RESISTANCE im Kiosk mit einer Diskussionsreihe, die Konzerte von Aylin Aslım und Doğan Duru (Istanbul) und dem Collectif Medz Bezar (Paris), die Ausstellung MUSEUM OF SMALL THINGS u.a. sowie das Gastspiel GOODBYE ERDOĞAN von und mit Betal Özay am 31. Mai.
»Last but not least« wird es im Mai auch eine Buchvorstellung von Reporter ohne Grenzen am 3. Mai, die Lesung mit u.a. Aslı Erdoğan, Herta Müller am 7. Mai sowie für die Präsentation unseres Gorki-Jubiläumsbuches »Zeitgenoss*in Gorki. Zwischenrufe« am 11. Mai im Kulturkaufhaus Dussmann geben, wozu Sie natürlich ebenfalls herzlich eingeladen sind.
Gleich am ersten Tag von GEZİ – TEN YEARS AFTER, dem 26. Mai, feiert im Studio Я mit Hakan Savaş Micans ALLES WIRD SCHÖN SEIN. ein bewegendes Stück Premiere, das sich fundamentalen Fragen am Ende eines Lebens widmet.
Ali muss sterben, und das viel zu früh. Angesichts seines bevorstehenden Todes beschließt er, seiner ungeborenen Tochter eine Tonkassette aufzunehmen. Darauf versucht er die Geschichten, die Ratschläge und Erkenntnisse festzuhalten, die er ihr nicht mehr persönlich mitgeben kann. Aber wie soll einer von sich erzählen, der die dunklen Seiten seiner Vergangenheit einfach nur vergessen will, so wie das Land, in dem er aufgewachsen ist, die Türkei. Da ihm die Worte fehlen, beginnt Ali gemeinsam mit seinem Freund Yavuz sein brüchiges Leben anhand von Liedern zu rekonstruieren, die ihn bewegten – von Hits von Depeche Mode bis hin zu Arabeske-Klassikern.
Es spielen Emre Aksızoğlu und Taner Şahintürk mit musikalischer Unterstützung von Merve Akyıldız und Peer Neumann.
Bereits am 16. Mai um 11 Uhr wird es im Gezi-Café (Dorotheenstr. 3) im Beisein der Kurator*innen, beteiligter Künstler*innen sowie Mitgliedern des Curatorial Advisory Board des Festivals eine Pressekonferenz zur Präsentation des GEZİ – TEN YEARS AFTER-Programms geben. Dabei bietet sich die Gelegenheit, über die Ergebnisse der Wahlen in der Türkei am 14. Mai zu sprechen und mögliche Zukunftsaussichten zu diskutieren. Mit dem Untertitel »Ein Prolog im Frühling« bildet das Programm, das von Zehra Doğan, Can Dündar, Aslı Erdoğan, Peter Steudtner und Deniz Yücel als Curatorial Advisory Board und Mitwirkende aktiv mitgestaltet wird, vom 26. Mai bis 25. Juni den ersten Teil des 6. Berliner Herbstsalons LOST. Der biennale Herbstsalon eröffnete 2013 zur Intendanz Shermin Langhoffs zum ersten Mal und feiert in diesem Herbst sein 10-jähriges Bestehen.
Anlass für den Prolog ist, dass sich in diesem Mai die Gezi-Proteste rund um den Taksim-Platz zum zehnten Mal jähren. Außerdem finden am 14. Mai Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei statt, die nicht weniger als einen Scheideweg bedeuten: Weiter mit Erdoğans autoritärem Kurs oder Weg frei hin zu mehr Rechtsstaatlichkeit und Demokratie?
Das Programm aus dokumentarischen Ausstellungen, Workshops, Filmvorführungen, Konzerten, Diskussionen, Performances und zahlreichen anderen Formaten ist dementsprechend den aktuellen politischen Umbrüchen und erhofften Aufbrüchen in der Türkei und weltweit gewidmet und soll dem Gezi-Vermächtnis für die Zukunft nachspüren.
Zum Einstieg in das Festival laden wir Sie am 26. Mai zum OPENING FORUM mit dem Curatorial Advisory Board und weiteren Beteiligten ein, bei dem das Programm der nächsten Wochen, seine Hintergründe und Chancen sowie die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation reflektiert wird.
Dem Eröffnungsforum schließt sich am gleichen Abend die interventionistische Aktion EVICTION des israelischen Künstlers Omer Krieger an; eine dokumentarische Choreografie und Demonstration, auf den Straßen vor dem Maxim Gorki Theater, die die Mechanismen von systematischer Aneignung privaten und öffentlichen Raums durch wirtschafts-liberale Interessen und Kapitalmacht ins Visier nimmt.
Komplettiert wird der Eröffnungstag durch ein KONZERT von Aylin Aslım und Doğan Duru aus Istanbul, die in ihren Liedern auch politische Themen verhandeln. Erstere war auch auf dem Soundtrack des Films Gegen die Wand von Fatih Akin vertreten.
In Betal Özays Solo-Performance GOODBYE ERDOĞAN (erste Aufführung am 31. Mai im Studio Я) verschwimmen sämtliche Ebenen: Realität und Fiktion, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Privates und Öffentliches, Dystopie und Utopie…
In den Tiefen des größten Gerichtsgebäudes der Welt liegt eine verborgene Schatztruhe – eine Asservatenkammer voll mit realen und surrealen Artefakten, anhand derer Şevki Duru, der rätselhafte Herrscher dieses unterirdischen Reiches, die Gezi-Geschehnisse von 2013 sowie die seitherigen politischen Entwicklungen in der Türkei umreist.
Die Produktion gewann 2022 den Best of Fringe Award beim Amsterdam Fringe Festival.
Im Folgenden finden Sie eine weitere Vorschau auf das Monatsprogramm.
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Uraufführung
ALLES WIRD SCHÖN SEIN.
26. Mai, 20:30 Uhr, Studio Я
Text + Regie: Hakan Savaş Mican
Text und Regie Hakan Savaş Mican Bühne Alissa Kolbusch Kostüm Sylvia Rieger Musik Peer Neumann Video Sebastian Lempe Dramaturgie Holger Kuhla
Mit Emre Aksızoğlu, Taner Şahintürk Live-Musik Merve Akyıldız, Peer Neumann
Ein Mann bekommt eine tödliche Diagnose. Er wird sterben, noch bevor seine Tochter auf die Welt gekommen ist. Also versucht er für sie eine Tonkassette aufzunehmen und fragt sich, ob es überhaupt möglich ist, etwas über den eigenen Tod hinaus zu bewahren. Was bleibt von ihm? Enttäuschungen? Sünden? Verletzungen? Ideale? Die Erinnerungen an das Geräusch der Wellen am Schwarzen Meer, die Zombie-Filme der 80er Jahre, ausgeliehen in einer West-Berliner Videothek, die Stimmung in einem Land nach einem Militärputsch? Wie soll einer von sich erzählen, der die dunklen Seiten seiner Vergangenheit einfach nur vergessen will, so wie das Land in dem er aufgewachsen ist, die Türkei. Ihm fehlen die Worte, also versucht er mit Liedern, die ihn bewegten, sein brüchiges Leben zu rekonstruieren.
Im Rahmen des 6. Berliner Herbstsalon GEZİ – TEN YEARS AFTER. Ein Prolog im Frühling
Ein hochauflösendes Bildmotiv zur Ankündigung finden Sie hier.
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6. Berliner Herbstsalon
GEZİ – TEN YEARS AFTER
Ein Prolog Im Frühling
25. Mai – 26. Juni 2023
Protest war laut einer Untersuchung von Amnesty International in 156 Ländern der Erde neben Flucht das Thema, das in 2022 Millionen Menschen bewegt hat. Die Frage WAS TUN? treibt angesichts der Krisen und Kriege unserer Zeit alle um. Welche Zukünfte können wir neu entdecken und was bringt uns dazu zu handeln? Der 6. Berliner Herbstsalon beschäftigt sich mit diesen Fragen und findet im Jahr 2023 in zwei Teilen statt: In GEZİ – TEN YEARS AFTER. Ein Prolog im Frühling nehmen wir das zehnjährige Jubiläum der Proteste als Anlass, um uns mit den aktuellen politischen Umbrüchen und erhofften Aufbrüchen auseinanderzusetzen. Nach der Präsidentschafts- und parlamentarischen Wahl in der Türkei fragen wir: In welcher Verfassung befinden sich die Menschen, befindet sich die türkische Republik insbesondere nach der Erdbebenkatastrophe? Gezi war und ist ein Symbol dafür, ein lebenswertes Land gemeinsam aufzubauen. Zusammen mit Zeitzeug*innen, die aktiv an den Ereignissen teilgenommen haben und heute im Exil, vor allem in Berlin, leben, versucht GEZİ – TEN YEARS AFTER, diesem Vermächtnis für die Zukunft nachzuspüren.
Curated by Shermin Langhoff Co-Curator Erden Kosova Assistant Curator Nele Lindemann Scenography Pia Grüter Curatorial Advisory Board Zehra Doğan, Can Dündar, Aslı Erdoğan, Peter Steudtner, Deniz Yücel
Curators of Spaces and Projects Serkan Altuniğne, Ezgi Asar, Zehra Doğan, Yeşim Duman, Şirin Fulya Erensoy, Anthony Hüseyin, Nil Mutluer, Alp Tekin Ocak, Murat Özbank, Necati Sönmez, Peter Steudtner
Dramaturgs and Consultants of Spaces and Projects Ivo Dreger, Yunus Ersoy, Oliver Frljić, Valerie Göhring, Johannes Kirsten, Holger Kuhla, Simon Meienreis, Çiğdem Özdemir, Clara Probst, Theresa Welge
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Panelreihe LIBRARY OF RESISTANCE wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung.
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EVICTION – AN ACTION BY OMER KRIEGER
26. Mai, 20:30 Uhr, am Gorki
Von Omer Krieger
Jedes Jahr werden Millionen von Menschen überall auf der Welt aus ihren Wohnstätten vertrieben. Kapitalmacht und politische Interessen versuchen, den privaten Raum ihren Zwecken zuzuführen. Gleichzeitig entstehen Konflikte um öffentliche Räume. Gesellschaften fragen sich, wem diese zustehen und welche Strategien es gibt, sie gemeinsam zu nutzen. Eviction ist eine dokumentarische Choreografie und Demonstration, ein »Preenactment« politischer Widerstandsformen, die in zukünftigen Auseinandersetzungen, ihre Räume zurückfordern.
Die Premiere fand im September 2022 beim Israel Festival in Jerusalem statt.
Von Omer Krieger Projektmanagement Lianne Mol & Yael Sherill, Curatorial Collective for Public Art Dramaturgie Yael Sherill Probenmanagement / Choreographie-Assistenz Tomer Zirkilevich Bühnenbild Franz Thöricht & Jascha Kretschmann Sound-Design Binya Reches Produktionsleitung Uwe & Silke Buhrdorf, Die Wellenmaschine Projekt-Administration Lianne Mol Team der ersten Ausgabe Yael Cohen, Itay Doron, Shani Granot Israel Festival Artistic Direction Itay Mautner & Michal Vaknin
Eviction ist ein Projekt von Omer Krieger, das vom Curatorial Collective for Public Art produziert und im Maxim Gorki Theater präsentiert wird. Die Berliner Ausgabe wird vom Nationalen Performance Netz – Stepping Out und das Vermittlungsprogramm von der Bundeszentrale für politische Bildung unterstützt.
Im Rahmen des 6. Berliner Herbstsalon GEZİ – TEN YEARS AFTER. Ein Prolog im Frühling.
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GOODBYE ERDOĞAN
31. Mai + 1. Juni, 20:30 Uhr, Studio Я (in Englisch)
Von und mit Betal Özays
In den Tiefen des größten Gerichtsgebäudes der Welt liegt eine verborgene Schatztruhe – eine Asservatenkammer voll mit realen und surrealen Artefakten, die in der Ausübung abscheulicher Verbrechen benutzt wurden. Auftritt Şevki Duru, der rätselhafte Herrscher dieses unterirdischen Reiches, bereit seinen wertvollsten Besitz zu enthüllen: eine fesselnde Sammlung von Tatwaffen, jede mit ihrer eigenen bemerkenswerten Geschichte. Duru kommt aus einem Land, wo Big Brother immer noch über allem steht und hat eine gewagte Agenda. Aber ist er bloß ein einfacher Sachbearbeiter, wie er behauptet, oder ein meisterhafter Anekdotenerzähler, ein gerissener Betrüger, oder vielleicht ein verzweifelter Asylsuchender?
Die Solo-Performance von Betal Özay hat den Best of Fringe Award 2022 beim Amsterdam Fringe Festival gewonnen.
Im Rahmen des 6. Berliner Herbstsalon GEZİ – TEN YEARS AFTER. Ein Prolog im Frühling.
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WEITERE VERANSTALTUNGEN
REPORTER OHNE GRENZEN – UKRAINE: PRESSEFREIHEIT IM KRIEG
3. Mai, 20:30 Uhr, Studio Я
Buchpräsentation + Gespräch
Auf Deutsch und Ukrainisch
Mit Evgeniy Maloletka, Denis Trubetskoy
Moderation Gemma Pörzgen
Der ukrainische Fotograf Evgeniy Maloletka war einer der letzten Bericht erstatter für internationale Medien, die Mitte März 2022 die belagerte Stadt Mariupol verließen. Der freie Journalist Denis Trubetskoy kommt von der Krim, lebt in Kyjiw und arbeitet für verschiedene deutsche Medien. Anlässlich der Vorstellung des am 3. Mai erscheinenden Bildbandes Fotos für die Pressefreiheit 2023, in dem auch Fotos von Evgeniy Maloletka gezeigt werden, spricht Gemma Pörzgen mit beiden über Pressefreiheit unter Kriegsbedingungen.
Eine Veranstaltung von Reporter ohne Grenzen e. V. in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater
»DORT WO MAN BÜCHER VERBRENNT, VERBRENNT MAN AUCH AM ENDE MENSCHEN«
7. Mai, 13:00 Uhr, Bühne
Lesung & Gespräch
Mit Aslı Erdoğan, Aysima Ergün, Herta Müller, Doğa Gürer, Felicitas Hoppe, Peter Kraus vom Cleff, Jan Wagner, Moritz Rinke u. a.
Moderation Basha Mika
»Und im Jahre 1933 wurden meine Bücher in Berlin, auf dem großen Platz neben der Staatsoper, von einem gewissen Herrn Goebbels mit düster feierlichem Pomp verbrannt. Vierundzwanzig deutsche Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief er triumphierend bei Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen.« Erich Kästner beschreibt in seinen berühmten Zeilen die Bücherverbrennung auf dem heutigen Bebelplatz, die sich am 10. Mai zum 90. Mal jährt. Schriftsteller*innen und Schauspieler*innen lesen Texte der verbrannten Autor*innen und sprechen über die Bedrohung des Schreibens in heutigen Zeiten.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels im Rahmen der Woche der Meinungsfreiheit vom 3. bis 10. Mai 2023
ZEITGENOSS*IN GOЯKI – ZWISCHENRUFE
11. Mai, 19:00 Uhr, Dussmann Das Kulturkaufhaus
Buchpräsentation + Gespräch
Mit Daniel Kahn, Mely Kiyak, Lutz Knospe, Shermin Langhoff, Sesede Terziyan u.a.
Das Buch zum Jubiläum! 70 Jahre Maxim Gorki Theater, fast 20 Jahre postmigrantisches Theater – 9 davon am Gorki! Anlässe gibt es genug für 99 Zwischenrufe. Wegbegleiter*innen, Besucher*innen und Genoss*innen des Gorki blicken zurück und schauen voraus.
Zeitgenoss*in GOЯKI – Zwischenrufe
Shermin Langhoff & Lutz Knospe (Hrsg.)
Zweisprachig deutsch / englisch
Mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Verlag Theater der Zeit
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Mit freundlichen Grüßen
Anna Laletina, Wolfgang Kaldenhoff, Nino Medas
Presse
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Tel. 030 - 20221 355 / 392
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