»Ich verstehe nicht, warum sie uns in Gefängnisse werfen, wo wir doch stärker noch daraus hervorgehen«, sagt die kurdische Künstlerin und Journalistin Zehra Doğan, die wegen eines ihrer kritischen Bilder fast drei Jahre in türkischen Gefängnissen verbringen musste.
Die Türkei war im letzten Jahrzehnt ein beispielhafter Fall, an dem sich die stetige Auflösung von Institutionen und Mechanismen einer fragilen Demokratie durch die strategischen Vorstöße einer autoritären Ideologie beobachten ließ. Nach zwei Jahrzehnten an der Regierung hat sich die AKP vollends zu einer Ein-Mann-Regierung entwickelt und das Land in ein offenes Gefängnis verwandelt. Sie ließ Journalist*innen massenhaft einsperren, hat unabhängige Medien ins Visier genommen und schließlich mundtot gemacht. Besonders nach dem gescheiterten Putschversuch 2016 wurden kritische Akademiker*innen, bekannte Intellektuelle, Menschenrechtsaktivist*innen und kurdische Politiker*innen zu Opfern der aggressiven Politik von Erdoğans Regierung und ihren ultranationalistischen Verbündeten. Tausende von Menschen wurden aus ihren Jobs entlassen oder inhaftiert. Doch der Widerstand ist ungebrochen und so gelang es trotz der Repressionen nicht, die vollständige Kontrolle zu erlangen.
stronger still. exhibition – installation – talks ist ein Projekt aus Ausstellungs- und Diskursveranstaltungen. Sie zeigen die Dynamik dieses Widerstands genauso auf, wie die Erfahrung der Haft und auf welche Weise kritische Stimmen diese rücksichtslose und nutzlose Gefangenschaft überstehen – und oft gestärkt aus ihr hervorgehen.
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Die einzelnen Ausstellungen:
prison no. 5 museum of small things SİLİVRİ. prison of thought witness
Ab 15/September neues Virtual-Reality-Modul: SİLİVRİ MÜZESİ (2023)
Der 5. Berliner Herbstsalon 2021 – 2022 präsentiert das Projekt stronger still. exhibition – installation – talks mit der Ausstellung prison no. 5 mit Werken von Zehra Doğan, den Installationen SİLİVRİ. prison of thought und museum of small things, kuratiert von Can Dündar, sowie die Ausstellung witness mit Werken von Timur Çelik in Gorki KIOSK, dem STUDIO Я und weiteren Räumen des Maxim Gorki Theaters.
Öffnungszeiten:
2–22/Juni, 24/Juli–19/September
Di – Fr: 16 – 22 Uhr
Sa/So: 12 – 22 Uhr
Mo: geschlossen
Aktuelle Hinweise zum Ausstellungsbesuch
Der Berliner Herbstsalon wird gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Fotos: 1 © Lutz Knospe, 2 © Egbert Trogemann, VG Bild-Kunst Bonn, 3 © Ute Langkafel