»I believe love when used as a verb is true and when used as a noun is a lie.«
Taylor Mac (I Believe: A Manifesto)
Als sich das Kuratorium der Queer Week im Herbst 2019 formierte, glitzerte die Zukunft queer am Horizont, ein Versprechen, eine Hoffnung, vielleicht nur eine Ahnung – und der Kollege Christopher Fares-Köhler brachte das oben stehende Zitat in die Diskussion ein. Seither ist viel passiert: eine Festivalausgabe wurde geplant, verschoben und ist geplatzt; das Team hat sich verändert und versucht, möglichst viel des ursprünglichen Programms beizubehalten, mit allen künstlerischen Entwicklungen, die das Jahr mit sich brachte. Schließlich mündete der Prozess darin, dass PUGS IN LOVE – Queer Week 2021 als Mini-Festival mit über 40 Künstler*innen stattfindet.
Titelgebend sind die Perversen und Gefährdeten (PUGs): »queer« und »pervers« bedeuten seit der Entstehung im Althochdeutschen und Lateinischen »verdreht«, »verkehrt«, »verquer«. Und so erweitern die PUGs während dreier Tage die Literatur für immer um scheinbar Unsagbares, suchen nach egalitären Wegen ins Übergestern und erforschen mit Performances und einem Theaterfilm, was »queer« in der Zukunft bedeuten könnte. Sicher ist dabei nur, dass sie jenseits des Mainstreams zu suchen – zu schaffen! – ist. Deshalb tastet sich dieses Festival genussvoll in alle Richtungen gleichzeitig: wie die unterschiedlichen Gesprächsgäst*innen ergänzen sich die Texte, Performances, Workshops, Filme zu einem Kaleidoskop, widersprechen einander und hoffentlich sich selbst.
Machtstrukturen betreffen nicht nur Menschen, sondern prägen alle Denkfiguren und setzen willkürliche Grenzen zwischen Lebensformen. Sobald sich der Blick dafür öffnet, ändert sich die Perspektive unablässig. Für die »queere Zukunft« kann es also nur fluide Vorstellungen geben. Den Wortsinn erinnernd, gilt es folglich in jedem Moment darauf zu bestehen, die Situation in ihr Gegenteil zu verkehren, den Sinn zu verdrehen und verquer in der Landschaft zu stehen: einen Schritt zurück und einen Sprung zur Seite. Und so muss es darum gehen, aktiv zu sein, denkend, sprechend, handelnd; vom Verb auszugehen statt beim Adjektiv oder Nomen zu landen. Es muss darum gehen, im Hier und Jetzt die bestehende Ordnung aufzubrechen, Raum zu greifen und zu besetzen, autoritäres Gehabe zu entlarven und Diskriminierung sassy zu widersprechen, immer aufzubegehren, zu fragen, immer wieder und wieder zu fragen, zu hinterfragen, Dissens herauszukitzeln und dabei Konsens zu meinen – die Zukunft zu queeren: die Welt nicht hinzunehmen wie sie ist, sondern sie so zu entwerfen, dass sie wenigstens morgen Lust bereitet.
In diesem Sinne: Here’s to queering the future!
Yunus Ersoy, Monica Marotta, Frederika Tsai
Festivalkurator*innen PUGS IN LOVE – QueerWeek 2021