Im Rahmen des Ausstellungskomplexes stronger still und anlässlich ihrer Einzelausstellung prison no. 5 ist die Künstlerin Zehra Doğan im Garten des Gorki zu Gast.
Die Auswahl in der Ausstellung prison no. 5 besteht aus Gemälden, Zeichnungen und Tagebüchern, die Doğan während ihrer dreijährigen Inhaftierung in der Türkei angefertigt hat.
Verurteilt wegen der Verbreitung von »terroristischer Propaganda«, für ein einziges Bild, das sie in den sozialen Medien teilte, schloss sich Doğan der kollektiven Widerständigkeit an, die sie im Gefängnis erlebte und verwandelte die Umstände ihrer Inhaftierung in grenzenlose Kreativität. Wegen der strengen Vorschriften der Gefängnisverwaltungen und des fehlenden Materials, das sie für ihre künstlerische Arbeit benötigt, musste sie mit jenem improvisieren, was sie im Gefängnis vorfand. Aus Stoffen von Kleidern, die ihre Mutter bei den Besuchen mitbrachte, leeren Briefseiten und großen Umschlägen, die ihr Naz Öke und andere Freund*innen schickten, aus Essensresten, den Farben von gemahlenen Gewürzen und ihrem Menstruationsblut entstanden so Arbeiten, die von Doğans Widerständigkeit gegenüber dem patriarchalen und politischen Druck und den schweren Bedingungen der Gefangenschaft zeugen.
Die ausgestellten Zeitschriften und kollektiv produzierten und handbeschriebenen Zeitungen zeigen Doğans journalistisches Engagement und ihre Rolle als Zeugin, als die sie die Absurditäten des Gefängnisalltags, ungerechte und chauvinistische Vorschriften des türkischen Staates, verbale und körperliche Übergriffe, aber auch Akte der Solidarität unter den Häftlingen und ihren gemeinsamen Widerstand dokumentierte.