Der Lyriker Daniel Arkadij Gerzenberg beginnt sein Buch mit den Versen: »ich wurde / sexuell missbraucht / sehe mich / zum ersten mal als / missbrauchten mann / ich werde die / wunden meiner seele / untersuchen und / buch führen für die / die nicht verstehen«. Zu dieser Selbstbetrachtung vor einem Spiegel lädt er uns ein. Er erzählt von sich, von uns und womöglich von dem, wovon wir – auch uns selbst gegenüber – schweigen.
In der szenischen Einrichtung stehen der Autor Daniel Arkadij Gerzenberg und Regisseur Dor Aloni auch gemeinsam auf der Bühne. Die Intimität der Lyrik, die innere Stimme, wird übertragen in die Körperlichkeit einer Performance. Aus dem Buch wird Theater.
Uraufführung 27/September 2024
Inhaltshinweis: In der Produktion wird auf sprachlicher Ebene sexueller Missbrauch thematisiert.
Die Reihe FЯEMDE POESIE? wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds
Motiv: Esra Rotthoff
»Gerzenberg zeigt seine Wunde, der Ton seiner Lyrik ist nicht anklagend, sondern routiniert, klar, reflektiert. Andererseits führt sein allegorisches Kammerspiel nicht bloß deutsche postnazistische Riten vor, sondern nimmt auch jüdisches Brauchtum in die Pflicht.«
»Das an ihm verübte Verbrechen ist so echt wie der Wodka, den er später trinkt. Jenseits der Poesie des Texts gibt es nichts, was das Publikum vor der Grausamkeit dieser Erfahrung, vor der Wirklichkeit, schützen könnte.«