Mely Kiyak wurde für ihre Tätigkeit als Kolumnistin und Essayistin und für ihr Werk Frausein ausgezeichnet
Die Autorin Mely Kiyak wurde für ihre Kolumnen und Essays, unter anderem für ihre Theater Kolumnen für das Maxim Gorki Theater, und für ihr im Hanser Verlag erschienenes Buch Frausein mit dem Kurt-Tucholsky-Preis ausgezeichnet. Die feierliche Preisvergabe fand als Höhepunkt und Abschluss der diesjährigen Jahrestagung der Kurt-Tucholsky-Gesellschaft am 12.09.2021 im Palais am Festungsgraben neben dem Maxim Gorki Theater statt. Die Laudatio hielt der aus der politischen Kabarettsendung Die Anstalt (ZDF) bekannte Kabarettist Max Uthoff.
»Es ist nicht nur ihre schriftstellerische Klasse, die Mely Kiyak mit Tucholsky verbindet, sondern auch ihr großartiger Humor,« lobte dieser in einer ebenso humorvollen Laudatio für die Preisträgerin.
In ihrer Dankesrede betonte Mely Kiyak, dass sie aus der langjährigen Tradition des Geschichtenerzählens in ihrer Familie stammt. In diesem Zusammenhang sprach sie auch über die Art und Weise, wie sie ihre Kolumnen schreibt:
»Das Gewerbe der politischen Analyse hat für sich Deutungsmuster, Codes und Chiffren erfunden, mit denen sie das Zeitgeschehen beurteilt und beschreibt. Die meisten Kolumnisten übernehmen diese Art zu schreiben. Ich habe mich dagegen gewehrt. Ich schreibe die wahrste Wahrheit und wirklichste Wirklichkeit, so ich sie erkenne. Und, natürlich, man will auch unterhalten. Das ist bei mir auch ein bisschen zwanghaft. Und das hat damit zu tun, dass man in meiner Familie das Recht aufs Sprechen in dem Moment verwirkte, wenn man es nicht schaffte, zu Gelächter zu reizen, zu verblüffen, zu unterhalten. Weitererzählen zu dürfen war die größte Auszeichnung.«
Shermin Langhoff, Intendantin des Maxim Gorki Theaters, die unter den Gästen der Verleihung war, zur Auszeichnung:
»Wir gratulieren Mely Kiyak, unserer Theaterkolumnistin, die uns im Gorki und über vierzigtausend Abonnent*innen seit 2013 alle zwei Wochen mit Kiyaks Theater Kolumne unterhält, aufrüttelt und aufmuntert, herzlichst zum hochverdienten Tucholsky-Preis. Kurt Tucholsky hat als letzte Zeichnung in sein Sudelbuch eine dreistufige Treppe gezeichnet, Reden hat er auf die Erste, Schreiben auf die zweite und Schweigen auf die höchste Stufe gekritzelt. Ich bewundere Mely Kiyak, wie sie längst auf der zweiten und der höchsten Stufe virtuos tanzt.«
Die Preisträger*innen des Kurt-Tucholsky-Preises sind deutschsprachige Publizist*innen oder Journalist*innen, die der »kleinen Form« wie Essay, Satire, Song, Groteske, Traktat oder Pamphlet verpflichtet sind und sich durch ihre inhaltlichen Bezüge auf zeitgeschichtlich-politische Hintergründe auszeichnen. Die Texte sollen der Realitätsprüfung dienen, Hintergründe aufdecken und den Leser*innen bei einer kritischen Urteilsfindung helfen. So waren die inhaltliche und stilistische Bandbreite von Kiyaks Texten sowie die sprachliche Präzision und analytische Schärfe ausschlaggebende Gründe für die Wahl der Jury. Die Kurt-Tucholsky-Gesellschaft bedachte Mely Kiyaks Arbeiten mit folgenden Worten: »Ihr Stil, ihre Qualität, ihre Vielfalt, ihre Schärfe und ihr Witz sind nicht nur unverwechselbar, sondern in Ausdauer, Klarheit, Ernsthaftigkeit, Mut, Einsatzbereitschaft und Klugheit unbestechlich.«
Sie schreibe gegen Ungerechtigkeit an und nutze die Sprache »virtuos als Instrument, dessen Klaviatur zu spielen sie beherrscht wie nur wenige. Dass ihre Texte dabei eine Leichtigkeit ausstrahlen, die der deutschen Sprache selten zugetraut wird, unterstreicht ihr Können ganz besonders«, so die Jury.
Die Preisträgerin Mely Kiyak lebt in Berlin und veröffentlichte mehrere Bücher und Essays, Theaterstücke und andere Texte. In ihrer Theater Kolumne für das Gorki kommentiert sie vierzehntägig das Weltgeschehen. Zudem schreibt Kiyak für Zeit Online die wöchentlich erscheinende Kolumne Kiyaks Deutschstunde. 2011 erhielt Kiyak den Theodor-Wolff-Preis.
Der Kurt-Tucholsky-Preis wurde erstmals 1995 und wird seit 1997 alle zwei Jahre vergeben. Mely Kiyak ist nach Daniela Dahn und Margarete Stokowski die dritte Preisträgerin des Kurt-Tucholsky-Preises.