Pressebrief, 17/September 2024


Oktober-Premieren im Maxim Gorki Theater: LINKERHAND nach Brigitte Reimann in einer Bühnenadaption von Sebastian Baumgarten, Nazanin Noori bringt mit I PITY THE GARDEN Forugh Farrokhzads Gedichte ins Studio Я

am 18/Oktober wird im Gorki LINKERHANDSebastian Baumgartens Bühnenadaption von Brigitte Reimanns (1933–1973) unvollendet gebliebenem Roman Franziska Linkerhand – erstaufgeführt. Es ist die Geschichte einer jungen DDR-Architektin, die neue Häuser für den neuen Staat bauen möchte, »Häuser, die ihren Bewohnern das Gefühl von Freiheit und Würde geben«, stattdessen aber zu einer »Siedlung von Fernsehhöhlen« verkommen. Franziska Linkerhand ist gescheitert. An den Verhältnissen, die ebenfalls gescheitert sind. Das Stück schlägt eine Brücke vom Scheitern der Romanfigur zum Scheitern der Autorin Brigitte Reimann und vom Scheitern des Sozialismus zum gegenwärtigen Scheitern. Auf der Bühne spielen Aleksandar Radenković, Katja Riemann, Falilou Seck, Maria Simon, Alexandra Sinelnikova und Till Wonka.

Am 17/Oktober geht im Studio Я die Reihe FЯEMDE POESIE? mit der Premiere von I PITY THE GARDEN in die vierte Runde. Darin wird mit Forugh Farrokhzad (1934–1967) die bedeutendste Dichterin der modernen iranischen Literatur und zugleich eine der wichtigsten Regisseurinnen des Landes vorgestellt. Die Soundkünstlerin Nazanin Noori, deren Arbeit zuletzt bei der Berlin Art Week zu erleben war, konnte für die Inszenierung gewonnen werden. Aus den Gedichten von Forugh Farrokhzad wird sie eine Sprechoper kreieren, bei der Kinan Hmeidan und Kate Strong auf der Bühne stehen werden.

Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit zeigt Cem Kaya am 3/Oktober zusammen mit Ekim Acun alias ŞOKOPOP erneut seine Deutschstunde POP, PEIN, PARAGRAPHEN, mit deren Premiere wir am 6/September in die neue Spielzeit gestartet sind. Kaya, der für seinen Film Songs of Gastarbeiter – Liebe, D-Mark und Tod in diesem Jahr den Grimme-Preis erhielt, demonstriert in seiner Video-Lecture mit einer Fülle von Filmen und Fotos die Verbissenheit, mit der seit mehr als einem halben Jahrhundert in Deutschland immer wieder versucht wird, »die Anderen« loszuwerden. 

Außerdem stehen im Oktober zwei Buchvorstellungen auf dem Programm: Am 13/Oktober präsentiert Philipp Ruch, der Gründer des Zentrums für politische Schönheit, im Gespräch mit Mely Kiyak sein neues Buch ES IST 5 VOR 1933. Darin belegt er Seite für Seite die Verfassungsfeindlichkeit der AfD und plädiert für ein Verbot ebendieser. Am 27/Oktober stellt Behzad Karim Khani, dessen Roman HUND, WOLF, SCHAKAL in einer Bühnenadaption im Repertoire des Gorki zu sehen ist, im Gespräch mit Pegah Ferydoni und Melika Foroutan sein neues Buch ALS WIR SCHWÄNE WAREN vor.

Mely Kiyak setzt ihre immer ausverkaufte Reihe MELY KIYAK HAT KUNST auch in dieser Spielzeit fort. Nach vergangenen Ausgaben mit Gästen wie Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow, Dichterin Lütfiye Güzel und Satire-Star Jan Böhmermann hat Kiyak für den 21/Oktober diesmal Herbert Grönemeyer eingeladen. So intim wie im kleinen Studio Я ist der Künstler selten zu erleben.

Last, but not least sei noch auf unseren Theatertag am 31/Oktober hingewiesen, anlässlich dessen wir aus unserem Repertoire die gespenstische Familienzusammenführung GESCHWISTER von Ersan Mondtag zeigen, der auf der diesjährigen Biennale in Venedig den Deutschen Pavillon bespielt.

Im Folgenden finden Sie eine Vorschau der erwähnten Highlights im Oktober. Auf ein baldiges Wiedersehen im Gorki!

 

Beste Grüße

Elisa Thorwarth (Referentin Kommunikation und Presse)
Alexander Ostojski (Referent Kommunikation und Presse)
Nino Medas (Pressesprecher und Leitung Kommunikation)

Presse 
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Tel. 030 - 20221 355 / 392
presse@gorki.de
www.gorki.de  

 
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Highlights im Oktober:



Premiere
LINKERHAND
18/Oktober 19:30, Bühne 

Nach dem Roman Franziska Linkerhand von Brigitte Reimann

Fassung Sebastian Baumgarten & Holger Kuhla

Regie Sebastian Baumgarten
 
Bühne Sam Chermayeff, Pascal Bertschi, Barbara Polakova & Liam Statz Kostüme Eleonore Carrière Musik Hans Könnecke Video Chris Kondek Dramaturgie Holger Kuhla
 
Mit Aleksandar Radenković, Katja Riemann, Falilou Seck, Maria Simon, Alexandra Sinelnikova & Till Wonka

Eine junge Architektin, vital, kantig, offen, entscheidet sich nach der »Mauer« gegen ihre bürgerliche Herkunft und für den Arbeiterstaat DDR. Bewegt vom Traum einer avancierten und dennoch sozialen Architektur, wählt diese gnadenlos Liebende statt einer glänzenden Karriere, die Wirklichkeit von Neustadt, das Muster einer so funktionalen, wie »schönen Stadt«. Was Franziska Linkerhand treibt, ist die Hassliebe zu den Baustellen, Planungsbüros, durchsoffenen Nächten, den Männern und Frauen, der ruhelos gefährlichen Welt der Arbeit und Arbeitenden. Die Inszenierung von Sebastian Baumgarten rekonstruiert Linkerhand als eine uns gegenwärtige Frauenfigur, die sich den Zwängen des Lebens nicht kampflos ergeben will.

Weitere Vorstellung:
28/Oktober 19:30, Bühne

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Premiere
I PITY THE GARDEN
FЯEMDE POESIE? #4 

Von Forugh Farrokhzad

Regie & Ausstattung Nazanin Noori

Komposition Andrea Belfi Live-Musik Andrea Belfi, Samin Ghorbani & Sofia Salvo Dramaturgie Murat Dikenci

Mit Kinan Hmeidan & Kate Strong

Forugh Farrokhzad ist eine der bedeutendsten und umstrittensten Dichterinnen der modernen iranischen Lyrik. Ihr literarisches Vermächtnis ist eine Poesie des weiblichen Protests und der radikalen Veränderungen der Welt um sie herum. Ihr Appell gegen Korruption und Missstände im Iran hat heute noch Relevanz und ist im Rahmen der Freiheitsbewegung gegen die Islamische Republik aktueller denn je. Mit I PITY THE GARDEN eröffnet die interdisziplinäre Künstlerin Nazanin Noori einen postdramatischen Zugang zu Farrokhzads Lyrik, in dem Klang, Raum und Installation verschmelzen. Auf Basis einer Collage aus Gedichten von Farrokhzad entsteht eine Sprechoper, die sich der Sprachgewalt einer der wichtigsten zeitgenössischen Dichterinnen aussetzt.

Weitere Vorstellung:
18/Oktober 20:30, Bühne

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Video-Lecture

POP, PEIN, PARAGRAPHEN
EINE DEUTSCHSTUNDE VON CEM KAYA FEAT. EKIM ACUN ALIAS ŞOKOPOP
3/Oktober 19:30, Bühne 
 
Konzept, Video, Text & Bühne Cem Kaya
 
Künstlerische Mitarbeit Ekim Zafer Acun (ŞOKOPOP) Dramaturgie Clara Probst Archivrecherche Dalia Castel
 
Mit Cem Kaya & Ekim Zafer Acun (ŞOKOPOP)
 
1983 stürzte sich der 23-jährige Cemal Kemal Altun aus dem 6. Stock des Oberverwaltungsgerichts Berlin. Das deutsche Innenministerium hatte, trotz der in der Türkei herrschenden Militärdiktatur, gegen seinen bereits positiv entschiedenen Asylbescheid geklagt. Filmemacher Cem Kaya, bekannt für seine vielfach ausgezeichneten Dokumentationen wie Aşk, Mark ve Ölüm (Liebe, D-Mark und Tod), setzt sich in seiner Video-Lecture ausgehend von Cemal Kemal Altun mit Deutschland und dessen traditionsreicher Kollaboration mit Unrechtsstaaten auseinander. Kaya kompiliert und komponiert unterschiedlichstes Archivmaterial mit privaten Zeitdokumenten. Er erzählt performativ, schonungslos und mit bissigem Humor nicht nur die Rechtsgeschichte Deutschlands neu. 

Gefördert aus Mitteln des Landes Berlin, Hauptstadtkulturfonds.

Weitere Vorstellung:
22/Oktober 19:30, Bühne

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Buchvorstellung
ES IST 5 VOR 1933
13/Oktober 20:30, Bühne

Mit Philipp Ruch & Gästen

»Das Buch der Stunde« (Hilmar Klute, SZ)

Die Brandmauer bröckelt. Dagegen hat Philipp Ruch, Gründer des Zentrums für Politische Schönheit und aktivistischer Künstler gegen rechts, ein neues Buch geschrieben. Es ist 5 vor 1933 ist ein Warnschuss gegenüber der Gefahr, die vom rechtspopulistischen Rand, der schon lange kein Rand mehr ist, ausgeht. Darin hat er 2.000 Beweistücke für die Verfassungsfeindlichkeit der AfD zusammengetragen, die keinen Zweifel daran lassen, dass diese Partei längst hätte verboten werden müssen.

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Buchvorstellung
ALS WIR SCHWÄNE WAREN
27/Oktober 17:00, Bühne
 

Mit Behzad Karim Khani, Pegah Ferydoni & Melika Foroutan

Moderation Simon Meienreis

Behzad Karim Khanis furioses Romandebut Hund, Wolf, Schakal ist seit der Uraufführung durch Hausregisseur Nurkan Erpulat auch erfolgreich auf der Gorki-Bühne zu sehen. Mit Als wir Schwäne waren präsentiert der in den 80er Jahren als Kind aus Teheran nach Deutschland geflohene Schriftsteller sein neuestes Buch. Unterstützt wird er dabei von den Schauspielerinnen und Weggefährtinnen Pegah Ferydoni und Melika Foroutan. Sie sprechen über Diaspora als Heimat, eine Jugend im Ruhrgebiet und das Ankommen in der Literatur. Im Anschluss zeigen wir die Inszenierung Hund, Wolf, Schakal auf der Bühne.

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Lesung & Gespräch
MELY KIYAK HAT KUNST
WUCHT, WEHMUT
21/Oktober 19:30, Studio Я


Mely Kiyak im Gespräch mit Herbert Grönemeyer

»Manchmal legt der Tau sich auf mich. Und dann werd ich leise traurig.« Im Ruhrpott reimt sich so ein Satz. Darüber wird Mely mit Herbert sprechen. Und über das Lesen. Eda Tanses und Band werden mit Tenbûr, Klavier, Cello, Geige, Flöte und Gesang das Studio in einen Garten verwandeln. Mely Kiyak hat Kunst will uns auch in der 2. Staffel glückliche und lichte Momente in dunklen Zeiten bescheren.


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Theatertag

GESCHWISTER
31/Oktober 19:30, Bühne

Von Ersan Mondtag

Bühne Simon Lesemann Kostüme Josa Marx Musik Nid & Sancy (Bart Demey & Tania Gallagher) Kinematographie Bahadir Hamdemir Schnitt Wilke Weermann Dramaturgie Valerie Göhring

Mit Ariane Andereggen, David Bennent, Yanina Cerón, Lea Draeger, Tina Keserovic, Sema Poyraz, Falilou Seck & Çiğdem Teke


Die Kinder der Schweige-Generation treten ihr Erbe an. Ein Stück über das Weiterwesen des Nationalsozialismus in einer bundesrepublikanischen, bürgerlichen Familie bis zum Beginn der Nullerjahre und den ersten Morden des NSU.