PRESSEBRIEF, 16/FEBRUAR 2024

 

Maxim Gorki Theater im März: Premiere von Oliver Frljićs ALICE IM WUNDERLAND am 2/März +++ Uraufführung von I’M A GIRL YOU CAN HOLD IRL von Zelal Yeşilyurt am 23/März u.v.m. +++

Liebe Journalist*innen,
 
vor wenigen Tagen feierten wir die erfolgreiche Uraufführung von Behzad Karim Kahnis Debütroman HUND, WOLF, SCHAKAL in der Regie von Nurkan Erpulat. Die zweite Februar-Premiere, Lena Braschs Inszenierung von Michel Friedmans FREMD am 23/Februar, liegt noch vor uns. Dennoch möchten wir Sie schon jetzt auf unsere März-Highlights hinweisen:
 
Wir premieren am 2/März ALICE IM WUNDERLAND nach Lewis Carroll in einer Inszenierung von Oliver Frljić, dem Künstlerischen Co-Leiter des Gorki. Gemeinsam mit seinem Ensemble fragt Frljić, ob das sagenumwobene Wunderland Träumen oder doch eher Albträumen entspringt. Mit dabei ist Ensemble-Neuzugang Via Jikeli als Alice. Jikeli hat als Diederich Heßling in Christian Weises Inszenierung des Romans DER UNTERTAN von Heinrich Mann jüngst Besucher*innen und Kritiker*innen hingerissen. Mit David Rothe ist ein weiteres junges Talent als Gast dabei. Er hat ebenso wie Jikeli gerade sein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch abgeschlossen. Außerdem wird Elias Arens erstmals am Gorki spielen. Neben den jungen und neuen Kolleg*innen stehen erfahrene Gorki-Spieler*innen wie Çiğdem Teke und Aram Tafreshian auf der Bühne. Auch Aleksandar Radenković ist nach vielen Jahren beim Film und Fernsehen als das »böse« weiße Kaninchen zurück am Gorki.
 
Das Studio Я zeigt am 23/März die Uraufführung von I’M A GIRL YOU CAN HOLD IRL von Zelal Yeşilyurt, die ebenfalls Regie führt. 2000 wurde Yeşilyurt in Berlin geboren. Ihre ersten Theater- und Regie-Erfahrungen sammelte sie im Jugendtheaterprojekt P14 an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, bevor sie Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und Szenisches Schreiben an der UdK in Berlin studierte. In diesem Herbst wird ihr erster Roman im Korbinian Verlag erscheinen. »IRL« heißt übrigens »in real life«. In dieser zweiten Premiere des Monats geht es um nichts Geringeres als die Liebe im 21. Jahrhundert.
 
IRL sind wir leider auch am 6/März bei VOICES FOR AFRIN: THE OVERLOOKED ATROCITIES IN SYRIA. Die im Nordwesten Syriens liegende kurdische Stadt Afrin wurde 2018 von türkischen Militärs eingenommen, welche die Stadt bis heute besetzt halten. In den Häusern der geflüchteten kurdischen Einwohner*innen brachten die türkischen Besatzer*innen Araber*innen, u.a. syrische Palästinenser*innen, unter. Am 6/März werden die syrische Aktivistin Sabiha Khalil und Rechtsanwalt Patrick Kroker vom European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) über die Lage in Afrin und den Erfolg/Misserfolg der bei der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe vorliegenden Strafanzeige berichten, in der zu umfassenden Ermittlungen gegen die Täter*innen aufgerufen wird. Moderiert wird die Veranstaltung von Kristin Helberg. Wassim Mukdad wird die Oud spielen, die arabische Laute. Als Oppositioneller saß der 1985 in Leipzig geborene Mediziner und Musiker in Syrien dreimal im Gefängnis und wurde gefoltert.
 
Bei PROSA DER VERHÄLTNISSE #27: »SCHAUERGESCHICHTEN« / »SCHREIBEN ALS BERUF« am 28/März wird Péter Nádas ins Studio Я kommen. Er wurde 1942 in Budapest geboren. Spätestens seit 1991 Buch der Erinnerung erschien, zählt Nádas zu den wichtigsten Autor*innen der Gegenwart. Sein Roman Schauergeschichten stand 2022 auf Platz Eins der Bestenlisten. Um diesen wird es sicher auch in seinem Gespräch mit Deniz Utlu gehen. Deniz Utlu, selbst Autor, aktuell vielbesprochen mit Vaters Meer, kuratiert seit einem Jahrzehnt die Reihe Prosa der Verhältnisse. In ihr geht es auch um das Schreiben und Erzählen als Beruf und die Macht der Sprache. Auszüge aus dem Roman von Péter Nádas wird Alexandra Sinelnikova lesen.
 
Im Folgenden finden Sie eine Vorschau der erwähnten Highlights im März. Wir freuen uns auf Sie!
 
 
Beste Grüße
 
Elisa Thorwarth (Referentin Kommunikation und Presse)
Alexander Ostojski (Referent Kommunikation und Presse)
Nino Medas (Pressesprecher und Leitung Kommunikation)
 
Presse
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Tel. 030 - 20221 355 / 392
presse@gorki.de
www.gorki.de  
 
 
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Highlights im März:
 
Premiere
ALICE IM WUNDERLAND
2/März, 19:30, Bühne
 
Nach Lewis Carroll
Regie Oliver Frljić
 
Bühne Igor Pauška Kostüme Jelena Miletić & Janja Valjarević Choreografie Evelin Facchini Dramaturgie Johannes Kirsten & Endre Malcolm Holéczy
 
Mit Elias Arens, Via Jikeli, Aleksandar Radenković, David Rothe, Aram Tafreshian & Çiğdem Teke
 
Es ist eine der bekanntesten Geschichten der Weltliteratur. Das weiße Kaninchen, der verrückte Hutmacher, die Herzkönigin, die rauchende Raupe sind ikonisch gewordene Figuren des 1865 veröffentlichten Buchs. Nicht zuletzt durch ein Aufgreifen dieser Erzählung in der Popkultur ist die Geschichte des Mädchens Alice, das dem weißen Kaninchen ins Wunderland folgt, zu einer Geschichte geworden, die Allgemeinwissen zu sein scheint. »Follow the white rabbit«, bekommt Neo im ersten Teil der Matrix-Trilogie gesagt. Das Schauen auf die andere Seite der Wirklichkeit hinterfragt bisherige Gewissheiten. Gefangen in den Konventionen der englischen Gesellschaft und denen seines Berufes als Dozent für Mathematik und Logik am Christ Church College in Oxford, feiert Lewis Carroll, der eigentlich Charles Lutwidge Dodgson hieß, in Alice im Wunderland die anarchische Kraft des kindlichen Nonsenses. Das ist komisch, traurig und bitter zugleich und die Frage stellt sich: Was ist das Wunderland eigentlich? Wer wäre Alice heute? Wo genau kommt sie an? Ist diese Welt, in die sie fällt, wirklich kindlich unschuldig oder liegt nicht unter allem eine beunruhigende Gewaltstruktur? »Kopf ab, Kopf ab!«, schreit die Herzkönigin, aber alles scheint nicht so gemeint zu sein.

Oliver Frljić, Künstlerischer Co-Leiter am Gorki, interessiert an der Geschichte nicht zuletzt, wie der scheinbare Nonsens dann doch sehr ernsthafte Konsequenzen haben kann und Wunderland und Albtraumland näher zusammenliegen, als uns lieb ist.
 
Weitere Vorstellungen:
9/März, 19:30, Bühne
29/März 18:00, Bühne
 
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Talk
VOICES FOR AFRIN: THE OVERLOOKED ATROCITIES IN SYRIA
6/März, 19:00, Studio Я
 
Mit Kristin Helberg, Sabiha Khalil & Patrick Kroker Musik Wassim Mukdad
 
Afrin, eine hügelige Region im Norden Syriens, war einst berühmt für seine Olivenhaine. Mit mehr als 360 kurdischen Dörfern war es historisch der am dichtesten kurdisch besiedelte Teil Syriens. Am 20/Januar 2018 drangen die türkische Armee und verbündete bewaffnete Milizen ins syrisch-kurdische Afrin ein. Ihre sogenannte Militäroperation »Olivenzweig« dauerte über zwei Monate, in denen die überwiegend kurdische Zivilbevölkerung nicht nur tödliche Gewalt und Folter erlebte, sondern auch weitgehend aus ihren Häusern und Dörfern vertrieben und ihrer Lebensgrundlagen beraubt wurde. Seitdem ist Afrin besetzt. Und die für die Region so typischen Olivenbäume verschwinden. Sie werden gefällt, gestohlen oder verbrannt.

Die Menschenrechtsorganisationen European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) und Syrians for Truth and Justice (STJ) haben nun eine Strafanzeige gegen die Menschenrechtsverletzungen durch die protürkischen bewaffneten Milizen eingereicht. In dem musikalisch begleiteten Panel werden die politische Aktivistin Sabiha Khalil und der in Berlin lebende Rechtsanwalt Patrick Kroker gemeinsam mit der Journalistin Kristin Helberg über die politische Situation in Afrin und den anhaltenden Kampf der Betroffenen für Gerechtigkeit diskutieren.
 
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Premiere
I’M A GIRL YOU CAN HOLD IRL
23/März, 20:30, Studio Я
 
Text & Regie Zelal Yeşilyurt
 
Bühne Hyun Vin Kaspers Kostüme Elin Laut Musik Fee Aviv Dubois Video Luna Zscharnt & Berfîn Karakurt Dramaturgie Murat Dikenci
 
Mit Tim Freudensprung & Sofia Iordanskaya
 
Warum sind Roboter eigentlich immer Frauen? Man denke an Siri und Alexa und Sophia, den Roboter. Vielleicht, weil der drohende KI-Krieg gegen die Menschheit weniger bedrohlich erscheint, wenn er von weiblichen Androiden ausgetragen wird? Oder vielleicht, weil klar ist, welches Geschlecht die Dienstleister*innenrollen austragen muss?
 
I’m a girl you can hold IRL ist ein Stück über Liebe im 21. Jahrhundert, Einsamkeit, Narzissmus, Singularität und Emanzipation (auch Fembots haben Gefühle). Es ist ein Zweikampf zwischen Schöpfer und Kreatur. Es erzählt die Geschichte von Pygmalion, welcher in dieser Erzählung kein Bildhauer, sondern ein liebeskranker Robotiker ist. Seine Kreation heißt Galatea, ebenfalls keine Statue, sondern ein Roboter, welchen er seiner Freundin nachempfunden hat, die ihn zuvor verlassen hatte. Nachdem Galatea Leben eingehaucht wird, steht Pygmalion seiner fleischgewordenen Fantasie gegenüber: Sie liebt alle seine Lieblingsfilme, seine Lieblingsmusik, seine Lieblingspornos. Sie ist buchstäblich Born Yesterday, nur wenige Stunden alt und schon in einem schönen Frauenkörper unendlich weise. Dass Galatea irgendwann jedoch beginnt, ihren eigenen Willen zu entwickeln, Fragen zu stellen, Grenzen auszutesten, wie das die Künstliche Intelligenz nun mal so tut, wenn man genug mit ihr interagiert, gefällt Pygmalion überhaupt nicht.
 
Weitere Vorstellungen:
27/März, 20:30, Studio Я
28/März, 20:30, Studio Я

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Lesung + Talk
PROSA DER VERHÄLTNISSE #27 »Schauergeschichten« / »Schreiben als Beruf«
28/März, 18:00, Studio Я
 
Mit
Péter Nádas & Deniz Utlu
 
Deniz Utlu spricht mit Péter Nádas, einem der bedeutendsten Schriftsteller der europäischen Gegenwartsliteratur, über seinen zuletzt erschienenen Roman Schauergeschichten und über seine Poetologie. Der Roman erzählt vielstimmig das Leben in einem ungarischen Dorf an einem Fluss mit all seinen Bewohner*innen. Ein Panoptikum von Figuren, getrieben von Missgunst und Bosheit um die herum Gespenster schwirren. Das Gespräch gibt auch Einblicke in sein Handwerk, etwa die »stumme Poetik«, wie er sie in seinem Buch Schreiben als Beruf beschreibt: das, was nicht mehr im Text steht, die Auslassungen, gestrichenen Passagen. Ein Gespräch über Erzählweisen, die Macht der Sprache, über Licht und Schatten.