November-Premieren im Maxim Gorki Theater: Nurkan Erpulat inszeniert Nora Abdel-Maksouds CAFÉ POPULAIRE ROYAL, FЯEMDE POESIE? #5 mit BLUES IN SCHWARZ WEISS von May Ayim in der Regie von Lamin Leroy Gibba
am 21/November wird mit CAFÉ POPULAIRE ROYAL eine Komödie der langjährigen Gorki-Wegbegleiterin Nora Abdel-Maksoud bei uns erstaufgeführt. Regie führt Nurkan Erpulat, der auch den Gorki-Klassiker VERRÜCKTES BLUT auf die Bühne brachte. Nach erfolgreichen Romanadaptionen wie DSCHINNS und HUND, WOLF, SCHAKAL hat Erpulat sich mit Café Populaire Royal wieder eines Theaterstücks angenommen. Es spielen Yanina Cerón, Aysima Ergün, Çiğdem Teke und Amanda Babaei Vieira, die Trägerin des Ulrich-Wildgruber-Preises 2024. Über Nora Abdel-Maksouds Debut THE MAKING-OF hieß es, es sei »übermütig und Mut machend« und sogar »Commedia dell’arte für unser Serienzeitalter«. Bereits am 3/November ist The Making-Of als Vorgeschmack auf die Premiere von Café Populaire Royal wieder im Studio Я zu sehen.
Ebenfalls im Studio Я wird am 29/November May Ayim (1960-1996) in der Reihe FЯEMDE POESIE? vorgestellt. BLUES IN SCHWARZ WEISS hieß der von ihr kurz vor ihrem Freitod fertig gestellte Band. May Ayim war Dichterin, Pädagogin und wurde Gründungsmitglied der »Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland« (heute: »Initiative Schwarze Menschen in Deutschland«), eine Aktivistin der afrodeutschen Bewegung, die ihre Lage immer wieder radikal neu formulierte. Regie führt der Schauspieler, Autor und Produzent Lamin Leroy Gibba, der neben anderen Auszeichnungen 2023 auch in die europäische Forbes 30 Under 30-Liste im Bereich Entertainment aufgenommen wurde. Mit blues in schwarz weiss gibt er nun sein Regiedebut am Theater.
Vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 tagte in Berlin die Berliner Afrika-Konferenz. Auf ihr regelten die europäischen Staaten, wie sie Afrika untereinander aufteilen werden. Besonders verhängnisvoll war die Feststellung, dass nur jene Macht das Recht auf Erwerb einer Kolonie haben sollte, die sie tatsächlich in Besitz nahm. Das erhöhte das Tempo der Unterwerfung des Kontinents und seiner Bewohner*innen. Von denen hatte keine*r Zutritt zur Konferenz. Am 15/November 2024 zeigt das Gorki im Rahmen des Projekts »Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt« das Koproduktionsgastspiel ECOSYSTEM. Dafür reiste die GROUP50:50 in den Nordosten des Kongo und erarbeitete mit Bewohner*innen des Regenwaldes ein multimediales Musiktheaterstück über ein Ökosystem, das mit großem finanziellen und intellektuellem Aufwand gezielt zerstört wird.
Der 20. November ist Transgender Day of Remembrance. Kurz darauf, am 23/November, zeigen wir aus diesem Anlass eine Doppelvorstellung unserer Koproduktion LOS DIAS AFUERA / THE DAYS OUT THERE, die jüngst am 14/September bei uns am Gorki Berlin-Premiere feierte. Eine Gruppe von cis Frauen und trans Personen, die in verschiedenen argentinischen Gefängnissen inhaftiert waren, spielen Szenen ihrer vergangenen Jahre. Das reale Leben der Protagonist*innen wird zur Fiktion, in der sich ihre Biografien ab dem Zeitpunkt ihrer Entlassung miteinander verweben. Regisseurin Lola Arias erhielt für ihren prägnanten Regiestil vor wenigen Tagen, am 13/Oktober den renommierten Internationalen Ibsen-Preis.
Neben den genannten Premieren und Koproduktionsgastspielen gibt es auch Wiederaufnahmen, wie das seit 2019 stets ausverkaufte EIN BERICHT FÜR EINE AKADEMIE nach Franz Kafka, eingerichtet von Oliver Frljić. Am 10/November spielen wir zum 50. Mal DIE NACHT VON LISSABON, nach dem Roman von Erich Maria Remarque in der Regie von Hakan Savaş Mican mit Dimitrij Schaad, dem Schauspieler des Jahres 2024, in der Hauptrolle.
Darüber hinaus werden wir im November einige szenische Einrichtungen und Lesungen präsentieren. Auf eine möchten wir dabei besonders hinweisen: DANJA, MEIN DEMENTES JAHRHUNDERT, zu sehen am 16/November im Studio Я. Ein neuer, bewegender Text von Sasha Marianna Salzmann, eingerichtet von Sapir Heller.
Wenden Sie sich für weitere Informationen, Interviewanfragen und die Reservierung von Pressetickets gerne an uns!
Beste Grüße
Elisa Thorwarth (Referentin Kommunikation und Presse)
Alexander Ostojski (Referent Kommunikation und Presse)
Nino Medas (Pressesprecher und Leitung Kommunikation)
Presse
Maxim Gorki Theater Berlin
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Tel. 030 - 20221 355 / 392
presse@gorki.de
www.gorki.de
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Highlights im November:
Premiere
CAFÉ POPULAIRE ROYAL
21/November 19:30, Bühne
Von Nora Abdel-Maksoud Regie Nurkan Erpulat
Bühne Gitti Scherer Kostüme Miriam Marto Dramaturgie Johannes Kirsten & Clara Probst
Mit Yanina Cerón, Aysima Ergün, Çiğdem Teke & Amanda Babaei Vieira
»Das Thema des heutigen Abends ist Klassismus, ja, nicht Klassizismus«. Das ist so ein typischer Nora-Abdel-Maksoud-Satz. Ihre Texte The Making-Of, The Sequel und Rabatt laufen und liefen mit großem Erfolg am Gorki. Aber von Abdel-Maksouds bitterbösem Humor kann man nicht genug bekommen. Und so wird es höchste Zeit, auch ihr Erfolgsstück Café Populaire in einer eigenen Berliner Fassung – deswegen Royal! – zu zeigen. Vier Figuren, die nichts Geringeres versuchen, als »Humornistisch« – auch so eine Abdel-Maksoudsche Wortschöpfung aus Humor und Humanismus – zu bleiben. Da ist Svenja, die als Künstlerin mit Bildungsbürgerhintergrund prekär lebt und sich als Hospizclown über Wasser hält. Püppi, altlinke Salonkommunistin, ist Bewohnerin des Hospizes und sucht nach dem Tod ihres Mannes einen neuen Betreiber für die »Goldene Möwe«, eine Kneipe mit Kleinkunstbühne und der ferne Traum Svenjas. Was läge näher, als Svenja die »Möwe« übernehmen zu lassen? Hier kommen die anderen beiden Figuren ins Spiel. Aram, »Dienstleistungsproletarier« mit Migrationshintergrund, tritt in den Ring im Kampf um das Erbe. Aber ist er wirklich so bedürftig, wie er sich gibt? Ein richtiger Arbeiter soll die »Goldene Möwe« bekommen. Das möchte Püppi. Aber gibt es die überhaupt noch? Und dann ist da ja auch noch der Don, der Vierte im Bunde und technisch gesehen ein Teil von Svenja. Er ist Erzähler, Kommentator und ihre böse neoliberale Abspaltung und sagt all das, was sie, was wir uns trotz unserer vermeintlichen Weltoffenheit oft denken, aber nicht trauen zu sagen. Café Populaire Royal geht mit viel Witz und Esprit ans Eingemachte und hinterfragt auch uns in unserer Moral und Gewissheit, die Guten zu sein.
Weitere Vorstellung:
30/November 19:30, Bühne
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Premiere
BLUES IN SCHWARZ WEISS
FЯEMDE POESIE? #5
29/November 20:30, Studio Я
Von May Ayim Regie Lamin Leroy Gibba
Bühne Joan Ling-Li Nesbit-Chang Kostüme Mathieu Amadou Sounddesign MINQ Dramaturgie Murat Dikenci
Mit Benita Bailey & Ruby Commey
May Ayim war Dichterin, Pädagogin, Aktivistin und Mitbegründerin der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). In ihrem vor ihrem frühen Tod veröffentlichten Gedichtband blues in schwarz weiss findet Ayim eine knappe poetische Sprache, in der sie Erlebnisse aus ihrer Kindheit, ihre Sehnsucht nach Liebe und Verbindung, sowie ihre Erfahrungen mit Rassismus und Ausgrenzung verarbeitet. Ayim spielt mit Klängen, Schreibweisen und Buchstaben und findet klare Worte, um gegen Ungerechtigkeit anzukämpfen und das Bewusstsein für die Erfahrungen und Herausforderungen der afrodeutschen Bewegung zu schärfen.
Weitere Vorstellung:
30/November 20:30, Studio Я
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Kooperationsgastspiel im Rahmen von »Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt«
ECOSYSTEM
15/November 19:30, Bühne
Anschließend Publikumsgespräch im Kiosk
Von und mit GROUP50:50
Wenn wir den Regenwald retten, retten wir das Klima! Mit diesem Slogan rechtfertigen internationale Umweltorganisationen seit Jahrzehnten ihre Interventionen in den äquatorialen Wäldern. Während die Weltbevölkerung allmählich versteht, dass sie gegen die Abholzung des Waldes im Kongobecken vorgehen muss, weil er grosse Mengen CO2 bindet, wird die lokale Bevölkerung einmal mehr zum Spielball geopolitischer Interessen. Für Ecosystem reist die GROUP50:50 in den Nordosten des Kongos und erarbeitet mit Bewohner:innen des Regenwaldes ein multimediales Musiktheaterstück über ein Ökosystem, das aus den Fugen gerät.
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Koproduktionsgastspiel
LOS DÍAS AFUERA / THE DAYS OUT THERE
23/November 17:00 & 20:00, Bühne
Text, Konzept & Regie Lola Arias
Bühne Mariana Tirantte Musik Ulises Conti & Inés Copertino Video Martin Borini Dramaturgie Bibiana Mendes Livemusik Inés Copertino Kostüme Andy Piffer Licht David Seldes Choreografie Andrea Servera Künstlerische Mitarbeit Alan Pauls
Mit Yoseli Marlene Arias, Paulita Veronica Asturayme, Carla Romina Canteros, Estefania Del Lujan Hardcastle, Noelia Luciana Perez & Igancio Amador Rodriguez
Los días afuera / The Days Out There ist Musical, Variété, Dokumentation und Theater. Eine Gruppe von cis und trans Frauen, die in verschiedenen argentinischen Gefängnissen inhaftiert waren, spielen Szenen ihrer vergangenen Jahre. Das reale Leben der Protagonist*innen wird zur Fiktion, in der sich ihre Biografien ab dem Zeitpunkt ihrer Entlassung miteinander verweben: Nacho wird Taxifahrer, Paula beginnt in einer illegalen Textilwerkstatt zu arbeiten, Noelia wird wieder zur Sexarbeiterin und setzt sich für die Rechte von trans Frauen ein. Theater, Tanz und Gesang werden zu Instrumenten, die ihnen helfen, sich eine Zukunft anzueignen. Die aber – so ist das eben mit der Zukunft – bleibt ungewiss. Lola Arias, die Trägerin des renommierten Internationalen Ibsen-Preises 2024, bewegt sich in Los días afuera / The Days Out There zwischen Voguing und Cumbia-Melodien – eine Ode an die Freiheit.
Produktion: Lola Arias Company / Beteiligte Produzentin: Gema Films / Koproduziert vom Maxim Gorki Theater Berlin mit Unterstützung von Fonds TransFabrik – des deutsch-französischen Fonds für darstellende Künste.
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Wiederaufnahme
EIN BERICHT FÜR EINE AKADEMIE
27/November 19:30, Bühne
Nach Motiven der Erzählung von Franz Kafka Regie Oliver Frljić
Bühne Igor Pauška Kostüme Sandra Dekanić Licht Jens Krüger Ton Hannes Zieger Dramaturgie Johanna Höhmann
Mit Yanina Cerón, Jonas Dassler, Lea Draeger, Maria Frenk, Doğa Gürer, Vidina Popov, Aram Tafreshian & Sesede Terziyan
Kafka suchte in seinen Erzählungen immer wieder Sujets, in denen Tiere in die sozialen Systeme von Menschen geraten. Tiere als die Verwandten, die den Menschen ihre hinter der Maske der Zivilisation verdrängte Geschichte als Spiegel vorhalten, Tiere als Störfaktor, aber auch als Gejagte, Gefährdete und Ausgestoßene. Dahinter verbirgt sich auch die Frage nach zivilisatorischer Anpassung, die erforderlich ist, um ganz Mensch zu werden, auch wenn damit deren »Menschwerdung« mit der Unterjochung des eigenen Ursprungs verbunden ist. Oliver Frljić, bekannt für seine zivilisationskritischen Provokationen, nimmt deshalb nicht ohne Grund Kafkas Erzählung Ein Bericht für eine Akademie zur Grundlage seiner zweiten Inszenierung für das Gorki. Anhand des erzählerischen Materials entwickelt er eine Geschichte der gewaltsamen Menschwerdung und befragt diesen Akt der Selbst- und Fremdvergewaltigung dessen, der einst die Freiheit kannte und im Gefängnis der Privilegierten, der Angepassten, der Normierten landet.
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Wiederaufnahme
DIE NACHT VON LISSABON
10/November 18:00, Bühne
Nach dem Roman von Erich Maria Remarque In einer Bühnenfassung von Hakan Savaş Mican Regie & Bühne Hakan Savaş Mican
Musikalische Leitung & Komposition Jörg Gollasch Video Benjamin Krieg Mitarbeit Video Phillip Hohenwarter Kostüme Miriam Marto Beratung Bühne Alissa Kohlbusch Dramaturgie Irina Szodruch Livemusik Lukas Fröhlich, Peer Neumann, Wassim Mukdad & Michael Glucksmann Licht Gregor Roth
Mit Anastasia Gubareva & Dimitrij Schaad
Die Nacht von Lissabon ist der Bericht von Helen und Josef und ihrer verzweifelten Liebe auf der Flucht durch Europa. Hakan Savaş Micans Überschreibung folgt Remarques Erzählung auf einer heutigen Reise von Osnabrück über Zürich und Paris bis nach Lissabon. Mican sprengt die geographischen und zeitlichen Grenzen und verwebt sein persönliches Reisetagebuch mit der Geschichte des Buches. In das Schicksal des Paares spiegelt er das Ringen um Verortungen von Arbeitsmigrant*innen und die nicht geschriebenen Biografien der namenlosen Toten in den Fluten des Mittelmeers. Damals wie heute lässt der rettende Hafen Menschen auf der Flucht zu Schmuggler*innen ihres eigenen Überlebens werden. Wie kann eine sich selbst als »frei« bezeichnende Gesellschaft funktionieren, wenn das Leben nur so viel gilt, wie der Stempel in deinem Pass? Mit Remarque geht Mican der Frage der Zugehörigkeit auf einem Kontinent nach, der sich als kulturelle und geographische Festung neu zu definieren versucht. Er erzählt aber auch von der Hoffnung, vom Wunder der Liebe und von der Möglichkeit der Solidarität. Zusammen mit dem Videokünstler Benjamin Krieg ist Mican auf den Spuren Remarques durch Europa gereist und zeichnet mit Dimitrij Schaad, Anastasia Gubareva und einer vierköpfigen Live-Band ein Zeit und Raum ausmessendes Bild von Aufbruch und Nie-Ankommen.
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Szenische Lesung
DANJA, MEIN DEMENTES JAHRHUNDERT
16/November 19:00, Studio Я
Von Sasha Marianna Salzmann Szenische Einrichtung Sapir Heller
Sasha Marianna Salzmann hat einen bewegenden Theatertext geschrieben. Der Großvater liegt im Sterben und mit ihm ein ganzes Jahrhundert. Die Erinnerung überfällt den dementen in der Sowjetunion geborenen jüdischen Großvater wie ein Tier und schleudert ihn durch die Zeiten. Sein Verstand kann sich keinen Reim mehr auf die Gegenwart machen. Das Gorki präsentiert Salzmanns neuesten Text in einer von Sapir Heller eingerichteten szenischen Lesung.