Im aktuellen gesellschaftskritischen Diskurs streben namhafte Autoren wie etwa Alain Badiou eine Wiederbelebung der Idee des Kommunismus an. Diesen Rückgriff auf Retro-Konzepte als Orientierungshilfen in unserer unübersichtlichen Zeit stört der ungarische Philosoph und Dissident Mihály Vajda in der dritten Ausgabe der Passagen Gespräche mit Peter Engelmann. Dabei redet er keineswegs einem postdemokratischen Konformismus das Wort – wie ihm Konformismus überhaupt fremd ist: Als ungarischer Jude ist Vajda nur knapp der Ermordung durch die Nazis entgangen. Als antifaschistischer Schüler von Georg Lukács wurde er vom Kádár-Regime verfolgt. Nach der Wende wurde er vom Orbán-Regime marginalisiert. Welche gesellschaftskritischen Positionen und philosophischen Perspektiven ergeben sich aus dieser biografischen Erfahrung gerade in Hinblick auf die Aktualität von Krieg, Terror, Flucht und Vertreibung?
Die Passagen Gespräche bringen die Vielfalt des Passagen Programms auf die Bühne und in den Dialog mit dem Publikum. Im Theater als Ort der Begegnung und des kulturellen Experiments wird die offene Gesprächssituation zum intellektuellen Abenteuer. Kapitalistische Demokratien westlicher Prägung sind aktuell sowohl durch geopolitische Konflikte und radikale Bewegungen von außen bedroht, als auch durch anhaltende ökonomische und politische Krisen von innen gefährdet. Die Suche nach alternativen Gesellschaftsentwürfen gewinnt damit zunehmend an Brisanz. Als dialogisches Format zur kritischen Reflexion wollen die Passagen Gespräche drängende Gegenwartsprobleme nicht nur analysieren, sondern Fragen nach der Veränderbarkeit bestehender Verhältnisse stellen: Was ist das Interventionspotenzial der Philosophie? Worin liegen die subversiven Möglichkeiten künstlerischer Praxis? Wo werden tragfähige politisch-emanzipatorische Strategien entwickelt?