Im Schoß des osteuropäischen Judentums kommen im frühen 20. Jahrhundert die Zwillinge Ida und Dolores auf die Welt – vermeintlich als Mädchen und Junge. Während ihrer Kindheit auf dem Land nutzen die beiden die diversen Angebote zu Schlägereien und Ballettunterricht. Ihre Tanzbegabung führt sie früh aus der Enge der Provinz auf die europäischen Varieté-Bühnen der Goldenen Zwanziger. Mit dem Überfall NS-Deutschlands auf Polen wird diese Verbindung plötzlich prekär. Nach zwei Jahren des Zusammenhaltens im Warschauer Ghetto werden die Zwillinge gewaltsam getrennt, Ida nach Treblinka deportiert. Dolores schlägt sich ohne die Schwester bis in die deutsche Hauptstadt durch. Im Untergrund des queeren Berlins lebend und mit gefälschten Papieren ausgestattet, tritt sie im Wintergarten-Varieté als Tänzerin auf. Berühmt und begehrt für ihre schönen Beine, verschafft sie sich Zugang zu den Kreisen der Logistiker des Holocaust, um im Zentrum der Macht erbarmungslose Rache an den Nazis zu üben.
Autor und Regisseur Tucké Royale lässt in seinem Rachemusical die Biographien queerer, jüdischer Widerstandskämpfer*innen miteinander verschmelzen. Mit Dolores habt ihr nicht gerechnet erzählt von zwei bewaffneten Heldinnen und setzt dem Stereotyp jüdischer Ohnmacht und Wehrlosigkeit die ausnahmslose Vergeltung der deutschen Schuld entgegen.
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Uraufführung: 26/Oktober 2017
Text und Regie Tucké Royale Co-Autor Johannes Maria Schmit Bühne, Kostüme und Puppen Josa Marx Licht Daniel Krawietz, Fritz Stötzner Dramaturgie Tobias Herzberg Recherche/Künstlerische Mitarbeit Mateusz Szymanówka Produktionsleitung ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Mit Mathias Becker, Friedericke Miller, Oscar Olivo, Mehmet Yılmaz (Puppenspiel) und Ted Gaier, Yuriy Gurzhy, Angy Lord, Paula Sell (Musik)
Die Produktion ist ein Projekt von Tucké Royale und dem Schwulen Museum* Berlin, gemeinsam produziert mit dem Studio Я des Maxim Gorki Theaters Berlin. In Koproduktion mit Kampnagel Hamburg und in Zusammenarbeit mit dem Puppentheater Halle. Im Rahmen des Projekts »Queering Holocaust History« gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, sowie gefördert durch die Kulturbehörde Hamburg, Hamburgische Kulturstiftung, Rusch Stiftung und Rudolf Augstein Stiftung.