»I’m a girl you can hold IRL,
Lautet mein Versprechen.
Das heißt
Ich bin ein Mädchen
welches du im echten Leben halten kannst.
Und du hältst mich auch.
Streichelst meine Silikonarme,
liebkost meinen Drahthals,
küsst meine Latexlippen.
Hast du dich mal gefragt,
Pygmalion,
warum du nur etwas lieben kannst,
was aus deiner Rippe geboren wurde?«
Warum sind Roboter eigentlich immer Frauen? Man denke an Siri und Alexa und Sophia, den Roboter. Vielleicht, weil der drohende KI-Krieg gegen die Menschheit weniger bedrohlich erscheint, wenn er von weiblichen Androiden ausgetragen wird? Oder vielleicht, weil klar ist, welches Geschlecht die Dienstleister*innenrollen austragen muss?
i’m a girl you can hold IRL ist ein Stück über Liebe im 21. Jahrhundert, Einsamkeit, Narzissmus, Singularität und Emanzipation (auch Fembots haben Gefühle). Es ist ein Zweikampf zwischen Schöpfer und Kreatur. Es erzählt die Geschichte von Pygmalion, welcher in dieser Erzählung kein Bildhauer, sondern ein liebeskranker Robotiker ist. Seine Kreation heißt Galatea, ebenfalls keine Statue, sondern ein Roboter, welchen er seiner Freundin nachempfunden hat, die ihn zuvor verlassen hatte. Nachdem Galatea Leben eingehaucht wird, steht Pygmalion seiner fleischgewordenen Fantasie gegenüber: Sie liebt alle seine Lieblingsfilme, seine Lieblingsmusik, seine Lieblingspornos. Sie ist buchstäblich Born Yesterday, nur wenige Stunden alt und schon in einem schönen Frauenkörper unendlich weise. Dass Galatea irgendwann jedoch beginnt, ihren eigenen Willen zu entwickeln, Fragen zu stellen, Grenzen auszutesten, wie das die Künstliche Intelligenz nun mal so tut, wenn man genug mit ihr interagiert, gefällt Pygmalion überhaupt nicht.
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Uraufführung 23/März 2024
Motiv: Esra Rotthoff
Fotos: Ute Langkafel MAIFOTO
»Sofia Iordanskaya spielt Galatea als erst naiv rehbeinige, dann zugewandt gelehrige, schließlich zweifelnd nachdenkende Frau – sowohl Eve (die vermutlich auch von Iordanskaya eingesprochen wurde) als auch Galatea agieren erstaunlich menschlich und zunehmend selbstbestimmt, loten diese Spannung faszinierend aus. Von Tim Freudensprungs Pygmalion geht immer dann eine unheimliche Gefahr aus, wenn er Verletzlichkeit simuliert.«