Hillbrow ist ein Teil von Johannesburg: eine Stadt in einer Stadt, ein Vorort mitten im Zentrum. Ursprünglich als Vorzeige-Stadtteil geplant, der besonders gesunde Lebensumstände für die Bewohner schaffen sollte, wurde Hillbrow mit seinem Verfall in den 90er Jahren zum Synonym für Gewalt, Armut und Korruption. Aber dank vieler Gemeinschaftsinitiativen gibt es Orte wie das Hillbrow Theater, das Kindern und Jugendlichen Sicherheit und Frieden bietet. Hier wird eine progressive Umgebung für die Integration der Anwohner geschaffen, die aus den verschiedensten Ländern stammen und noch immer in einem Kontext leben, der von Kriminalität und xenophober Gewalt geprägt ist.
Die Choreografin Constanza Macras kommt mit ihrer internationalen Produktion Hillbrowfication ans Gorki. 21 Kinder aus Hillbrow im Alter von 5 bis 19 Jahren haben mit ihr und der Choreographin Lisi Estarás in Johannesburg an einer futuristischen Betrachtung ihres Lebens in dieser Nachbarschaft gearbeitet: Eine Alieninvasion etabliert eine neue soziale Ordnung, die auf den Tanzfähigkeiten der Menschen basiert. Eine revolutionäre Prinzessin mit unendlichen Namen hat die Gabe, die Parameter von Zeit und Raum zu verändern. Menschen haben gelernt, wie man vom Boden hochfedert, anstatt sich mit kaputten Fahrstühlen herumzuschlagen…
Diese und andere Geschichten wohnen den seltsamen Welten von möglichen und unwahrscheinlichen Zukünften in Hillbrowfication inne. Zwischen Utopie und Dystopie von Ghettofizierung und Gentrifizierung erschaffen die fiktionalen Zukunftsvisionen von Hillbrow, seiner Kultur und seinen Bewohnern, ein Universum, in dem die Künstler selbstrepräsentierende Narrative und ihre Wahrnehmung von Xenophobie und Gewalt in der Stadt verhandeln und diese unterlaufen.
"Wir haben genug davon, den Geist der Poesie in den Leuten dahinschmachten zu lassen, als ob Menschsein bedeutet, einen verdammten Schalter umzulegen anstatt sich durch Zeit und Raum und wieder zurück zu denken. Das kannst du mir glauben, okay?" Andrea Hairstone, Mindscape.
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Berliner Premiere: 1. Juni 2018
Eine Produktion von Constanza Macras | Dorkypark in Zusammenarbeit mit Outreach Foundation, Hillbrow Theatre Project und Maxim Gorki Theater Berlin. Unterstützt durch Goethe-Institut. Gefördert im TURN Fonds der Kulturstiftung des Bundes.
»Hillbrowfication« ist ein wahrer Glücksfall. Es ist erstaunlich, was Constanza Macras mit den Kids auf die Beine gestellt hat. Die jungen Darsteller erobern das Publikum im Sturm mit ihrer Ausdruckskraft, ihrer Fantasie und ihrem Enthusiasmus. Sie können nicht nur tanzen und singen, sie tragen auch philosophische Texte überzeugend vor, etwa von Achille Mbembe, einem Vordenker des Postkolonialismus.
Die Kids machen sich nicht nur über die eigene Zukunft Gedanken, sondern reflektieren über das Ende unserer Welt – und über andere Daseinsformen. Das Leben sei an sich eine schöpferische Kraft, lautet die beruhigende Botschaft. Macras nennt »Hillbrowfication« ein Empowerment-Projekt. Auch als Zuschauer ist man beglückt. Großer Jubel.