»An dem Tag, als ich geboren wurde, kamen viele Geschichten meines Lebens zur Welt. Jede trägt ihre eigene Wahrheit und Weisheit.«
— May Ayim, Grenzenlos und unverschämt
May Ayim, ghanaisch-deutsche Lyrikerin, Wissenschaftlerin und politische Aktivistin, wurde 1960 in Hamburg geboren, wuchs in Münster auf und lebte ab 1984 in Berlin, wo sie als Sprachtherapeutin sowie als Dozentin und Studienberaterin arbeitete. Als eine der Vorreiter*innen der Schwarzen Deutschen Bewegung gehörte sie 1986 zu den Gründer*innen der Initiative Schwarze Deutsche und Schwarze in Deutschland (ISD). Im Alter von 36 Jahren nahm sie sich das Leben.
Ayim, Autorin einer Vielzahl von Aufsätzen in Sammelbänden und Zeitschriften, ist Mitherausgeberin und Mitautorin des Klassikers Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte. Ihr Werk umfasst Gedichte und Essays, die in den Bänden blues in schwarz weiss (1985), nachtgesang sowie Grenzenlos und unverschämt (beide 1997) erschienen.
Mit ihrer Forschung zur Geschichte und Gegenwart afrodeutscher Menschen, vor allem aber mit ihrer politischen Lyrik machte sich May Ayim, deren Texte und Gedichte in mehrere Sprachen übersetzt wurden, im In- und Ausland einen Namen.
Sie zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten Dichter*innen und Denker*innen in einem Land, das nicht-eurozentrischen Perspektiven wenig Raum gibt. Dass ihr gesammeltes Werk die jung verstorbene Dichterin überlebt hat und so ihre Ideen und Visionen bis in die Gegenwart zu tragen vermag, ist ein großes Glück. Denn ihre Gedichte haben bis heute nicht an Kraft verloren und ihre Essays nicht an Aktualität. Von May Ayim können wir lernen, dass Dichten nicht elitär sein muss, um zu berühren, und Denken nicht abgehoben, um Wahrheiten zu transportieren.