Jessika Khazrik (*1991 in Beirut, tätig in Berlin und Beirut) ist Künstlerin, Komponistin, Technologin, Autorin und DJ, deren interdisziplinäre Praxis von Performance über maschinelles Lernen bis hin zu Ökotoxikologie, Kryptographie, bildender Kunst, Wissenschafts- und Musikgeschichte reicht. Khazrik hat einen Bachelor-Abschluss in Linguistik und Theaterwissenschaften von der Libanesischen Universität (LB) sowie einen MS in Kunst, Kultur und Technologie vom MIT (US), wo sie mit dem Ada Lovelace Prize ausgezeichnet wurde.
Mit ihren Soundscapes, in denen sie Klänge aus Schutthalden, über tausendjährigen Kompendien der Heilkunst und militärischer Werbung sowie Technik online und vor Ort sammelt, untersucht Jessika Khazrik die ökologischen und technisch-politischen Prämissen der Volkswirtschaften, die wir bewohnen oder vergessen. Oft entstehen ihre Arbeiten aus vocodierten Kooperationen mit multimodalen neuronalen Netzwerken, die mit unberechenbaren arabischen Rhythmen verfremdet werden. Dabei nutzt sie feierliche Versammlungsorte, um nach lokal verankerten Universalismen zu suchen, die auf die Dystopien unserer heutigen Zeit eine kollektive Antwort geben könnten. Neben ihren Live-Auftritten, ihrer Lehrtätigkeit in Sprachsynthese und elektronischer Musikproduktion sowie der Erstellung von Klanginstallationen komponiert Khazrik auch Musik für Filme, Videospiele und Performances und schreibt über Musik. Sie hat unter anderem Musik für GEOCINEMA, Johanna Hedva, Ahmad Beydoun und das Maxim Gorki Theater komponiert und produziert.
Ihre Soloarbeiten hat sie unter anderem an folgenden Orten gezeigt: dem Rewire Festival (NL), Haus der Kulturen der Welt (DE), Terraforma (IT), CTM Festival (DE), Ballroom Blitz (LB), ALL (CN), SONICA (SI), Silent Green (DE), Les Urbaines (CH), Theater der Welt (DE), in Steinbrüchen, in ihrem Haus und an geheimen Orten. Ihre Mehrkanal-Klanginstallationen und Soundperformances wurden unter anderem von Para Site (HK), der Kunsthalle Wien (AT), dem Los Angeles Contemporary Exhibitions Center LACE (US), dem Muzeum Sztuki w Łodzi (PL), ar/ge kunst (IT), der LUMA Foundation (CH) und dem Museum für Moderne Kunst Warschau (PL) in Auftrag gegeben. Ihre Essays und Kurzgeschichten wurden in Anthologien, im Bidayat Journal (LB), Zweikommasieben (CH), MadaMasr (EG), Kohl Journal (LB), The Funambulist (FR), Almodon (LB) und Ibraaz (US) veröffentlicht, um nur einige zu nennen.
012-13 war sie Stipendiatin des Home Workspace Program an der Ashkal Alwan-Kunstakademie bei Matthias Lilienthal, 2018-19 Stipendiatin bei Digital Earth und 2020 Gastdozentin an der HfK Bremen sowie Redakteurin der International Solidarity Page der Monatszeitung 17 Teshreen/17. Oktober. Derzeit ist sie 2021-22 Fellow bei der SHAPE PLATFORM for Innovative Music, 2022-23 Artist Fellow bei der Performance-Organisation If I Can't Dance und Forschungsbeauftragte beim Research on the Arts Programme des Arab Center for Social Sciences (ASS) und des Arab Fund for Art and Culture (AFAC).
Foto: Robert Sieg