Hayko Bağdat (* 1976 in Istanbul) ist ein türkisch-armenischer Journalist, Autor und Kabarettist. Er besuchte die Esayan-Schule für die Grundbildung und das Mıhitaryan Gymnasium für die Sekundarstufe. Anschließend studierte er Literatur und Geschichte an der Universität Istanbul. Seine journalistische Laufbahn begann 2002 mit der Radiosendung Sözde Kalanlar auf Yaşam Radyo, die sich mit Minderheitenfragen in der Türkei befasste. Er war damit der erste armenische Radiomoderator, der in der Türkei über Armenier berichtete. Ab 2003 schrieb er Kolumnen für die armenische Zeitung Marmara und später für die Tageszeitung Taraf sowie das Online-Portal Diken.
Hayko Bağdat begann im März 2015 mit der Aufführung seines Stand-up-Programms Salyangoz (Schnecke) im BKM Mutfak Sahne in Istanbul. In diesem Programm thematisiert er humorvoll das Leben als Angehöriger einer christlichen Minderheit in einer überwiegend muslimischen Gesellschaft. Außerdem hat Hayko Bağdat mehrere Bücher veröffentlicht, die sich mit seinen persönlichen Erfahrungen und gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. Zu seinen Werken zählen Die Schnecke (2014), Gollik (2015), Die Wohngegend Kurtuluş ist allzu verdorben (2016), Haykologie (2016), Being an Armenian (2023) und Gab es letzte Nacht einen Toten in Ihrem Haus? (2024).
Nach dem Putschversuch in der Türkei 2016 wurden zahlreiche kritische Medien, für die Bağdat gearbeitet hatte, verboten oder geschlossen. Außerdem sprach die Regierung von Erdoğan zahlreiche Haftbefehle gegen Hayko Bağdat aus, und er erhielt Morddrohungen. Als auch der Buchverlag İnkılap Yayınevi keine Bücher mehr von ihm veröffentlichen konnte, wurde ihm in seinem Heimatland die Arbeitsgrundlage entzogen, und er siedelte nach Berlin über.
Nach seinem politischen Exil setzte Bağdat die Aufführungen von Salyangoz international fort. Er trat in Städten wie New York, San Francisco, Montreal, Toronto, Paris, London, Wien, Berlin, Amsterdam, Basel, Kopenhagen, Frankfurt, Köln, Hamburg, Innsbruck, Bielefeld und Dortmund auf. Insgesamt führte er Salyangoz über 100 Mal auf und erreichte dabei zehntausende Zuschauer. Die Aufführungen fanden sowohl in türkischer Sprache als auch mit Simultanübersetzungen statt, um ein breiteres Publikum anzusprechen. In Berlin wurde das Programm beispielsweise im Maxim Gorki Studio präsentiert. Doch auch in Berlin erhielt er erneut Morddrohungen und steht seitdem unter Polizeischutz.