Albert Woodfox kam 1947 zur Welt und ist in eine turbulente und wegweisende Zeit in den USA hineingeboren worden: Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und im Entstehungsjahr des Gesetzes National Security Act, das die Neuausrichtung der US-amerikanischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik im Kalten Krieg festlegte und die Gründung der Central Intelligence Agency (CIA) zur Folge hatte.
Albert Woodfox wuchs in New Orleans in Louisiana mit vier Brüdern und einer inzwischen verstorbenen Schwester auf. Seine Mutter zog die sechs Kinder alleine groß. An Liebe mangelte es in der Familie nie, doch die Armut war allgegenwärtig. So erlag Albert Woodfox als junger Erwachsener den Verlockungen der Straße und fand sich schon bald hinter Gittern wieder. Seine Zusammenstöße mit dem Gesetz brachten ihn schließlich in das als »Angola« bekannte und berüchtigte Gefängnis in Louisiana. Der Bundesstaat gilt heute als Wegbereiter für Masseninhaftierungen in den USA.
Schon 1977 haben zwei US-Gerichte festgestellt, dass die Haftbedingungen im »Angola« gegen die Verfassungen des Bundesstaates und der Vereinigten Staaten von Amerika verstießen. Ein Gericht kommentierte dies mit den Worten, dass die Zustände im »Angola« »für jeden vernünftig denkenden Menschen ein Schock seien«. Darüber hinaus war das »Angola« in den 1960er- und 1970er-Jahren ein segregiertes Gefängnis. Bis in die frühen 1970er-Jahre gab es im »Angola« noch nicht einmal afroamerikanische Beschäftigte. In diesem brisanten Umfeld gründeten Albert Woodfox und der mittlerweile verstorbene Herman Wallace im Gefängnis eine Ortsgruppe der Black Panther Party. Bald darauf schloss sich ihnen auch Robert King an. Gemeinsam kämpften die drei für eine gerechte Behandlung und bessere Haftbedingungen, für Solidarität zwischen weißen und Schwarzen Inhaftierten und gegen die damals dort übliche Praxis der Vergewaltigung und sexuellen Versklavung.
Ihr mutiges Engagement kam sie teuer zu stehen. Mit Mordanklagen und der Verlegung in Einzelhaft – die in Louisiana als Closed Cell Restriction (Zelleneinschluss) bekannt ist – versuchten die Behörden, ihre Organisierung zu beenden. Die als »Angola 3« bekannten Gefangenen erklärten immer wieder ihre Unschuld und übernahmen ihre Verteidigung mehr als 20 Jahre lang selbst, bis schließlich vor Ort eine Unterstützer*innengruppe entstand und später eine rechtliche Vertretung dazu kam.
Der Support für die »Angola Three« weitete sich kurz darauf auf die gesamten USA und schließlich zu einem internationalen Bündnis aus. Was anfangs noch ein Einzelfall war, wurde schnell zu einer Kampagne und dann zu einer globalen Bewegung, die sich bis heute für die Beendigung ungerechter und unmenschlicher Praktiken einsetzt, wo auch immer diese bestehen.
Nach 43 entsetzlichen Jahren in Isolationshaft ist Albert Woodfox nun selbst in der Bewegung aktiv, die er mitinspiriert hat. Auf die Frage wie er die vielen schwierigen Situationen gemeistert hat, sagt er: »Wenn du ein edles Anliegen hast, kannst du die Last der ganzen Welt auf den Schultern tragen.« Albert Woodfox hält heute öffentliche Vorträge und setzt sich für politische und juristische Reformen ein. Zudem verbringt er viel Zeit mit seiner Tochter, seinen Enkel*innen und Großenkel*innen, dem Unterstützungsteam der „Angola 3« und einem riesigen Umfeld aus Familie, Freund*innen und Mitstreiter*innen.
Rassismus, Machtmissbrauch, Fehlverhalten der Staatsanwaltschaft und Korruption der Behörden - all das ist Albert Woodfox widerfahren, doch sein Vermächtnis ist das eines Menschen, der das erlittene Unrecht überwunden hat. Albert Woodfox trägt die Energie seines Geburtsjahres in sich und lebt auch weiter sein Leben im Streben nach Gerechtigkeit.