Deutschland hat sich zu einer pluralen Einwanderungsgesellschaft entwickelt. Dies bleibt nicht ohne Konflikte aus: Zugehörigkeiten und Rechte von Minderheiten werden ausgehandelt, Befürworter und Gegner von Vielfalt treffen aufeinander, Allianzen entstehen über Herkunftsgrenzen hinweg. Kann eine solch diverse Gesellschaft noch in der Unterteilung von Migranten und Nichtmigranten gedacht werden? Prof. Dr. Naika Foroutan fordert: Wir brauchen ein Leitbild für das neue Deutschland! Wie wir uns als Gesellschaft definieren, so Foroutan, sei nicht eine Frage der Empirie, sondern des Narrativs. Was macht dieses Land aus? Wie wollen wir hier zusammenleben? Und wo wollen wir hin? Gemeinsam diskutiert Jakob Augstein mit Prof. Dr. Naika Foroutan über genau diese Fragen, über die Notwendigkeit einer Leitbild-Kommission und über die Veränderung des deutschen Selbstbildes durch die Flüchtlingskrise.
Naika Foroutan, Jahrgang 1971, ist Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin und stellvertretende Direktorin des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM). Zu den Schwerpunkten ihrer Forschungs- undLehrtätigkeit gehören u.a. die Themen Migration, Integration und postmigrantische Gesellschaften; Transformation von Einwanderungsländern; Islam- und Muslimbilder in Deutschland; sowie Identität und Hybridität. Sie ist zudem Vorstandsmitglied des Rats für Migration, einem Zusammenschluss von über 100 deutschsprachigen Wissenschaftlern, die mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in den öffentlichen Raum hinein intervenieren, um zur Versachlichung der Debatte um Migration und Integration beizutragen.