Grünes Herz, roter Hund – Seit dem 5. Dezember 2014 ist Bodo Ramelow Ministerpräsident von Thüringen. Und damit der erste linke Regierungschefder Bundesrepublik. Trotz anfänglicher Mutmaßungen, das Dreierbündnis mit SPD und Grünen halte nicht einmal bis zum Ende der Legislaturperiode, beweist der gebürtige Westdeutsche mittlerweile seit einem Jahr ein Händchen für einversöhnliches Miteinander im Kabinett: „Der Rote“ engagiert sich bisher intensiv für Asylbewerber und gegen Sügida und war maßgeblich an der Schlichtung des Deutsche Bahn Streikes beteiligt. Chaos und Revolution, wie von manchem Thüringer befürchtet, sind also ausgeblieben. Mit seiner knappen Mehrheit wird Ramelow beim Regieren dennoch genau beobachtet. Jakob Augstein diskutiert mit ihm über Parteienvielfalt, Demokratie und die Zukunftsperspektiven von „rot-rot-grün“. Bodo Ramelow wurde am 16. Februar 1956 als Sohn einer Hauswirtschaftsleiterin und eines Kaufmanns in Niedersachsen geboren. Er ist gelernter Einzelhandelskaufmann und arbeitete neun Jahre lang als Gewerkschaftssekretärin Mittelhessen. 1990 ging er nach Thüringen, um beim Aufbau der Gewerkschaftsstrukturenin den neuen Bundesländern zu helfen. Dort war er bis 1999 Landesvorsitzender der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV). Danach wurde er Mitglied der PDS und wurde unmittelbar in den Thüringer Landtag gewählt. 2004 wurde er zum Wahlkampfleiter der PDS für die Bundestagswahl 2005 bestimmt und war Verhandlungsführer der Linkspartei bei den Gesprächen zur Parteineubildung mit der WASG. Zehn Jahre später wurde der verheiratete Protestant und Vater von zwei Kindern vom Thüringer Landtag zum ersten linken Ministerpräsidenten gewählt. Der Autor Landolf Scherzer porträtierte Bodo Ramelow nach hundert Tagen im Amt in seinem Buch „Der Rote. Macht und Ohnmacht des Regierens“, Aufbau Verlag 2015, 363 Seiten.