BERLIN CALLING LAMPEDUSA - Refugee Protest and other Strategies of Resistance

gegen sätze

Lampedusa ist zum Synonym geworden. Zum Synonym für die äußeren Grenzen Europas. Für die Einreisebestimmungen der Europäischen Union. Für die europäische Asylpolitik. Das koloniale Erbe, welches ein globales, geopolitisches und soziales Gefälle etabliert hat, wird an diesem Ort sichtbar. Die nahezu täglich ankommenden Boote vom afrikanischen Kontinent sind als direkte Folgen dieser historischen Entwicklung zu sehen.

Lampedusa ist auch zum Synonym für die Grenzen geworden, die sich innerhalb der Europäischen Union fortsetzen. Im Gewand der jeweiligen nationalen Asylpolitik der Mitgliederstaaten werden Restriktionen und Gesetze festgeschrieben, welche die Rechte der Geflüchteten beschneiden. So wird in Deutschland Asylbewerber_innen das Recht auf Bewegungsfreiheit, die freie Wahl der Behausung, die Entscheidung über die Aufnahme einer Lohnarbeit und die Möglichkeit der politischen Partizipation abgesprochen. 

Lampedusa ist aber auch zum Synonym von Widerstand geworden. Es ist zum Synonym dafür geworden, dass die europäische Aufteilung ökonomischer Verhältnisse nicht hingenommen wird. Das verschärfte Kontrollsystem der EU der letzten Jahre hinderte nicht die „Autonomie der Migration“. In Lampedusa formuliert sich eine Dynamik, in der die grenzüberschreitende Mobilität zur politischen Praxis wird.

Lampedusa  ist aber nicht nur ein Synonym, sondern ein konkreter Ort, an dem die lebensbedrohlichen Ausmaße der Europäischen Asylpolitik sehr deutlich zum Ausdruck kommen. Aber auch in Lampedusa wird die perfide Situation nicht hingenommen. Sowohl die Zivilbevölkerung als auch die Geflüchteten selbst akzeptieren die unmenschlichen Bedingungen nicht, die dort entstanden sind und von ganz Europa hingenommen werden.

In der dreitägigen Veranstaltung werden sowohl Geflüchtete, als auch Aktivist_innen und Künstler_innen aus Italien und Deutschland zu Wort kommen, um gemeinsam die weitreichenden Dimensionen der europäischen Asylpolitik zu beleuchten. Welche Bedingungen stellen sich an den Grenzen und welche inmitten der Europäischen Union, wird eine der zentralen Frage der Veranstaltung sein. 

Moderation: Maxi Obexer 
Konzept: Yasmina BellounarMaxi ObexerBahareh Sharifi

Do 23. JAN 20:30 
Szenische Lesung
 Das Geisterschiff erzählt von einer Geschichte, die sich im Dezember 1996 abspielte. Damals ertranken vor der Südküste Italiens 283 Geflüchtete, deren Tod jahrelang verschwiegen wurde. So spukte in diesem Gebiet die Legende eines "Geisterschiffes“ herum, dessen Existenz und Untergang erst sechs Jahre später von einem italienischen Journalisten aufgedeckt wurde. Maxi Obexer präsentiert Auszüge aus ihrem Theaterstück in einer szenischen Lesung mit Ensembleschauspieler_innen, bei dem weniger die Rekonstruktion, als vielmehr die Behandlung des Unglücks im Vordergrund steht.

Danach zeigen wir in Gegenwart des Regisseurs Stefano Liberti die filmische Dokumentation Mare Chiuso (OmU), die den Migrationsverlauf von dem afrikanischen Kontinent aus der Perspektive von eritreischen und somalischen Geflüchteten erzählt. 

Die anschließende Publikumsgespräch findet auf Englisch statt.

Fr 24. – Sa 25. JAN 20:30 
Konferenz
Die zweitägige Konferenz mit Aktivist_innen, Journalist_innen und Geflüchteten aus Italien und Deutschland beleuchtet die Frage nach der Selbstorganisastion von Geflüchteten und anderen Strategien des Widerstandes. 

Referent_innen

Fr 24. JAN

Lampedusa - Resistance at Europe’s Borders

Harald Glöde  (Borderline Europe - Berlin) 
Giacomo  Sferlazzo - Askavusa (Musiker und Aktivist - Lampedusa)
Zakaria Mohamed Ali (Fotojournalist und Aktivist - Rom)
Abdelbasset Jenzeri(Fischer und Aktivist - Tunesien) 

Musikalischer Beitrag von Giacomo Sferlazzo

Die Diskussion findet auf Deutsch, Italienisch und Arabisch statt. Italienisch und Arabisch wird ins Deutsche übersetzt.


Sa 25. JAN

Refugee-Self-Organization and Protest in Germany

Women in Exile & Friends (Brandenburg) 
Prof. Dr. Nivedita Prasad (Professor an der Alice Salomon Hochschule Berlin) 
Napuli Paul Lange (Geflüchtetenaktivistin vom Protest Camp am Oranienplatz - Kreuzberg/Berlin)
Thomas Kilpper (Künstler - Berlin)

Die Diskussion findet auf Englisch statt.


Die Berlin Calling-Reihe wird in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltet. (Realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin)

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