No Pasaran

2024: ¡No Pasarán!

Gespräch

Rassismus und Antisemitismus finden am Arbeitsplatz statt, in Familien und Schulen, auf der Straße, im Netz, in den Medien. Deren mörderische Zuspitzung zeigt sich im rassistischen Terrorakt in Hanau. Hanau war natürlich kein Einzelfall. Gleichzeitig stellt sein Nachhall einen Wendepunkt dar: Die unermüdliche Arbeit der Angehörigen und Überlebenden rund um die Initiative 19. Februar entwickelte Druck, stellte Öffentlichkeit her und sorgte für konkrete politische Folgen. Ihre Arbeit lässt sich nicht vom institutionellen Rassismus und fehlenden Aufklärungswillen ausbremsen und ist dabei eingebettet in das solidarische Engagement von antirassistischen Aktivist*innen und Initiativen in ganz Deutschland. Erinnerung reduziert sich nicht aufs Gestern, sondern ist Mahnung und Auftrag zu Veränderung und Verbesserung.

Viele von uns haben dem erinnerungsweltmeisterlichen Sonntagsbraten nie getraut. Allerspätestens Anfang 2024 sollte jedes Belächeln gefroren sein. Während Teile der deutschen Gesellschaft schlafen, sich in innerlinken Deutungskämpfen zerfleischen oder fröhlich und frei »die berechtigten Sorgen« potentieller Nazi-Wähler befeuern, bereiten sich die Faschisten optimistisch auf die Machtübernahme vor. Der Täter von Hanau studierte fleißig die Auswürfe der nun in den Startlöchern Stehenden, die er ebenfalls in seinem eigenen »Manifest« zitierte.  

Rassismus und Antisemitismus werden am Arbeitsplatz bekämpft, in Familien und Schulen, auf der Straße, im Netz, in den Medien. Dabei spielen Gewerkschaften und Wissenschaft, politische Bildung und Aktivismus je eigene Rollen. Welche Chancen gibt es für Netzwerke, die politisch unterschiedliche Überzeugungen hintenanstellen? Welche Fortschritte sind zu würdigen, welche Rückschritte drohen? Wie können liberale Werte und Demokratie verteidigt und gleichzeitig bestehende Defizite überwunden werden? Klar ist: Bewegung gibt es nur gemeinsam. In alle Richtungen.


Gespräch mit Newroz Duman (Initiative 19. Februar Hanau), Stefan Körzell (Bundesvorstand Deutscher Gewerkschaftsbund), Julia Alfandari, Naika Foroutan u. a.

Moderation Doris Akrap