Die Aktion 33 Bücher für ein anderes Belarus ist als Antwort auf die Repressionen gegen die unabhängige belarusische Kulturszene entstanden, die nach den gewaltsam niedergeschlagenen Protesten 2020 beginnen und bis heute in vollem Gange sind.
Die prekäre Situation betrifft alle Akteure der unabhängigen Kulturszene, ganz speziell die unabhängigen Verlage, die schon früher immer wieder ins Visier des belarussischen Staates gerieten. Heute gibt es für sie kaum mehr Freiräume in Belarus: Viele Verlage wurden zwangsliquidiert, die Herstellung der Bücher verhindert. Die Initiator*innen von 33 Büchern für ein anderes Belarus, Sylvia Sasse, Iryna Herasimovich und Lukas Bärfuss, wollen diese Situation zumindest für 33 Titel ändern und versuchen, Bücher aus Belarus und für Belarus in anderen europäischen Verlagen erscheinen zu lassen. Einerseits wollen sie damit konkrete Titel ermöglichen, andererseits soll die Aktion ein Angebot sein, über Freiräume für Kultur anders als entlang der nationalen Grenzen nachzudenken.
Auch das Café des Gorki Theaters wird an dem Abend zu einem Ort, an dem belarusische unabhängige Kultur stattfindet. Die Initiatorinnen von 33 Büchern Sylvia Sasse und Iryna Herasimovich stellen die Aktion, das Konzept, die Entstehungsgeschichte und die weiteren Pläne vor. Zusammen mit dem belarusischen Verleger und Dichter Zmicier Vishniou bieten sie außerdem eine Einführung in den ersten Band an, der im Rahmen der Aktion als Kooperationsprojekt des Schweizer Verlags Diaphanes und des nicht mehr existenten belarusischen Verlags Halijafy erschienen ist. Eine Anthologie mit Poetry, Theatertexten und Performancedokumentationen von zwei literarischen Vereinigungen, die die Emanzipation der belarussischen Literatur von der sowjetischen Tradition maßgeblich geprägt haben: der Bum-Bam-Lit-Bewegung und der Gesellschaft freier Autor*innen. Auf den fast 600 Seiten wurden zum ersten Mal Texte gesammelt, die nie eine Chance hatten, Teil des offiziellen Literatur- und Theaterkanons in Belarus zu werden und selbst für ein belarusisches Publikum unbekannt blieben. In diesem Band gibt es etwas, was uns momentan extrem fehlt, so Zmicier Vishniou, und zwar die Freiheit.