Orit verließ Israel und kam nach Berlin überzeugt davon, dass sie all ihren Ballast hinter sich gelassen hat. Offensichtlich hatte sie unrecht. Eine tragikomische Stand-Up-Show mit Orit Nahmias, Bettina Lamprecht und Moritz Sauer.
Nach der Performance werden Dalia Castel und Orit Nahmias ihren preisgekrönten Dokumentarfilm Jerusalem for cowards zeigen.
Jerusalem for Cowards
“Als wir jung waren und noch in Jerusalem wohnten, hat man uns eingeredet, dass in 20-30
Jahren nur noch Orthodoxe und Araber in der Stadt leben würden. Man baute darauf, dass
wir die Stadt retten und für ihren säkularen und modernen Charakter kämpfen würden. Dass
wir sie in die kosmopolitische Stadt wandeln würden, die sie sein könnte. Es hat nicht
geklappt. Stattdessen wurden die Einschüchterungen zur sich selbst erfüllenden
Prophezeiung. Wir hatten solche Angst, in der Stadt einmal kein Platz zu haben, dass wir
gingen. Wir wurden Teil einer ganzen Generation junger säkularer Jerusalemer, die die Stadt
verlassen haben. Eine Generation, der nichts heilig ist und die nicht bereit ist, für irgendwas
zu kämpfen. Eine Generation von Feiglingen.”
Die Filmemacherinnen Dalia Castel und Orit Nahmias gehören zu den schätzungsweise
25.000 Israelis, die sich in den letzten Jahren in Berlin angesiedelt haben. Jerusalem, die
Stadt ihrer Kindheit, hat sie nie losgelassen. Für den Film kehren sie zurück. Fremde. Eine
Woche lang werfen sie jeden Tag einen anderen Blick auf diesen zugleich mythischen und
irdischen Ort. Sie schließen sich Führungen für Reisegruppen an, sprechen mit
Straßenhändlern und gehen ins Stadion des berühmt berüchtigten Jerusalemer
Fußballvereins Bitar Jerushalaym bevor sie sich ihrem eigenen Jerusalem zuwenden: Der
freien Schule, die zu einem Parkplatz wurde, der Familie, den FreundInnen und dem Haus
von Dalias Mutter, das heute eine Yeshive, eine orthodoxe Religionsschule beherbergt.
Im jungen Erwachsenenalter verlassen viele Menschen ihre Heimatstadt, aber was ist, wenn
man von ihr verlassen wird?