Alfredo Jaar

(Kindness) of (Strangers) 2015, Neonschrift und Druck, gerahmt

Alfredo Jaars neue, speziell für den Herbstsalon entwickelte Arbeit (Kindness) of (Strangers) konfrontiert die Besucher mit einer großflächigen, komplexen Anordnung von Neon-Pfeilen. Der wirr anmutenden Komposition liegt ein allgemein bekanntes Phänomen zugrunde: die Bewegung von Menschen, von Süden nach Norden. Eine kleine beigefügte Grafik liefert den Schlüssel: die Pfeile folgen den Hauptrouten von Migranten im Jahr 2015. Der Umfang und die Komplexität der Bewegungen, die sich über ganz Europa erstrecken, offenbaren das Ausmaß aktueller Krisen ebenso wie die schier endlos scheinenden, außergewöhnlichen Wege der vor Krieg und Verfolgung flüchtenden Migranten, auf denen ihnen Freundlichkeit aber auch das Gegenteil begegnet. Mit den Worten des Künstlers: »In dieser chaotischen Kartierung sind wir alle Fremde auf der Suche nach Freundlichkeit.«

Eine Ästhetik zum Widerstand (Neufassung) 1992–2015, Neonschrift

1992 installierte Alfredo Jaar auf den Stufen des Pergamonaltars auf der Museumsinsel in Berlin ein temporäres Mahnmal: Neonschriftzüge der Namen von 15 deutschen Städten, in denen Anschläge auf Asylbewerberheime oder andere Attacken gegen Ausländer*innen verübt worden waren. Angesichts der aktuellen Situation in Deutschland und der erneuten Gewalt gegen Migrant*innen und Geflüchtete, nimmt der Künstler diese Arbeit wieder auf und überarbeitete die Liste mit aktuellen Tatorten.

ALFREDO JAAR, geb. 1956 in Santiago de Chile, lebt und arbeitet in New York. Weltweit über 75 öffentliche Interventionen, u.a. mehrfach auf der Biennale di Venezia, der Bienal de São Paulo und der documenta, Kassel. Jüngste Retrospektiven 2012 in Berlin durch die nGbK organisiert, sowie 2014 im Museum of Contemporary Art Kiasma, Helsinki.

Mitarbeit: Frank Wagner
Courtesy Galerie Thomas Schulte